Ein lausiger Basler Nachmittag in Bern – die Meisterparty ist vertagt

Der FC Basel vergibt den ersten Matchball im Titelrennen. Nach der GC-Pleite am Vortag unterliegt der FCB bei den Young Boys nach einem weitgehend pomadigen Auftritt 1:3 (0:1) und kassiert nach 28 Spielen erstmals wieder eine Niederlage. Die Meisterparty ist damit mindestens bis Donnerstag und dem Spiel in Aarau vertagt.

Berner Spielverderber: Renato Steffen wird von Kollegen und Staff für sein Führungstor gegen den FC Basel gefeiert. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Der FC Basel vergibt den ersten Matchball im Titelrennen. Nach der GC-Pleite am Vortag unterliegt der FCB bei den Young Boys nach einem weitgehend pomadigen Auftritt 1:3 (0:1) und kassiert nach 28 Spielen erstmals wieder eine Niederlage. Die Meisterparty ist damit mindestens bis Donnerstag und dem Spiel in Aarau vertagt.

«Irgendwann passiert es», sagte Murat Yakin, «irgendwann reisst jede Serie.» Jene des FC Basel, 28 Spiele lang seit dem 11. August und einem 1:2 auf eigenem Platz gegen den FC Zürich, ist Ausdruck einer wenn auch nicht immer brillanten, so doch äusserst konstanten Leistungskurve des Titelverteidigers.

Nächste Ausfahrt: Aarau

Auch in Aarau hat es der FC Basel in der eigenen Hand: Ein Sieg in der 35. und vorletzten Runde, und er ist Meister. Die Partie im Brügglifeld wird am Donnerstag um 20.30 Uhr angepfiffen und live auf SRF2 übertragen, während die Grasshoppers daheim auf den FC Luzern treffen.

Das Ende der Serie, diese 1:3-Niederlage in Bern, tut dem FC Basel nicht einmal sonderlich weh. Die Grasshoppers hatten mit ihrer 0:4-Pleite am Vorabend in Aarau zwar eine Steilvorlage gegeben für die endgültige Meisterschaftsentscheidung. Aber somit bleibt es beim alten Vier-Punkte-Abstand, bleiben alle Vorteile auf Seiten der Basler. Und so konnte Yakin festhalten: «Es ist eine Niederlage – aber es ist nichts verloren.»

Forte tut es Yakin gleich und polt auf Fünferabwehr um

Die Young Boys, so Yakin, hätten «gut gespielt, gut verteidigt, gut gekontert» und seien «sehr effizient» gewesen. Seiner Mannschaft dagegen fehlte die Präzision, die Kraft und die Entschlossenheit, die sie in St. Gallen und gegen Luzern gezeigt hatte. «Offensiv ist zu wenig gekommen. Es hat an Überraschungsmomenten und individuellem Durchsetzungsvermögen gefehlt», so Yakin, und unter dem Strich heisst das für den FCB-Trainer: «Man muss auch mal akzeptieren, dass der Gegner besser war.» 

Uli Forte bediente sich dabei einer Umstellung, die er kürzlich schon geplant, dann verworfen hatte und für die er nun die Zeit für gekommen hielt: eine Dreier-Abwehrkette mit angeschlossenen Aussenverteidigern. Er folgte damit einem Trend, den in der Super League Murat Yakin mit als Erster umgesetzt hat.

«Basel spielt extrem gut in den Zwischenräumen zwischen Aussen- und Innenverteidigern, dort wissen die erfahrenen Spieler den Raum gut zu nutzen. Mit einer Fünferkette kann man die Breite besser abdecken, die Wege sind kürzer», schildert Forte seine taktischen Überlegungen. Er schlug somit Yakin mit dessen Waffen.

Wenig Spektakel und ein Tor aus dem Nichts

Zwei Mannschaften, die mit Dreier- respektive Fünfer-Abwehrkette agierten – dementsprechend sah das Geschehen im Stade de Suisse aus: überaus vorsichtig und kontrolliert. «Wenn zwei Mannschaften das selbe System spielen, gibt es wenig Räume», sagte Yakin dazu. Dementsprechend wenig liessen die Defensivreihen zu und folglich war der Unterhaltungswert für die knapp 20’000 Zuschauer sehr überschaubar. Und das, wo doch schliesslich der Dritte gegen den Ersten der Liga spielte.

