Eine Basler Niederlage, die niemanden kümmert

Mit einer auf acht Positionen veränderten Startelf kassiert der FC Basel bei den Young Boys die zweite Niederlage der Saison. Und das geht nach einem Spiel in Kehrausatmosphäre auch in Ordnung so. Der frühe, zauberhaft herausgespielte Führungstreffer von Seydou Doumbia war der einsame Höhepunkt für den Meister, der nicht verbarg, dass es um etwas anderes geht: den Cupfinal am Donnerstag gegen Sion.

Zweite Tor von YBs Thorsten Schick, Mitte, gegen Basler Torhueter Germano Vailati, links, und Basler Adama Traore, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem BSC Young Boys und dem FC Basel 1893, im Stade de Suisse in Bern, am Sonntag, 21. Mai 2017. (KEYSTONE/Anthony Anex)

(Bild: Keystone/Anthony Anex)

Mit einer auf acht Positionen veränderten Startelf kassiert der FC Basel bei den Young Boys die zweite Niederlage der Saison. Und das geht nach einem Spiel in Kehrausatmosphäre auch in Ordnung so. Der frühe, zauberhaft herausgespielte Führungstreffer von Seydou Doumbia war der einsame Höhepunkt für den Meister, der nicht verbarg, dass es um etwas anderes geht: den Cupfinal am Donnerstag gegen Sion.

Wenn einer wie Urs Fischer sagt, er könne mit der Niederlage umgehen, ein Trainer, der in zwei Jahren mit dem FC Basel nur sieben Mal in der Super League verloren hat (wovon drei Niederlagen nicht von Belang waren), dann kann man sich ausmalen, welche Bedeutung dieser Sonntagnachmittag im grossen Buch der Saison 2016/17 einnimmt.

Der FC Basel unterliegt also den Young Boys mit 1:2, die Berner dürfen sich damit brüsten, der einzige nationale Widersacher zu sein, der Basel bezwungen hat und das gleich zwei Mal. Eine positive Bilanz aus den vier Aufeinandertreffen gegen Basel hat YB schon lange nicht mehr erreicht. «Das ist schön», sagt Adi Hütter, «ich freue mich, das wir das Prestigeduell gewonnen haben – mehr nicht.»


Denn auch der YB-Trainer weiss um die gewaltigen 15 Punkte, die die Berner in der Tabelle vom Meister trennen. Allzu viel wollte Hütter deshalb auch nicht in diese 90 Minuten, in denen Schiedsrichter Sascha Amhof ohne gelbe Karte auskam, hineininterpretieren. «Wenn Basel ohne fünf, sechs Stammspieler antritt, sollte man das Spiel in eine eigene Kategorie tun.»

Mit dem 1:0 hatte es sich mit meisterlichem Zauber

Nun denn: Tiefschürfende Einordnungen verbieten sich sowieso nach einer Affiche, die von den Spielplanmachern einst als Zuspitzung des Titelrennens gedacht war und zum Rohrkrepierer wurde. Die Startphase verhiess noch einiges an einem sonnigen Nachmittag und vor etwas mehr als 18’000 Zuschauern. Matias Delgado und Seydou Doumbia kombinierten sich, da waren noch keine drei Minuten im Stade de Suisse vorüber, mit einem hinreissenden doppeltem Doppelpass durch die YB-Abwehr, und Doumbia erzielte im vierten Anlauf sein erstes Tor gegen den Ex-Club.



Spieler von FC Basel jubelen nach dem ersten Tor (1:0) von Basler Seydou Doumbia, dritte von links, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem BSC Young Boys und dem FC Basel 1893, im Stade de Suisse in Bern, am Sonntag, 21. Mai 2017. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Seydou Doumbia bittet nach seinem Tor die Kollegen um Zurückhaltung. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Doumbia jubelte an früherer Wirkungsstätte angemessen, also gar nicht. Und mit dem 0:1 hatte es sich dann auch schon mit meisterlichem Zauber. Die nächste und letzte prickelnde Basler Offensivaktion war eine gute Stunde später ein Freistoss des enttäuschenden Delgado, den der ebenfalls uninspiriert wirkende Mohamed Elyounoussi mit dem Kopf an den Pfosten lenkte.

