Eine neue Einlaufmusik – und mehr Kompetenz an die Mitglieder

Der FC Basel hält die 122. Generalversammlung zum ersten Mal unter freiem Himmel ab. Die Mitglieder verändern das Logo, werden in Zukunft eine neue Einlaufmusik hören und bestätigen den Vorstand in seinem Amt. Der dankt es mit einem Zugeständnis, das es so noch nicht gegeben hat.

18.06.2016; Basel; Fussball - FC Basel - Generalversammlung; Uebersicht der Mitgliederversammlung (Urs Lindt/freshfocus)

(Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Der FC Basel hält die 122. Generalversammlung zum ersten Mal unter freiem Himmel ab. Die Mitglieder verändern das Logo, werden in Zukunft eine neue Einlaufmusik hören und bestätigen den Vorstand in seinem Amt. Der dankt es mit einem Zugeständnis, das es so noch nicht gegeben hat.

Alles klappte dann doch nicht bei der 122. Generalversammlung, die der FC Basel am Samstag zum ersten Mal unter freiem Himmel im St.-Jakob-Park abgehalten hat. Und dabei ist für einmal nicht das Wetter gemeint, denn in diesen unbeständigen Tagen war die Natur bis auf zwei, drei nasse Intermezzi für einmal auf Seiten der Basler. Vielmehr versagte beim vielleicht emotionalsten Traktandum das Zählen der Stimmen.

Nach mehreren Anläufen wurden die 1329 anwesenden Mitglieder auf der Tribüne des Sektors B Zeugen, wie die 927 Stimmberechtigten unter ihnen das Logo auf Vorschlag des Vorstands veränderten. Der FC Basel ist mit 19 Titeln noch einen Pokalgewinn vom zweiten Stern entfernt. Doch mit diesem Schmuck ist Schluss, so wollen es die Mitglieder: Der Stern verschwindet – wenngleich nicht überall.

Beim Entscheid geht es lediglich um das markenrechtlich eingetragene Logo, bei dem der FCB die Zeitbeständigkeit sichern will. Auf den Trikots wird der Stern weiterhin zu sehen sein – und möglicherweise auch in Elementen der Corporate Identity wie Briefköpfen und dergleichen, wie Präsident Bernhard Heusler sagt.

Abschied von der klassischen Musik

Bei einem anderen emotionalen Traktandum gab es keine Abstimmung, sondern eine Präsentation der Neuerung: Schon vor der GV wurde über die Einlaufmusik befunden. Der FCB verabschiedet sich von Antonín Dvořáks 9. Sinfonie. Die Mannschaft kommt ab dem 24. Juli und dem ersten Spiel der Saison 2016/17 zu «Heart of Courage» von «Two Steps from Hell» aus der Senftube, einer Melodie, die von mehreren Bundesligisten zu gleichem Zwecke eingesetzt wird.

Musik und Logo waren freilich nicht die einzigen Themen. Finanzchef Stephan Werthmüller lenkte die Aufmerksamkeit auf die rotblaue Welt der Zahlen. Für den Verein präsentierte der Steuerexperte eine mit dem Vorjahr vergleichbare Jahresrechnung (Geschäftsbericht als PDF). Und bezüglich der Aktiengesellschaft erläuterte er den Vereinsmitgliedern, was er vor rund drei Monaten bereits den Medien darlegte.

Mit 44 Millionen Ertrag aus dem ordentlichen Betrieb (Super League und Schweizer Cup) habe man mehr oder weniger die Grenze des Möglichen erreicht, sagt Werthmüller zu dieser Grösse, die seit 2010 jährlich gewachsen ist. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Umsatz von 105 auf 92 Millionen Franken, die Personalkosten im Profikader sind um 13 Prozent tiefer und wegen der verpassten Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase fielen die Prämienzahlungen geringer aus.

In das Geschäftsjahr fällt der Champions-League-Achtelfinal gegen Porto und die Europa-League-Kampagne bis zum Achtelfinal-Aus gegen Sevilla: Bei fünf Millionen Franken Mehraufwand für die internationalen Spiele generierte der FCB einen Zusatzertrag von zwanzig Millionen.

