Ein Spektakelspieler mit zwei Seiten – Einzelkritik nach dem Basler Sieg in Moskau

Dimitri Oberlin hat sich innert kürzester Zeit einen Namen gemacht: als grosser Unterhalter. Allerdings muss der Anhang beim 2:0-Sieg des FC Basel in Moskau wegen des 20-jährigen Stürmers auch bange Momente erleben, bis dieser endlich seinen dritten Champions-League-Treffer erzielt.

Endlich jubeln: Dimitri Oberlin verwertet seine vierte Tormöglichkeit zum dritten Treffer im dritten Champions-League-Spiel. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Holte in 88. Minute einen letzten wichtigen Ball aus der Luft, in einer Phase, in der das Spiel auf der Kippe stand. Hatte zehn Minuten vorher eine unsichere Aktion gehabt, die einen Kopfball nicht ins, sondern auf das Tor zur Folge hatte. Ansonsten kam kaum ein Abschluss auf Vacliks Tor.

Manuel Akanji  |  rechter Innenverteidiger

Liess sich nach einer Viertelstunde den Ball ungeschickt abnehmen, sprintete diesem nach und foulte den Moskauer Angreifer zentral vor dem Strafraum. Aus dem Freistoss wurde nichts, aber die Szene zeigte, was diese Basler Mannschaft ausmachte: Da war ein unbedingter Wille auszumachen, die nächsten Punkte in dieser Champions League zu gewinnen.

https://www.srf.ch/play/tv/sportlive/video/verdienter-basler-sieg-in-moskau?id=22c19876-838a-4a22-8f18-2f53cc19bc34

Marek Suchy  |  zentraler Innenverteidiger

Wechselte im Vergleich zum Sieg gegen Lissabon wieder ins Abwehrzentrum. Überzeugte da als Organisator einer Dreierkette, die von den Moskauern nicht so beschäftigt wurde, dass vor dem Basler Tor Dauergefahr herrschte. Hatte als Profi von Spartak Moskau neun Mal gegen den ZSKA gespielt und dabei lediglich zweimal gewonnen. Mit dem FC Basel polierte er diese Bilanz ein wenig auf und kommt jetzt auf drei Siege, zwei Unentschieden und fünf Niederlagen.

Eder Balanta  |  linker Innenverteidiger

Machte da weiter, wo er in Lissabon aufgehört hatte: mit Abwehrarbeit von hoher Qualität. Agierte vielleicht nicht mehr ganz so spektakulär wie beim 5:0 gegen die Lusitaner, aber wie er beispielsweise in der 26. Minute einen Passweg durchkreuzte und die Basler in eine gute Position brachte, zeigte, wie wichtig dieser Mann für den FCB ist. In der Meisterschaft nach wie vor gesperrt, freute sich Trainer Raphael Wicky, dass er den Kolumbianer in der ersten wegweisenden Champions-League-Partie gegen Moskau mit an Bord hatte.

Michael Lang  |  rechter Mittelfeldspieler

Gehörte mit sieben Einsätzen in der Champions League zu den Baslern mit unterdurchschnittlichen Erfahrungswerten (10,2 Einsätze in der Startelf). Mit seinen 26 Jahren aber ist Lang einer der Routiniers und eigentlich auch einer der torgefährlichsten, wenn man die letzte Saison als Massstab nimmt. In Moskau hätte er fünf Minuten vor der Pause den nächsten Treffer erzielen können, Igor Akinfeev machte seine Direktabnahme aber zunichte. Im Spiel gegen den Ball oft den kleinen Tick schneller als seine Gegenspieler und damit ein wichtiger Erfolgsfaktor, vor allem in der Schlussphase.

Taulant Xhaka  |  zentraler Mittelfeldspieler

Es brauchte eigentlich gar keinen Torerfolg, um diesen Taulant Xhaka für die Partie zu motivieren. Der albanische Nationalspieler wirkte energiegeladen und gehörte ohnehin zu den laufstärksten Akteuren. Aber sein Premieretreffer in einer internationalen Affiche gab ihm noch die Extraportion Schub mit auf den Weg. Jenen Schub, den er in dieser 29. Minute bewies, als er nach Renato Steffens Ballgewinn aus 20 Metern aus vollem Lauf mit einem Schuss in die tiefe linke untere Ecke zum 0:1 verwertete. War am Schluss überall anzutreffen, als es darum ging, die Führung über die Runden zu bringen. Bester Saisonauftritt des Mannes, der mit 26 Jahren auf fünf Karrieretreffer kommt. Eine überragende Zahl ist das nicht, seine Leistung in Moskau war es alleweil.

Taulant Xhaka obenauf: Der Basler wird von seinen Teamkollegen für das Führungstor in Moskau gefeiert.