Erste Basler Niederlage seit dem 6. Dezember

Der Rest gehörte mehr oder weniger den Young Boys. Sie reagierten auf den frühen Rückstand umgehend mit dem ebenso fein herausgespielten Ausgleich durch Roger Assalé. Und ihr Chancenplus, das sie sich schon vor der Pause erarbeitet hatten, münzten die Berner sieben Minuten nach Seitenwechsel um: Der tadellose Germano Vailati konnte einen Kopfball des bärenstarken Denis Zakaria noch parieren. Dann stocherte Thorsten Schick, der für den verletzten Miralem Sulejmani gekommen war, den Ball über die Linie.

Man kann sich nun noch darüber streiten, ob sich Adama Traoré mit seiner vergeblichen Rettungsaktion nicht zum Eigentorschützen gemacht hat. Und man kann vorrechnen, dass dieses Tor die erste FCB-Niederlage seit 166 Tagen und dem 1:4 gegen Arsenal am 6. Dezember 2016 in der Champions League war.

Die YB-Formel: «Jünger, billiger, nicht schlechter»

Aber auch das interessierte hinterher niemanden mehr. In der Gesprächszone stutzte Yvon Mvogo auf die Journalisten-Frage zum «Spiel um die goldene Ananas». «Goldene Ananas? Nie gehört», meinte der im frankophonen Teil der Schweiz aufgewachsene Goalie, der die Young Boys im Sommer zum Champions-League-Teilnehmer Leipzig verlassen wird.



Basler Taulant Xhaka reagiert nach einer verpassten Chance, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem BSC Young Boys und dem FC Basel 1893, im Stade de Suisse in Bern, am Sonntag, 21. Mai 2017. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Taulant Xhaka verkörpert die zunehmende Ermattung, die den FC Basel auf dem Berner Kunstrasen befiel. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Mvogo könnte nicht der einzige Abgang bei YB sein. Zakaria ist umworben, Loris Benito ebenso und andere wie Yoric Ravet oder Jan Lecjaks werden immer wieder mit anderen Clubs in Verbindung gebracht. Sicher ist: Die Berner Verantwortlichen sind von den Eigentümern zum Sparen aufgefordert. Sportchef Christoph Spycher hat die Ansprüche an das Kader deshalb in eine kurze Formel gepackt: «Jünger, billiger, aber nicht schlechter.»

Und was Trainer Hütter mit Blick auf die kommende Saison sagt, klingt noch nicht nach Kampfansage: «Den Rückstand auf Basel zu verringern, darum geht es. Wir müssen uns gegen die vermeintlich Kleinen verbessern.»

Fischer kann im Cupfinal aus dem Vollen schöpfen

Der FCB war mit einer auf acht Positionen geänderten Startelf ins Spiel gegangen. Und er konnte immerhin für sich reklamieren, seinen Anteil an einer flotten, unterhaltsamen ersten Halbzeit geleistet zu haben. Nach dem Seitenwechsel allerdings kroch bereits der Donnerstag und der Cupfinal in die Spielerköpfe: «Das man dann nicht mehr das letzte Risiko nimmt, ist verständlich», bat Urs Fischer um mildernde Umstände bei der Beurteilung der Partie. Und niemand erhob Widerrede.

Am Auffahrtstag werden Tomas Vaclik, Michael Lang, Manuel Akanji, Luca Zuffi und Renato Steffen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder zur Stammformation gehören, die Fischer in Genf den Cupmonstern aus dem Wallis gegenüberstellen wird. Der FCB-Trainer kann aus dem Vollen schöpfen, und es würde auch nicht wundern, wenn Marc Janko in der Startelf auftaucht. Denn der Österreicher, dessen Adduktorenbeschwerden einem Einsatz nicht im Weg stehen sollen, hat gegen Sion eine gute Bilanz vorzuweisen.

Wie auch immer: Das Double lockt, und das Endspiel ist für Urs Fischer die letzte Herausforderung als FCB-Trainer. Es wäre ein triumphaler Abgang für den Trainer und dafür, weiss er, «müssen wir am Donnerstag auf Knopfdruck parat sein».

» Urs Fischer im grossen Interview mit der TagesWoche: «Jeder beim FC Basel ist gefangen im Erfolg»



YB Cheftrainer Adi Huetter, links, gratuliert vor dem Spiel Basler Trainer Urs Fischer, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem BSC Young Boys und dem FC Basel 1893, im Stade de Suisse in Bern, am Sonntag, 21. Mai 2017. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Adi Hütter (links) gratuliert Urs Fischer zur Meisterschaft. Als winziger Trost bleibt dem YB-Trainer und seinem Team, den Meister aus Basel als einziger zweimal geschlagen zu haben in dieser Saison. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

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Vor dem Spiel:

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