Ein ungeschickter Zauberer, der doch noch trifft, und ein abgetauchter Turm

Jean-Paul Boëtius zeigt in Rapperswil-Jona lange brotlose Kunst, ehe er doch noch trifft. Die Basler Spieler finden ihren Sturmturm nicht und müssen am Ende nur keine Verlängerung spielen, weil Vailati auch ohne viel Arbeit wach bleibt. Die Einzelkritiken vom Cupspiel am Zürichsee.

14.08.2016; Rapperswil; Fussball Schweizer Cup - FC Rapperswil-Jona - FC Basel; Marc Janko (Basel) gegen Egzon Kllokoqi (Rapperswil) Torhueter Diego Yanz (Rapperswil) (Andy Mueller/freshfocus)

(Bild: Andy Mueller/freshfocus)

Jean-Paul Boëtius zeigt in Rapperswil-Jona lange brotlose Kunst, ehe er doch noch trifft. Die Basler Spieler finden ihren Sturmturm nicht und müssen am Ende nur keine Verlängerung spielen, weil Vailati auch ohne viel Arbeit wach bleibt. Die Einzelkritiken vom Cupspiel am Zürichsee.

Germano Vailati | Torhüter

Einzelkritiknoten 4.5

In der 90. Minute kam endlich die Chance für Vailati. Die Chance, sich doch noch auszuzeichnen. Zuvor hatte er nur sehr wenig zu tun und noch weniger zu halten. Beim Schuss von Petar Ugljesic musste er sich aber strecken, parierte und verhinderte so eine mögliche grosse Überraschung. Dass er mit den Füssen nicht immer filigran operiert, zeigte sich auch in diesem Spiel: Sein ungenauer Pass auf Lang am heranstürmenden gegenerischen Stürmer vorbei, blieb aber zum Glück folgenlos. Kein Gegentor und die gute Parade zum Schluss: Vailati darf zufrieden sein.

Michael Lang | rechter Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 5

Er war einer der Gründe, weshalb beim Schweizer Meister über die rechte Angriffsseite deutlich mehr Druck erzeugt wurde, als über die linke. In der Defensive lief er in der 37. Minute den enteilenden Dominik Schwizer ab und zeigte dem Rapperswiler dabei, wie ein Super-League-Aussenverteidiger mit heiklen Szenen umgeht. Lang war einer der besten Basler, aber auch ihm gelang es nicht, für mehr Gefahr vor dem Tor zu sorgen. Kurz vor der Pause verpasste er mit dem Kopf eine Chance der Marke «verwertbar».

Daniel Hoegh | rechter Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Hoegh wollte gegen den Erstligisten nicht nur den Sicherheitspass praktizieren. Er versuchte, sich ins Angriffsspiel einzubringen und spielte vor allem in der ersten Hälfte kaum quer, sondern steil zu den eigenen Angreifern. Allerdings wollte es ihm dabei selten gelingen, grosse Lücken aufzureissen und Gefahr zu entwickeln. Den gegnerischen Stürmern liess er bei der Ballannahme kaum Platz und sorgte für einige Ballgewinne. In der Luft schien er nicht unwiderstehlich.

Marek Suchy | linker Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Nach Zehn Minuten hatte der Tscheche, der in Abwesenheit Delgados die Kapitänsbinde trug, eine Schrecksekunde zu überstehen. Der Innenverteidiger, der noch gegen Luzern angeschlagen ausgewechselt werden musste, wand sich nach einem Zusammenprall am Boden und musste gepflegt werden. Suchy konnte nach einer kurzen Pause weiterspielen und trug im Verbund mit Hoegh dazu bei, dass Vailati wenig Arbeit hatte. Sein langes Zuspiel in die Spitze auf Steffen in der 79. Minute verdient das Prädikat «sehenswert».

Omar Gaber | linker Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Viele hatten Blas Riveros in der Startaufstellung erwartet. Aber Fischer setzte auf Lang und Gaber als Aussenverteidiger, die er in den bisherigen Saisonspielen immer auf rechts eingesetzt hatte. Gaber übernahm heute den linken Part. Vor allem in der ersten Halbzeit machte sich die Neuorientierung bemerkbar: Über die linke Seite wurde kaum Druck erzeugt, Gaber blieb blass. In der zweiten Halbzeit steigerte sich der Ägypter dann aber.