Luca Zuffi  |  zentraler Mittelfeldspieler

Hatte an diesem Abend viel Tiefe im Spiel und zeichnete in der siebten Minute für den ersten Schuss verantwortlich. Der Schuss war ungefährlich, Zuffis Zuspiele aus dem zentralen Mittelfeld waren wichtiger als dieser Abschluss. Trat zudem die Eckbälle von links und zwanzig Minuten vor dem Ende einen Freistoss aus bester Position, den er allerdings knapp neben das Tor schoss.

Raoul Petretta  |  linker Mittelfeldspieler

Kam zu seinem zweiten Einsatz in der Champions League, nur Debütant Albian Ajeti hat noch weniger. War nicht mehr ganz so nervös wie bei seiner Premiere gegen Lissabon und traute sich eine Viertelstunde vor Schluss gar einen Abschluss zu. Vielleicht auch deswegen, weil ihm gegen Lugano sein erster Profitreffer gelungen war und er sich momentan leistungsmässig klar vor seinem Konkurrenten Blas Riveros bewegt.

Renato Steffen  |  rechter Flügelstürmer

Feine Vorstellung von Renato Steffen: Ein Torerfolg bleibt aus, den Assist zum Führungstreffer aber erkämpft er.

Spielte ebenso stark wie Xhaka, nur ein Torerfolg blieb aus. Dafür legte er für seinen Kumpel zum 0:1 auf. Hatte zuvor den Ball durch einen Fehlpass von Sergei Ignashevich geschenkt erhalten und nahm dankend an. Zeichnete sich auch abgesehen von dieser Szene mit viel Zug zum Tor aus und mischte die linke Abwehrseite von ZSKA gehörig auf, bis er in der 85. Minute Kevin Bua Platz machte.

Albian Ajeti  |  Mittelstürmer

Feierte sein Champions-League-Debüt und gefühlsmässig auch seinen ersten Treffer in der Königsklasse. Das Tor in der 51. Minute wurde allerdings aberkannt, weil, wie sich später herausstellte, Schiedsrichter Björn Kuipers ein Foul erkannt haben wollte. Worauf man sich auf dem offiziellen FCB-Twitter-Account zur Aussage verstieg: «Das Tor wird aberkannt! Und keiner weiss warum. Sorry, das ist ein Skandal!» Ajetis Körpersprache bei seiner Auswechslung in der 61. Minute für Dimitri Oberlin deutete die Enttäuschung über den aberkannten Treffer an – so viel Sinn für eigenes Glück darf ein Stürmer haben.

Mohamed Elyounoussi  | linker Flügelstürmer

Ist seit einer geraumen Weile so etwas wie der Mann der Stunde beim FC Basel und zeigte in dieser dritten Champions-League-Partie warum: War technisch stark, ballsicher und immer wieder bemüht, den diagonalen Pass vor Akinfeevs Tor zu spielen. Hatte ebenda in der 29. Minute eine Möglichkeit, kam mit dem Kopf aber nicht mehr an den Ball. Zehn Minuten später wehrte der Torhüter seinen Abschluss ab. Auch ohne Torerfolg eine starke Leistung des Norwegers. Verliess in der Nachspielzeit das Feld für Alexander Fransson.


Dimitri Oberlin  |  Mittelstürmer

War nach seiner Einwechslung für Albian Ajeti der Mann der letzten halben Stunde, sowohl im Positiven als auch im Negativen: Gewann in der 72. Minute einen Ball, sprintete los und war alleine vor dem Tor zu eigensinnig; tauchte vier Minuten vor Schluss wieder alleine vor Akinfeev auf, hatte jede Menge Zeit und verstolperte beim Versuch, den Torhüter auszuspielen, anstatt einfach zu schiessen; traf in der 90. Minute nach Kevin Buas gutem Zuspiel das leere Tor nicht; und erzielte in der Nachspielzeit endlich, endlich diesen zweiten und siegbringenden Treffer: Xhaka hatte einen Chip auf Oberlin gespielt, in die verwaiste Zone hinter die russischen Abwehr, der 20-Jährige zog los und schob den Ball unten rechts über die Linie. Es ist der dritte Treffer im dritten Champions-League-Spiel für Oberlin, der sich innert kürzester Zeit einen Namen als Spektakelspieler gemacht hat.

Die andere Seite von Dimitri Oberlins Leistung: vergebene Torchancen en masse.

Kevin Bua | Flügelstürmer

Kam in der 85. Minute für Steffen und legte zweimal perfekt für Oberlin auf. Hätte dabei vielleicht besser mal selbst geschossen, derart fahrlässig vergab der Mittelstürmer Buas Vorarbeit.

Alexander Fransson | zentraler Mittelfeldspieler

Ersetzte in der Nachspielzeit Elyounoussi und hatte keine nennenswerten Aktionen.

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Mirko Salvi (ET), Geoffroy Serey Dié, Cedric Itten, Blas Riveros.

https://tageswoche.ch/sport/live-der-fc-basel-gegen-die-russen-von-zska-moskau-20-45-uhr/

Nächster Artikel