Wie angekündigt wich Murat Yakin nicht vom zuletzt bewährten 3-4-3-System ab. Bei den Aussenverteidigern nahm der FCB-Trainer eine Änderung vor, liess Routinier Behrang Safari auf der Bank (wie erneut Matias Delgado) und den jungen Naser Aliji im Stade de Suisse von Beginn an auflaufen. Ansonsten spielte die Elf, die am Mittwoch den FC Luzern 3:1 geschlagen hatte.

Aus dem Nichts ging YB in der 36. Minute in Führung, als Renato Steffen seinen Kopf in eine Volleyhereingabe von Jan Lecjaks hielt. Das Tor spielte den Bernern in die Karten, denn gegen einen FCB, der nicht im Stande war, Druck auszuüben, konterten sich die Gastgeber zum 2:0. Aus einem Fehlpass von Fabian Schär entwickelte sich der Gegenstoss in der 65. Minute, den der erst fünf Minuten zuvor eingewechselte Moreno Costanzo vollendete.

 

Mit einem Kopfballtor im Stile von Sergio Ramos erhöhte Alain Rochat nach einem Eckball auf 3:0. Der YB-Verteidiger profitierte davon, dass sich Marek Suchy und Naser Aliji nicht einig wurden, wer ihn decken sollte. Sechs Basler waren bei diesem stehenden Ball nicht in der Lage, zwei Berner zu kontrollieren – eine lausige Abwehrarbeit. 

Dieser Rückstand weckte den FCB zwar, davon erholen konnte er sich jedoch nicht mehr. Er verlor nach 28 Spielen erstmals wieder und kassierte damit die zweite Niederlage in dieser Saison. Gegen YB war es die erste Niederlage seit fast genau zwei Jahren, und YB feierte damit seit dem 29. November 2009 wieder den ersten Heimsieg gegen Basel nach acht vergeblichen Anläufen.

Stocker trifft in der lebhaften Schlussphase

Marco Streller war in der Pause für den enttäuschenden Giovanni Sio in die Partie gekommen, er hatte gleich eine gute Chance, er war am einzigene Treffer beteiligt, doch mehr bewegen konnte der wiedergenesene Captain nicht. Das Ehrentor erzielte Valentin Stocker, der wie etliche andere Teamkollegen unter seinen Möglichkeiten blieb, in der 82. Minute.

Es war das Signal für eine lebhafte Schlussphase, in der YB-Goalie Yvon Mvogo mit einem Reflex einen Kopfball von Marek Suchy entschärfte und Rochat beinahe ein Eigentor unterlaufen wäre. Doch der FCB wachte zu spät auf, um nachzuholen, was er in den 80 Minuten zuvor mit einem pomadigen Auftritt verpasst hatte.

Die Young Boys hingegen feierten nach einer Saison der vielen Enttäuschungen und zuletzt blamablen Auftritten einen grossen Sieg, der ihnen den Platz in der Qualifikation zur Europa League sichert. «Uns fällt ein grosser Stein vom Herzen», sagte Uli Forte, der Trainer mit einer Verletztenliste, so umfrangreich, wie er es noch nicht erlebt haben will. Forte wies auf die Jugendlichkeit seiner Mannschaft hin und dachte sogleich weiter: «Wir haben unser Potenzial gezeigt, und das wollen wir nächste Saison ausreizen.»

«Dann haben wir die Meisterschaft sowieso nicht verdient»

Die grosse Party des FCB daheim auf dem Barfüsserplatz ist fürs erste ins Wasser gefallen, die Meisterschaft, die Fünfte, ist vertagt, doch beunruhigt scheinen Spieler, Trainer und Präsident nicht. Bernhard Heusler, auf der Tribüne hinter der Auswechselbank sitzend, trug die Niederlage mit Fassung in der Miene, und Murat Yakin gibt die Parole «Ruhe bewahren» aus.

Am Donnerstag gibt es den nächsten Matchball, diesmal im Brügglifeld, wo der FC Aarau sich in dieser Saison wiederholt als Riesentöter erwiesen und auch dem FCB ein 1:1 abgerungen hat. «Wir müssen halt Aarau oder Lausanne schlagen», sagt Marco Streller lakonisch, «und wenn wir das nicht schaffen, haben wir die Meisterschaft sowieso nicht verdient.»

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