Luca Zuffi | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 4.5

In der 24. Minuten bot sich Luca Zuffi die Möglichkeit, seinen Coup vom letzten Spiel gegen YB zu wiederholen. Der Ball lag beim Freistoss in ähnlicher Position und Zuffi drehte den Ball zum Tor hin. Wieder lenkte kein Basler den Ball ab, doch der Schuss war nicht platziert genug – Yanz parierte ohne Probleme. Es war nicht der einzige Zuffi-Freistoss mit Optimierungspotential. Seine Defensivaufgaben hingegen erledigte er zuverlässig und unaufgeregt.

Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 5

Xhaka war der zweite Basler, der Freistösse treten durfte. Einer davon flog in der 53. Minute nur sehr knapp über die Latte. Der Basler Aufräumer lies keine Zweifel daran, wer im Mittelfeld das Sagen hatte und verteidigte sein Revier souverän. Die Rapperswiler kamen im Zentrum des Spielfelds nicht zur Geltung, was hauptsächlich Zuffi und Xhaka zu verdanken war.

Mohamed Elyounoussi | rechter Flügel

Einzelkritiknoten 4.5

Der Norweger mit marokkanischen Wurzeln durfte zum zweiten Mal von Beginn weg ran. Dass er Lust auf das Spiel hatte, zeigte er sofort. Ob verspielt mit Doumbia oder per Hackentrick zu Gaber: Elyounoussi wollte sein Können beweisen und sein Spiel gut aussehen lassen. Nur knapp blieb ihm in der 54. Minute der Torerfolg verwehrt: Er scheiterte aus kurzer Distanz am besten Rapperswiler, dem Torhüter Diego Yanz. Nach einer guten Stunde kam Steffen für Elyounoussi ins Spiel.

Seydou Doumbia | offensives zentrales Mittelfeld

Einzelkritiknoten 4.5

Doumbia war in der Offensive überall anzutreffen, liess sich auf die Flügel fallen, lauerte auf Bälle, die ihm Janko ablegen sollte oder ging selber in die Spitze. Ausser einem Kopfball an die Latte und einer Vorlage für Elyounoussi, die aus einem doppelten Doppelpas resultierte, schaute aber nicht viel heraus. Daher keine bessere Bewertung.

Jean-Paul Boëtius | linker Flügel

Einzelkritiknoten 4.5

Zum ersten Mal in dieser Saison kam Jean-Paul Boëtius für den FCB zum Einsatz. Und ausgerechnet Boëtius erzielte das entscheidende Tor. Dieser Boëtius, der zuvor mehrfach den Ball vertändelte, weil er entweder den Moment zum Abspiel verpasste oder sich beim Drbbling verhedderte. Ohne wirklich Einfluss auf das Spiel gehabt zu haben, war es schliesslich doch er, der es mit seinem Tor entschied. Nach 70 Minuten musste er mit Krämpfen ausgewechselt werden.

 

Marc Janko | Stürmer

Einzelkritiknoten 4

Der österreichische Sturmturm war vor allem in der ersten Halbzeit Ziel diverser Basler Flanken. Diese landeten oft direkt bei Rapperswil-Goalie Diego Yanz. Janko gelang es selten, Bälle an seine Mitspieler abzulegen. In der zweiten Halbzeit tauchte er bis auf eine Situation ab: Die Kopfballvorlage für Elyounoussis Torschuss in der 54. Minute ging auf sein Konto.

Renato Steffen | linker, später rechter Flügel

Einzelkritiknoten 4.5

Als erster Ersatzmann kam Steffen nach einer guten Stunde für Elyounoussi ins Spiel. Seine auffälligste Szene hatte er nach einem weiten Ball Marek Suchys, den er gegen Goalie Yanz behauptete und auf Bjarnason zurücklegte. Auf seine bullige Art beschäftigte er teilweise gleich mehrere Spieler auf dem Flügel. Trotzdem weniger gefährlich als auch schon.

Birkir Bjarnason | linker Flügel

Einzelkritiknoten 4

Der Isländer ersetzte in der 70. Minute Torschütze Jean-Paul Boëtius und war sowohl auf dem linken Flügel als auch im Zentrum aktiv. Dabei stellte er sich nicht immer geschickt an. Er wollte sich Raum freikämpfen, verhakte sich dabei allerdings vor dem Sechzehner in Rapperswiler Beinen und sorgte mit zwei Fouls für Ballverluste. Sein Schuss nach einem Ableger Steffens landete knapp neben dem Tor.

Davide Callà | offensives Mittelfeld

 Callà kam in der 88. Minute für Seydou Doumbia und war daher zu kurz im Einsatz für eine Bewertung.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,5

Nicht eingesetzt: Nikolic, Riveros, Cümart, Hunziker

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