Blinde Kuh goes Lichtspiel: Auf dem Gundeldinger Feld feierte am Samstag das erste «Dîner Lumière» Premiere. Die neu lancierte Reihe verknüpft ein gastronomisches Erlebnis mit anschliessender Filmvorführung. Zum Auftakt wurden die Gäste – passend zum Film «The Artist» – in die 1920er-Jahre zurückversetzt.
In Zeiten, in denen sich viele Menschen über exorbitante Popcorn-Preise und lieblose Massenabfertigung in den Mainstreamkinos aufregen und ihre Filmabende vorzugsweise zu Hause geniessen, sind neue Präsentationsformen gefragt. (Über den alarmierenden Besucherrückgang in den Kinos haben wir im Dezember ausführlich berichtet). Seit Jahren locken Open Air Cinemas Publikum ins Freie, im vergangenen Sommer liess man in Pratteln gar das Autokino wieder hochleben.
Ein neues Indoor-Konzept für Basel feierte am Samstag Abend Premiere: das «Dîner Lumière», eine Verschmelzung von Filmabend und Gastronomie. Das Restaurant Blinde Kuh lud dafür zu einem Dreigang-Menü in die Halle 7 des Gundeldinger Felds. Rund 60 Gäste erschienen zur Premiere, wurden vom Servicepersonal mit einem Cüpli empfangen und visuell auf den Themenabend eingestimmt: Die Angestellten waren im eleganten Stil der «Roaring Twenties» eingekleidet, erinnerten mit ihren Outfits, Frisuren und den dünnen Schnurrbärten an die Ära des Stummfilms. Viele Kerzenlichter, Rosen, und liebevolle Decors wie eine alte Popcornmaschine sorgten für einen stimmigen, nostalgischen Rahmen, im Hintergrund legte Discjockey Milos D alte Nummern wie «Messin’ Around with the Blues» von Memphis Slim auf.
Liebeserklärung ans Stummfilm-Zeitalter
Nach zwei sehr leckeren Gängen (allein die Erbsen-Minze-Suppe war köstlich) kündigte der Filmwissenschaftler Eric Ryhiner, der mit Anina Michel den Event organisierte, den kulturellen Part an: Eine Woche, bevor in Los Angeles zum 86. Mal die Oscars verliehen werden, projizierte er den grosse Abräumer des Jahres 2012 auf eine Leinwand: «The Artist» von Michel Hazanavicius, die preisgekrönte Liebeserklärung ans Stummfilm-Zeitalter.
Ein Film, in dem kaum ein Wort gesprochen wird. Leider konnte man die Gäste in der angrenzenden Bar nicht stumm schalten: Ihr Geplauder beeinträchtigte in den Pianissimo-Szenen den Filmgenuss. Womöglich wäre es sinnvoll, den Lärmpegel in Zukunft einzudämmen, etwa mit Hilfe eines Vorhangs.
Eine Zukunft hat sie aber auf jeden Fall, diese Veranstaltung, die mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde und den Mehrwert bot, für den Kinofans gerne etwas bezahlen (Apéritif, 3-Gang-Menü und Film: 89 Franken).
Fürs zweite Mal gilt es, die Abläufe noch etwas zu beschleunigen. Der Abend begann um 19 Uhr und war erst gegen Mitternacht zu Ende – der Andrang an der Kasse zeigte am Ende, dass viele Gäste die letzten ÖV erwischen wollten.
Doch das sind Kinderkrankheiten, das Konzept überzeugt, gastronomisch wie auch cineastisch. Was bei der zweiten Ausgabe geplant ist, steht noch nicht definitiv fest. «Ich habe mal mit Tim Fehlbaum Kontakt aufgenommen», verrät Eric Ryhiner. Fehlbaum, ein junger Basler Filmemacher, wurde vor drei Jahren für seinen Erstling «Hell» gefeiert. Ryhiner könnte sich vorstellen, den Filmabend mit einer Diskussion zu kombinieren. Sollte «Hell» gezeigt werden, darf man auf die gastronomische Umsetzung gespannt sein. Höllisch scharf womöglich? Sicher ist, wann das «Dîner Lumière» in die zweite Runde geht: Am 26. April.