Ein Comeback wie aus dem Bilderbuch – die Einzelkritik zum FCB

Drei 20-jährige Eigengewächse treffen beim höchsten Saisonsieg des FC Basel in Lugano – was will man mehr? Ausserdem spielt ein Norweger im Tessin wie aufgedreht, womit nicht weiter ins Gewicht fällt, dass Renato Steffen einfach das Tor nicht mehr treffen will.   

Gestatten, Albian Ajeti, Goalgetter: Das Basler Eigengewächs trifft bei seinem Comeback nach 39 Minuten. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Wären die Luganesi bei ihren nicht reich gesäten Chancen präziser gewesen – der Abend im Tessin hätte womöglich ungemütlicher werden können. So hatte der FCB-Keeper seine heikelste Szene gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs zu bestehen, als ein Kopfball von Sabbatini erst die Lattenunterkante und dann den Pfosten touchierte, ehe Vaclik den Ball mit einem Reflex unschädlich machte.

Michael Lang  |  rechter Aussenverteidiger

Formkurve weiter steigend: Schön zu sehen, wie kraftvoll der rechte Aussenverteidiger seine Stärken im Vorwärtsgang einbrachte. Noch schlägt sich das nicht in Skorerpunkten nieder, aber Lang nähert sich wieder jener Pace, die ihn so unverzichtbar macht für den FCB und seine Ambitionen.

Marek Suchy  |  rechter Innenverteidiger

Sehr souveräner Abend des Captains, und man könnte jetzt sagen, dass die Offensivwaffen der Luganesi nicht sehr scharf waren. Aber Suchy erledigte seinen Defensivjob ohne Wackler und hatte sogar Muse, sich in der Offensive zu versuchen. Fünf der letzten sechs Spiele ohne Gegentor – das geht auch auf sein Konto.

War zunächst ungewohnt wackelig, hatte dann alles im Griff: Manuel Akanji, hier gegen Alexander Gerndt.

Manuel Akanji  |  linker Innenverteidiger

In der Nationalmannschaft wie Kollege Lang zweimal nur Bankdrücker, hatte Akanji Mühe, in den Match zu finden. Zweimal liess er sich narren, was brenzlige Situationen heraufbeschwor. Danach fing er sich und hätte sich beinahe noch in die Torschützenliste eingetragen.

Raoul Petretta  |  rechter Aussenverteidiger

Kleines Jubiläum für den jungen Defensivmann: Bestritt sein zehntes Pflichtspiel in der ersten Mannschaft und tat das, für das er eigentlich gar nicht zuständig ist – er erzielte sein erstes Tor im FCB-Dress und erst noch jenes, das den Dosenöffner in Lugano bedeutete. Strahlte hinterher wie ein Honigkuchenpferd, bedankte sich beim Trainer für das Vertrauen und freute sich selbstredend: «Das erste Tor bei den Profis – das tut gut.»

Raoul Petretta (links) erzielte sein erstes Tor für die erste Mannschaft des FCB.

Geoffroy Serey Dié  | zentraler defensiver Mittelfeldspieler

Wenn ein Spiel so leicht vom Fuss geht wie in Lugano, dann braucht es dennoch immer einen für die Drecksarbeit. Erledigt Serey Dié mit der ihm eigenen Opferbereitschaft, war oft derjenige, der sich weit hinten zwischen den Innenverteidiger als Anspielstation anerbot. Spielte ein paar sehr vernünftige auslösende Pässe und knallte sich ansonsten entweder in die Zweikämpfe oder verbiss sich in seinen Gegenspieler. Prädikat: wertvoll.