Beträge in Millionen Franken
Erfolgsrechnungen der FC Basel 1893 AG von 2010 bis 2015
 

2015

2014

2013

2012

2011

2010

Ertrag ordentlicher Betrieb   44   42   39   34   32   31
Zusatzertrag Champions/Europa League   20   27   37   17   24   25
Zusatzertrag Transfers   28   36   12   27   10     1
Total Ertrag   92 105   88   78   66   57
Aufwand ordentlicher Betrieb  -64  -64  -52  -48  -42  -40
Zusatzaufwand Champions/Europa League    -5    -9  -10    -5  -10    -8
Zusatzaufwand Transfers  -11  -17  -14   -9    -8    -9
Total Aufwand  -80  -90  -76  -62  -60  -57
Gewinn vor ausserordentlichen Aufwendungen   12   15   12   16     6     0
Ausserordentliche Aufwendungen  -12  -15  -11  -16     0     0
Jahresgewinn     0     0     1     0     6     0
Ausgewiesenes Eigenkapital   10   10   10     9     9     3

Eine bemerkenswerte Zahl ist eine, die Werthmüller auf den beiden geschätzt 30 Quadratmeter grossen Bildschirmen nicht aufführte, sondern nur mündlich erwähnte: Der FCB wartet auf Zahlungen in der Höhe von 16 Millionen Franken. Diese stehen ihm in erster Linie aus dem Verkauf von Derlis Gonzalez an Dynamo Kiew zu, mit dem ukrainischen Verein ist ausgemacht, dass der paraguayische Offensivmann in Raten abbezahlt wird. Ein weiterer Teil der 16 Millionen geht auf den Transfer von Granit Xhaka zu Borussia Mönchengladbach.

Die Neuerung zum Schluss

Für Erstaunen, weil noch nie da gewesen, sorgten schliesslich folgende Worte des Präsidenten: «So lange wir vom aktuellen Vorstand tätig sind, wird es nicht möglich sein, einen neuen Clubeigentümer zu haben», wenn die Vereinsmitglieder damit nicht einverstanden sind.

Mit diesem mündlichen Zugeständnis gibt der Vorstand den Mitgliedern mehr Mitspracherecht, als ihnen rechtlich zusteht: Der Profibetrieb wird seit zehn Jahren von der FC Basel 1893 AG geführt. An dieser Aktiengesellschaft ist die FC Basel Holding AG zu 75 Prozent beteiligt, der Verein zu 25 Prozent. Theoretisch könnte der Verein also nicht verhindern, dass eine Mehrheit der Aktien an eine dritte Partie verkauft wird. Diese Möglichkeit schliesst der Vorstand ab sofort aus.



Die FC Basel-Gruppe und die Beteiligungen im Jahr 2016.

Die FC Basel-Gruppe und die Beteiligungen im Jahr 2016. (Bild: Nils Fisch/Grafik)

Mit diesem Novum, das die Zustimmung der Mitglieder für Heusler und den ganzen Vorstand weiter stärken dürfte, endete die GV. Im Anschluss öffnete der FCB das Stadion auch für Nicht-Mitglieder, unter anderem für eine Stadionführung.

Die gut und gerne 4000 Zuschauer verfolgten erst ein Training der mit mehreren Junioren ergänzten ersten Mannschaft und danach das Spiel der U16. Die Trainerikone des Basler Juniorenfussballs Werner Mogg gewann im letzten Spiel vor seinem Wechsel zur U17 im zwölften Jahr die elfte Meisterschaft gegen die Young Boys 2:1 (Basler Tore: 17. Isufi, 21. Gaudiano).

Rotblau beendete bei den Junioren die Saison also vor Gelbschwarz. Das bekannte Bild beobachteten die Akteure der ersten Mannschaft aus der Ferne bei der Autogrammstunde. Zu einer Zeit, als noch ordentlich etwas los war an diesem Tag der offenen Tür, des neuen Logos, der neuen Einlaufmusik und der Kompetenzübertragung des Vorstands an die Vereinsmitglieder.



Die U16-Meistermannschaft und ihr Trainer Werner Mogg (stehend, zweiter von links). Durch seine Schule sind sie alle gegangen, die Fabian Freis, die Breel Embolos und wie sie alle heissen.

Die U16-Meistermannschaft und ihr Trainer Werner Mogg (stehend, zweiter von links). Durch seine Schule sind sie alle gegangen, die Fabian Freis, die Breel Embolos und wie sie alle heissen. (Bild: Sacha Grossenbacher)

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