Eine Niederlage für die Spannung – der FC Basel verliert zum zweiten Mal in Folge

Die zwei Wochen Nationalmannschaftspause bekommen dem Schweizer Meister nicht gut. Nach der Niederlage gegen die Grasshoppers geht der FCB auch in St. Gallen als Verlierer vom Platz. Durch Marc Janko gehen die Basler früh in Führung, Yannis Tafer dreht das Spiel mit zwei Toren.

Die zwei Wochen Nationalmannschaftspause bekommen dem Schweizer Meister nicht gut. Nach der Niederlage gegen die Grasshoppers geht der FCB auch in St. Gallen als Verlierer vom Platz. Durch Marc Janko gehen die Basler früh in Führung, Yannis Tafer dreht das Spiel mit zwei Toren.

Urs Fischers Blick geht ins Leere. Nicht nur, als er vom Spielfeld wortlos in die Kabine schreitet. Sondern auch Minuten später, da er vor den Medien sitzt. Ob er die Worte seines Antipoden Joe Zinnbauer hört, ist in diesem Moment unklar. Fischer fixiert einen Punkt im Medienraum, der Fokus aber, seine Gedanken, sie sind woanders. 

Eine halbe Stunde ist vergangen, seit der Schiedsrichter die Partie in der AFG-Arena vor 15’740 Zuschauern abgepfiffen hat. Und mit diesem Pfiff wurde die dritte Liga-Niederlage des FC Basel, dieses 1:2 gegen den FC St. Gallen Tatsache.

Yannis Tafers zweiter Treffer entschied das Spiel. Und Fischers Gedanken dürften auch um diese Szene kreisen; um diesen Pass von Mario Mutsch, diagonal durch die Basler Verteidigung gespielt; um das Zweikampfverhalten Taulant Xhakas, den der Torschütze auf dem falschen Fuss erwischt; um den Schuss des einstigen Lausanners, diesen Schlenzer in die weite Ecke, den Tomas Vaclik nur an ganz guten Tagen hält.

Die ungenutzte Grosschance kurz vor Schluss

Überhaupt wirkte die Abwehr unsortiert, was den einfachen Grund hat, dass Fischer in der Pause die hinterste Reihe gehörig umstellen musste. Manuel Akanji nahm der Trainer zur Schonung hinsichtlich der Donnerstags-Partie gegen Florenz aus dem Spiel, Xhaka wurde zum Aussenverteidiger und Michael Lang gab sein rotblaues Debüt im Abwehrzentrum.



Yannis Tafer von St. Gallen, Mitte, trifft zum 2-1, gegen Marek Suchy, links, und Taulant Xhaka von Basel, im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Basel, am Sonntag, 22. November 2015, in der AFG Arena in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Yannis Tafers Schuss zum 2:1. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)

So wenig zuverlässig die Defensive in den zweiten 45 Minuten agierte, so harmlos waren die Basler im Spiel mit dem Ball. Eine einzige Chance kreierten sie, in Minute 87 – immerhin eine ausgezeichnete: Luca Zuffi scheiterte erst an Daniel Lopars Fuss, Birkir Bjarnason dann aus sechs Metern und ungestört an den Händen des Sankt Galler Torhüters.

Die Szene des Isländers, eingewechselt für Shkelzen Gashi, erinnerte an seine vergebene Möglichkeit im Auswärtsspiel gegen Sion, als er aus wenigen Metern das leer stehende Tor nicht getroffen hatte. Immerhin hatten die Basler die Partie im Tourbillon mit 2:0 gewonnen. Vier Runden später verloren sie in der Ostschweiz – zum ersten Mal seit dem 23. Mai 2012 geht der FCB in der Liga zweimal hintereinander als Verlierer vom Platz.

Die Spannung kehrt in die Liga zurück

Damals, Heiko Vogel war Trainer und keiner der aktuellen Reisegruppe in dessen Kader, wurden die Basler von den Young Boys bezwungen. Im letzten Spiel der Saison, der Meistertitel stand bereits fest.

Und im Rennen um diesen Pokal kommt nun unerwartet doch noch mal Spannung auf. Die Grasshoppers haben noch sieben Punkte Rückstand.

«Verlieren kann man immer. Aber es geht um die Art und Weise»

Danach hatte es zu Beginn des Spiels in St. Gallen nicht ausgesehen. In der sechsten Minute brachte Marc Janko den FCB mit einem Kopfball nach Xhakas Corner in Führung.