Luca Zuffi  |  zentraler Mittelfeldspieler

Wie immer an seinen besseren Tagen die unspektakuläre, aber wirksame Drehscheibe im Mittelfeld. Ein präziser Seitenwechsel von ihm auf Bua leitete das Führungstor ein, und der Freistoss vor dem 4:0 entstammte auch seinem linken Fuss. Womit die Basler ganz nebenbei die vom «Tagesanzeiger» analysierte Flaute bei stehenden Bällen aufbesserte:

https://www.tagesanzeiger.ch/sport/fussball/die-kraft-des-ruhenden-balls/story/17027851

Renato Steffen  |  rechter Flügelspieler

In der 17. Minute dachte man: jetzt ist es soweit, jetzt macht Steffen sein erstes Saisontor. Aber er traf den Ball, nach dem er sich so schön durchgetankt hatte, nicht richtig, dann fuhr ihm auch noch ein Luganesi in die Parade, ein Elfmeterpfiff blieb jedoch aus, und damit läuft Steffen auch nach seinem 13. Einsatz einem Tor hinterher. Hinterliess jedoch vor allem in der ersten Halbzeit den Eindruck, als ob er nicht mehr weit weg ist davon, und spielte ansonsten sehr mannschaftsdienlich.

Spielte wie aufgedreht: Mohamed Elyounoussi (links, hier gegen Mario Piccinocchi), Torschütze und Torvorbereiter in Lugano.

Mohamed Elyounoussi  |  zentraler offensiver Mittelfeldspieler

Ein Tor für den FCB stand bislang für den Norweger zu Buche, der vergangene Woche in der WM-Qualifikation gegen San Marino drei Mal getroffen hatte. Diesen Schwung nahm er mit nach Lugano, wo er der herausragende Offensivakteur war, das 2:0 mit seinem Schuss vorbereitete, an jedem gefährlichen Gegenstoss beteiligt war und das 3:0 mit einem chirurgisch präzisen Flachschuss aus 23 Metern erzielte. In dieser Form ist Elyounoussi genau das, was der FCB braucht.

Kevin Bua  |  linker Flügelspieler

Ein starkes Spiel von Bua, gerade rechtzeitig, ist man versucht zu sagen, wo man doch schon wieder leichte Zweifel hatte, wohin es mit dem Flügelflitzer geht. Die Vorbereitung des 0:1 war nur eine von mehreren auffälligen Aktionen.

Albian Ajeti  |  Angriffsspitze

Nach 671 Tagen gab der verlorene Sohn beim FCB sein Comeback, eines, das Freude machte: Von Beginn an war er präsent, setzte seinen Körper gut ein und in der 29. Minute erarbeitete er sich mit einer starken Einzelaktion die erste Chance, sah seinen Schuss aus spitzem Winkel aber genauso von Da Costa pariert wie eine Minute später einen Ablenker mit der Hacke aus kurzer Distanz. In der 39. Minute bewies Ajeti seinen Strafrauminstinkt, als er einen von Da Costa abgewehrten Elyounoussi-Schuss zum 0:2 verwehrte. «So einen Einstand habe ich mir natürlich erhofft», sagte er nach dem Spiel, «und ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte.»


Alexander Fransson  | zentraler Mittelfeldspieler

Kam in der 68. Minute für Bua, Elounoussi rückte dafür auf den Flügel und machte dem Schweden, um den es sehr ruhig geworden ist, Platz im Zentrum. Wie er dann das 0:3 vorbereitete, mit hartnäckigem Nachsetzen im Infight und dann der Übersicht, den aussichtsreich postierten Elyounoussi zu bedienen, war Franssons Beitrag zu einem unbeschwerten Basler Abend im Tessin.

Dem Kollegen für ein schönes Tor aufgelegt: Alexander Fransson und Mohamed Elyounoussi.

Davide Callà  |  Flügelspieler

Ersetzte in der 81. Minute Elyounoussi und hatte keine nennenswerte Aktkion mehr.

Cedric Itten  | Angriffsspitze

Ein bisschen ungläubig schaute er, lachte dann vor Freude und draussen am Spielfeldrand konnte Raphael Wicky auch nicht anders: alles richtig gemacht, goldenes Händchen oder wie auch immer. Jedenfalls löste Itten in der 86. Minute Ajeti ab, begab sich zügig in den Strafraum, sah den Freistoss von Zuffi hereinsegeln, sah, wie Da Costa den Ball an den Pfosten lenkte und von dort sprang er Itten an den Oberschenkel und ins Tor. Kommt in die Auswahl der schnellsten Tore nach Einwechslung ever und beschert Itten den ersten Treffer für den FCB in der Super League.

Nicht eingesetzt beim FC Basel:  Salvi (Tor), Gaber, Riveros, Oberlin.


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