Zwei Tolggen im Reinheft

In einer heissen Schlussphase offenbart die Basler Hintermannschaft gegen GC ungeahnte Schwächen, während vorne einer die Coolness-Batterien entlädt. Die Einzelkritik zu den FCB-Spielern.

Verhaltener Jubel zum Schluss in den Reihen des FC Basel, der sich noch einmal unnötig in Bedrängnis brachte. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Das ist natürlich gemein: Da steht sich Vaclik in der frühen Herbstkühle 70 Minuten lang die Beine in den Bauch, ohne auch nur einen einzigen Ball halten zu müssen. Und dann schlägt es innerhalb von sieben Minuten gleich doppelt hinter ihm ein. Ein warmgeschossener Vaclik hätte Andersens Abschluss (70.) vielleicht gehalten, gegen das Tor von Vilotic war er machtlos.

Manuel Akanji  |  rechter Innenverteidiger

Akanji präsentierte sich in der Defensive so umsichtig, ballsicher und agil wie er sich in der Startphase der Saison bereits unter Beweis gestellt hatte. Allein, in der Offensive muss er noch an der Justierung seiner Flanken arbeiten. Seine Versuche, den isolierten van Wolfswinkel in der ersten halben Stunde mit langen Bällen zu füttern, blieben ohne Erfolg. Bei den Gegentoren war er unbeteiligt.

Marek Suchy  |  zentraler Innenverteidiger

Suchy agierte in der 70. Minute gegen den  heranstürmenden Andersen mit der Beweglichkeit eines Prellbocks und muss sich mit dieser Aktion einen dicken Tolggen ins Reinheft schreiben lassen. Nicht der Abend des frischgebackenen Captains, der seinen Abschluss in der 41. Minute noch knapp am GC-Tor vorbeistreichen sah.

Zum Schluss muss der FCB sogar noch zittern – Einschätzung, Stimmen und Randnotiz zum Spiel

Eder Balanta  |  linker Innenverteidiger

Balanta bewies dann gutes Timing, wenn es galt, aus dem Dreierabwehrverbund den Schritt in die Offensive zu tun. Oft blieb er gleich vorne und kam so zur ersten gefährlichen Aktion des Spiels – sein Kopfball verpasste das Tor nur knapp (9.). Das zweite Gegentor geht dafür massgeblich auf seine Kappe, im Zweikampf mit Vilotic agierte er schlicht zu lasch und brachte den eigenen Körper nicht mehr zwischen Ball und Gegner. Verschätzte sich in der 89. Minute bei einer ähnlichen Flanke nochmals arg und kassierte die dritte gelbe Karte im vierten Spiel. Noch eine, und Balanta muss aussetzen.

Michael Lang  |  rechter Flügelspieler

Er brauche noch ein bisschen Zeit mit der Systemumstellung, gab Lang nach dem Spiel zu Protokoll, «aber von mir wird ja nicht primär verlangt, Tore zu schiessen, sondern ich soll vor allem auch Defensivarbeit leisten.» Das tat er gegen GC vor allem in der 70. Minute mit viel Respekt vor Gegenspieler Andersen, dem er höflich Geleitschutz bot zu dessen Abschlusstreffer. Lang litt sichtlich am Dichtestress im Mittelfeld und konnte auch offensiv wenig Akzente setzen.

Blas Riveros zeigte eine ansprechende Leistung auf der linken Aussenbahn (KEYSTONE/Peter Klaunzer).

Blas Riveros  |  linker Flügelspieler

Dass auf Linksaussen mehr Funken stoben als auf dem rechten Flügel, lag vor allem an einem glänzend aufgelegten Riveros. Der Paraguayer nutzte die Abwesenheit Steffens und lud die direkten Gegenspieler Jeffren und Doumbia mal für mal zum Tanz, aus dem er jeweils mit mehr Grazie und meistens mit Ball hervorging. Sowohl im Dribbling als auch im Passspiel sorgte Riveros für Zug – eine starke Alternative für das linke Couloir an einem Abend, an dem der endgültige Abgang Adama Traorés (zu Göztepe Istanbul) sich verdichtet hat.

Alexander Fransson  |  zentraler defensiver Mittelfeldspieler

Fransson kam zu seinem ersten Saisoneinsatz von Beginn und zeigte, was für ein feiner Techniker doch in ihm steckt. In der ballverliebten ersten Halbzeit seiner Farben spielte er einige Pässe, die man sonst vom auf den Rängen vielbesungenen Delgado kennt. Tauchte dann irgendwann mal ab. Als Legendenersatz taugt der Schwede noch nicht, aber er machte der Position auch keine Schande.