Die Phase zu Beginn des Spiels gehörte Fischers Team. «Die ersten 25 Minuten waren sehr gut. Danach agierten wir wie abgestellt», sagt Fischer, der sich wegen der vierten Saisonniederlage «keine Sorgen» macht, aber enttäuscht ist.

Enttäuscht darüber, dass in der 38. Minute der Ausgleich fiel. Das Schneetreiben hatte inzwischen eingesetzt, und in dieser besten Phase der St. Galler lief ein Angriff über die rechte Seite, Geoffrey Tréand spielte den Ball weiter zu Tafer, der das 1:1 erzielte.



Torhueter Tomas Vaclik von Basel, aufgenommen nach dem 2-1 durch Yannis Tafer im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Basel, am Sonntag, 22. November 2015, in der AFG Arena in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Die Enttäuschung im Gesicht des Torhüters Tomas Vaclik. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)

«Verlieren kann man immer. Aber es geht um die Art und Weise», fasst Fischer branchenüblich zusammen. Mit der Art und Weise meint der 49-Jährige auch, wie die Basler den Ostschweizern immer wieder Chancen zugestehen mussten. Nach Ballverlusten, wie demjenigen Mohamed Elnenys, den Danjiel Aleksic mit einem Weitschuss nicht nutzte; oder nach einem feinen Querpass ebendieses Spielers, nach dem Dzengis Cavusevic am hervorragend reagierenden Vaclik scheiterte.

Die Systemumstellung auf ein 4-1-4-1

Und vielleicht meint Fischer mit «Art und Weise» auch seine Entscheidung, in der Startaufstellung auf Luca Zuffi und Birkir Bjarnason zu verzichten. Klar, die Wahl des Personals hatte Fischer auch im Wissen um die Europa-League-Partie gegen die ACF Fiorentina getroffen. Aber mit dem 4-1-4-1-System kamen die Basler schliesslich nicht wie gewünscht zu Rande.

Es fehlte vor allem in der Anfangsphase ein Spielgestalter im zentralen Mittelfeld, den Zuffi in Halbzeit zwei auch nicht geben konnte. Es fehlte Breel Embolos Hochform, die der 18-Jährige nach überstandener Patellarsehnenentzündung nicht auf den Rasen beziehungsweise auf den Schnee brachte.

Die Möglichkeit, am Donnerstag alles vergessen zu machen

Die Chance auf Verbesserung bietet sich dem FCB am Donnerstag. Ex-Trainer Paulo Sousa kehrt in den St.-Jakob-Park zurück, mit seiner Fiorentina, die ebenfalls am Sonntag 2:2 gegen Empoli gespielt hatte.

Die Aufstellung wird dann anders aussehen. Nach Möglichkeit über 90 Minuten mit Akanji in der Innenverteidigung, nach Möglichkeit mit einem starken Zuffi im zentralen offensiven Mittelfeld, und wohl mit Bjarnason in der Startaufstellung.

Fischer wird bis dahin den Fokus wieder gefunden, die Fragen nach der Niederlage gegen den Tabellenfünften beantwortet und die Konsequenzen gezogen haben. Und sein Blick, der wird möglicherweise nicht mehr ins Leere gehen. Dann nämlich, wenn der FCB die Chance nutzt und sich vorzeitig für die Sechzehntelfinals der Europa League qualifiziert.

Marc Janko zum Schneetreiben, das dem Gegner in die Füsse spielte, dem gegnerischen Torhüter, der nicht immer so pariert und den Zweifeln, die trotz zweier Niederlagen nicht aufkommen:

liveticker

fixtures

table

calendar

Vor dem Spiel: 

Die Problemzone Innenverteidigung: Daniel Hoegh muss am Knie operiert werden und fällt bis Ende der Saison aus. Damit fehlt Trainer Urs Fischer der nächste Innenverteidiger. Nur gut, dass Walter Samuel kurz vor seiner Rückkehr ins Team steht.  » Der nächste Ausfall 

Die Frage nach der Sicherheit: Nach den Anschlägen auf das Leben in Paris, angefangen mit Explosionen rund um das Fussballspiel zwischen Frankreich und Deutschland, stellt sich auch in der Schweiz die Frage nach der Sicherheit in den hiesigen Fussballstadien. Der FC Basel und die Polizei sind vorbereitet – allerdings nicht erst seit dem 13. November.  » Der FCB und die Polizei gehen nicht von einer Bedrohungslage aus

Nächster Artikel