Ein Präsent ohne Geschenkpapier

Heiko Vogel ist beim FC Basel der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das hat der Club am Montag auch endlich offiziell bestätigt. Vogel wird definitiv zum Cheftrainer ernannt und erhält einen Vertrag bis Juni 2014.

Gelöste Stimmung beim FC Basel. Heiko Vogel beantwortet die Fragen der Journalisten, Pressesprecher Josef Zindel (l.) und der baldige Präsident Bernhard Heusler finden Zeit für einen kleinen Schwatz. (Bild: Dominik Plüss, Freshfocus)

Heiko Vogel ist beim FC Basel der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das hat der Club am Montag auch endlich offiziell bestätigt. Vogel wird definitiv zum Cheftrainer ernannt und erhält einen Vertrag bis Juni 2014.

Das Geschenkpapier konnte gespart werden. Der FC Basel hat am Montag, 12. Dezember offiziell gemacht, was eigentlich schon seit Wochen klar war: In Heiko Vogels Stellenbeschreibung wird das «ad interim» gestrichen, der Deutsche ist ab 1. Januar 2012 offiziell Cheftrainer – und er soll es mindestens bis Juni 2014 auch bleiben.

Die Diskussion, ob dieser Vertrag nun eher für den 36-jährigen Vogel ein Weihachtsgeschenk ist oder doch für den Club, erübrigt sich: Heiko Vogel und der FCB – das passt derzeit einfach wunderbar zusammen. Auf der einen Seite ein Club, der sich in den letzten zehn Jahren ein starkes Fundament gebaut hat, der Strukturen bietet, in denen es sich erfolgreich arbeiten lässt. Und auf der anderen Seite ein junger Trainer, der sich des Privilegs bewusst ist, in Basel arbeiten zu können. Der sagt: «Der FCB ist für mich eine Chance, die viele andere Trainerkollegen in ihrer Karriere niemals bekommen werden.» Der aber auch genau das hat, was der Club braucht: viel Fachwissen, grosse Glaubwürdigkeit bei Spielern und Fans sowie eine authentische, offene Art, die man nur besitzen, aber nicht lernen kann.

Seit Vogel am 13. Oktober die Nachfolge von Thorsten Fink angetreten hat, kam nicht eine Sekunde lang der Eindruch auf, hier müsse sich jemand verbiegen, um der neuen Position gerecht zu werden. Vogel blieb Vogel. Das bestätigen seine Spieler, wie etwa Fabian Frei, der nach dem 3:2-Sieg gegen Galati schon sagte: «Heiko Vogel ist als Cheftrainer genauso geblieben, wie er als Assistent war. Das rechne ich ihm hoch an.»

«Eine Ausstiegsklausel? Das wäre Schwachsinn»

Und wie Vogel denn so ist, beschreibt vielleicht eine Szene aus der Pressekonferenz vom Montag ganz treffend. Ob er denn eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag habe, wurde er gefragt. «Ich habe jetzt gerade mal zwei Monate recht erfolgreich hier gearbeitet», rückte Vogel die Relationen zurecht, «da wäre es schlichtweg dumm, dumm und überheblich, wenn ich jetzt bereits die nächsten Schritte in meiner Karriere planen würde. Ich werde doch nicht ganz nach oben wollen und lasse gleich alle Sprossen in der Karriereleiter aus. Das wäre Schwachsinn.»

Dieser Mann ist geerdet. Er spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, aber nie unbedacht. Und er hat Humor. Also fügt er noch an: «Irgendwann wird es auch einmal nicht mehr so gut laufen. Dann ist man vielleicht froh, hat man keine Ausstiegsklausel.»

Das ist auch die einzige Frage, die noch halbwegs offen bleiben muss bei Vogels Beförderung zum Chef: Wie wird es sein, wenn Vogel einmal in einer Phase mit schlechteren Resultaten als 10 Siegen und 2 Unentschieden aus 13 Spielen arbeiten muss? «Das ist ein Luxusproblem, für das ich mich nicht entschuldigen werde», stellt Bernhard Heusler dazu fest. Was sollte der designierte Präsident des FCB auch anderes dazu sagen? Einen Trainer nicht zu verpflichten, weil wegen seiner Erfolge nicht feststeht, wie er im Falle das Misserfolgs reagiert, wäre ja auch irgendwie merkwürdig.

Eine Warnung an die Journalisten

Vogel selbst jedenfalls sagt, er sei ein äusserst schlechter Verlierer. Das sei schon damals so gewesen, als die PS-Stärke auf Quartett-Karten über Erfolg oder Misserfolg entschieden. Aber, sagt er auch: «Gegen aussen versuche ich immer, ein fairer Verlierer zu sein. Dem Gegner muss mit Respekt begegnet werden.» In ihm drin sehe es nach einer Niederlage jeweils ganz anders aus, «da bin ich ungeniessbar». Und mit einem Grinsen im Gesicht an die Journalisten gerichtet: «Das kann vielleicht eine Warnung sein.»

Von aussen betrachtet, mochte der FCB einen kleinen Eiertanz um die Beförderung Vogels aufgeführt haben. Intern stand schon seit längerer Zeit fest, dass Vogel der geeignete Chef ist. «Es gibt Personalentscheide, die man mit weit weniger Vorwissen fällen muss», sagt Heusler. Schliesslich war Vogel ja bereits zweieinhalb Jahre im Verein, bevor ihm die Verantwortung übertragen wurde.

Erst die Cola auf dem Schoss, dann die Gewissheit

Bei Heusler wuchs schon bei Vogels erstem Auftritt als Cheftrainer die Sicherheit, dass da der richtige Mann am richtigen Ort war. Erst habe ihm sein Sohn eine Cola über den Schoss gekippt, erzählt Heusler, «und danach habe ich gesehen, wie konzentriert die Mannschaft gespielt hat, wie gut organisiert.» Da war es auch egal, dass die Partie in Schötz gegen einen Erstligisten stattfand.

Gewissheit gab schon bald darauf der 1:0-Sieg beim FC Zürich am 23. Oktober. Das war der Moment, an dem Heusler wusste, dass er sich bei der Evaluation für einen Fink-Nachfolger nicht mehr all zu sehr um die vielen Blindbewerbungen kümmern musste, die dem FCB in die Geschäftsstelle flatterten. Und Vogel dachte nach Amine Chermitis verschossenem Penalty mit einem Blick nach oben: «Hey, du meinst es wirklich gut mit uns.»

Dieses Gefühl dürfte ihn bis heute nicht verlassen haben.

Das TagesWoche-Portrait von Heiko Vogel vom 4. November 2011 lesen Sie hier.

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