Mohamed Elyounoussi  |  offensiver Mittelfeldspieler

Fünf Scorerpunkte in vier Spielen, der Leistungsrucksack des Norwegers wird schwerer und schwerer. Technisch hervorragend, wie er in der 43. Minute die Flanke Buas verarbeitete, direkt abzog und damit van Wolfswinkel via Abpraller eine Torvorlage spendierte. Er war es auch, der in der 59. Minute mit Sturm und Drang den Penalty provozierte, nur zwei Minuten später gelang ihm beinahe selbst ein Treffer. Wenn man bei ihm das Haar in der Suppe suchen müsste – es trüge die Farbe der Eigensinnigkeit. Und, siehe Suchys Tolggen im Reinheft, beim zweiten Gegentor verteidigt auch er zu lasch gegen Flankengeber Jeffren.

Taulant Xhaka nimmt die Gratulationen seiner Teamkollegen entgegen (KEYSTONE/Peter Klaunzer).

Taulant Xhaka  |  zentraler defensiver Mittelfeldspieler

Einen Xhaka lässt man doch nicht auf der Bank, raunte es im medialen Blätterwald, als dem Basler Dauerläufer in den vergangenen Partien nur die Jokerrolle zufiel. Nein, tut man nicht, fand wohl auch dieser selbst und verschaffte dem FCB in der 29. Minute via Vilotic’ Oberkörper ein Tor. Und sowas tut ein Xhaka nicht alle Tage, sein letzter Treffer resultiert vom 27. September 2014. Der Puncher sorgte auch sonst mit einer beherzten Leistung dafür, dass er nicht vergessen ging und brauchte dafür 71. Minuten. Dann machte er Platz für Schmid.

Kevin Bua  |  Sturmspitze

Gegen GC durfte der formstarke Bua auch noch Freistösse schiessen, den abwesenden und zurückgetretenen Spezialisten Zuffi und Delgado sei Dank. Doch ob der Ball nun rollte oder stand, Bua tat damit, was er wollte, und hatte er den Ball einmal nicht, wollte er ihn zurück. Und zwar schnell. Schoss in der 12. Minute mit dem schwächeren linken Fuss nur knapp am Tor vorbei und blieb damit für einmal ohne Scorerpunkt. In puncto Spielbeteiligung agierte er in der ersten Halbzeit dennoch um Längen auffälliger als van Wolfswinkel – trotz seiner vorsichtshalber wegen Oberschenkelbeschwerden vorgenommenen Auswechslung in der 57. Minute für Oberlin.

Ricky van Wolfswinkel verwandelt den Penalty zum 3:0.

Ricky van Wolfswinkel  |  Sturmspitze

Der selbsterklärte Liebhaber technischen Kombinationsfussballs sah in der ersten Halbzeit, wie sich das Spiel emsig an ihm vorbeikombinierte, bis er in der 43. Minute goldrichtig stand und den Abpraller Linders cool verwertete. Aus sehr abseitsverdächtiger Position allerdings. Der Penalty in der 60. dürfte ihn mehr Nerven gekostet haben, so ganz alleine wie er da vor der eigenen Kurve stand, die lautstark den Namen Delgados skandierte. Aber van Wolfswinkel traf und hatte die Coolness-Batterien damit wohl entladen – anders ist die vergebene Chance in der 86. Minute nicht zu erklären, als er den Ball aus einem Meter übers leere Tor drosch. Dennoch: 4 Tore in 4 Spielen – die Quote stimmt.


Dimitri Oberlin  |  Sturmspitze

Frischer Wind mit Dimitri Oberlin: Basels neuester Zugang demonstrierte bei seinem Joggeli-Debüt schon mal seine Unberechenbarkeit.

In seinem ersten Spiel vor eigenem Publikum wollte sich Oberlin natürlich von seiner besten Seite präsentieren. Er tat dies in Ansätzen wie bei seiner Vorlage in der 86. Minute, die van Wolfswinkel kläglich versemmelte, sowie mit einigen Dribblings und dem Highspeeddoppelpass mit van Wolfswinkel in der Nachspielzeit. Den Anforderungen des Publikums war damit Genüge getan, Oberlin erhielt ordentlich Szenenapplaus.

Dominik Schmid  |  zentraler Mittelfeldspieler

Schmid kam in der 71. Minute für Taulant Xhaka, durfte einige Eckbälle und gar einen (ungefährlichen) Freistoss schiessen. Sonst ohne nennenswerte Aktionen.

Geoffroy Serey Dié  |  zentraler defensiver Mittelfeldspieler

Der Ivorer kam für Elyounoussi (83.), probierte dem wankenden Basler Kollektiv Stabilität zu verleihen und versuchte sich in der Nachspielzeit gar noch an einem Tempodribbling auf der Grundlinie. Seinen Abschluss aus spitzem Winkel parierte Linder aber trocken.

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Mirko Salvi (Tor), Omar Gaber, Luca Zuffi, Dereck Kutesa.

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