Am Donnerstag steht für den FC Basel im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán (21.05 Uhr) die bisher schwerste Partie des Jahres an. Nach dem 0:0 im Achtelfinal-Hinspiel hat der Schweizer Meister gegen den Sevilla FC die Möglichkeit, sich zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren für den Viertelfinal der Europa League zu qualifizieren. Ein Faktor könnte der Heilungsprozess von Michael Langs rechtem Fuss sein.
Guter Hoffnung: Michael Lang (links) glaubt, dass sein lädierter Fuss einen Einsatz am Donnerstag zulassen wird. Zusammen mit Renato Steffen strahlt er jedenfalls Zuversicht aus.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Die Hand ist nach wie vor einbandagiert. Birkir Bjarnasons Einsatz steht aber nicht in Frage. Ohnehin gesetzt ist Luca Zuffi (rechts), der unter Urs Fischer lediglich beim Cupspiel gegen Münsingen nicht auf dem Platz stand.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Im Rückspiel gegen Sevilla kommt diesem Mann eine entscheidende Rolle zu: Daniel Hoegh, der sich im Herbst am Knie verletzte und seit da etwas mehr als 90 Minuten Spielzeit aufweist, wird aller Voraussicht nach neben Marek Suchy im Abwehrzentrum zum Einsatz kommen.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Diese Abwehr lobt Unai Emery, Sevillas Trainer, zumindest rückblickend auf das Hinspiel. Der FCB hat dem Titelhalter der letzten beiden Jahre keinen Treffer zugestanden und steigt mit einem 0:0 ins Rückspiel im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán.
(Bild: Keystone/JULIO MUNOZ)Fehlen wird der Basler Abwehr Walter Samuel (Mitte, zwischen Matias Delgado, links, und Behrang Safari). Der einzige Spieler beider Mannschaften mit über 100 Europa-Cup-Partien fehlt gesperrt. Scheidet der FCB aus, war das Hinspiel Samuels letzter internationaler Auftritt.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Auch wenn die Verantwortlichen ihn entlasten wollen: Basels Hoffnungen ruhen auch auf dem im Hinspiel gesperrten Breel Embolo (links). Zusammen mit Taulant Xhaka (Mitte) und dem nicht spielberechtigten Naser Aliji geht es Richtung Flugzeug.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Urs Fischer weiss nicht so recht. Da hat er mit seiner Mannschaft vor Wochenfrist ein Unentschieden gegen den Titelverteidiger erreicht, ein 0:0 gegen den Sevilla FC, gegen eine der grossen Adressen des europäischen Clubfussballs. Aber was dieses Resultat Wert ist, kann kaum einer einschätzen.
… dann spricht die Statistik für beide Teams. Der Sevilla FC hat vier von fünf Kurzentscheidungen in Uefa-Wettbewerben gewonnen. Der FC Basel seine einzige ebenfalls, im Europa-League-Viertelfinal gegen Tottenham in der Saison 2012/13.
«Wir haben eine gute Ausgangslage», sagt der Trainer des FC Basel vor dem Abflug nach Andalusien, wo der FCB von frühlingshaftem Wetter empfangen wurde. Aber Fischer weiss an diesem Mittwochmorgen eben auch: «Sie könnte besser sein.» Zwischen diesen beiden Welten bewegen sich die Einschätzungen vor dem Achtelfinal-Rückspiel, das am Donnerstag um 21.05 Uhr im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán steigt.
Einerseits darf der FC Basel darauf hoffen, aus der Weissen Weste des Hinspiels Kapital zu schlagen. Erzielt der letzte verbliebene Landesmeister in der Europa League ein Tor in Sevilla, muss der spanische Gegner gewinnen. Sonst stehen die Basler im Viertelfinal. Andererseits schwingt in Fischers Worten nach wie vor ein kleines bisschen Wehmut mit. Wehmut darüber, im Hinspiel trotz etlicher Tormöglichkeiten keinen Treffer erzielt zu haben.
Die lobenden Worte des gegnerischen Trainers
Unai Emery warnt am Tag vor dem Rückspiel vor dem FC Basel. (Bild: Keystone/JULIO MUNOZ)
Der FCB war dem Sieger der vergangenen beiden Jahre ein ebenbürtiger Gegner. Jedenfalls spricht Unai Emery, Sevillas Trainer, eine Woche nach dem Hinspiel in höchsten Tönen von den Baslern: «Wir haben einen starken Gegner vorgefunden. Es war beeindruckend, wir gut eingestellt und motiviert das Team war. Sie können sich an jede Situation anpassen, und im Hinspiel war vor allem die Abwehr von der ersten Minute an bereit.»
Michael Lang, ein Element dieser Fünferkette bei spanischem Ballbesitz, weiss allerdings, dass Sevilla im eigenen Stadion schwer zu bezwingen ist. «Sie haben eine unglaubliche Bilanz», so der 25-Jährige. In Zahlen ausgedrückt heisst das: Emerys Mannschaft hat seit November auf eigenem Rasen alle 16 Spiele gewonnen, dabei 38 Tore geschossen, 6 kassiert, und blieb 12 Mal ohne Gegentor.
Schwierig genug, gegen ein solches Team zu bestehen. Und noch schwieriger, dies ohne den gesperrten Routinier Walter Samuel zu schaffen – ohne den Mann, der als einziger Spieler beider Mannschaften mehr als 100 Europacup-Partien im Portfolio hat. Die Abwehr muss Fischer umstellen. Er wird im Zentrum neben Marek Suchy aller Voraussicht nach auf Daniel Hoegh vertrauen, der nach überstandener Knieverletzung, erlitten im November, auf etwas mehr als 90 Minuten Spielpraxis kommt.
Mitgereist, obwohl er gesperrt nicht auf dem Rasen stehen wird: Walter Samuel, zwischen Captain Matias Delgado (links) und Behrang Safari. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Michael Langs Fuss «fühlt sich schon besser an als am Wochenende»
Auf der Aussenbahn bleibt Basel die Hoffnung, dass sich Michael Lang genügend rasch von seiner Verletzung erholt. Im Hinspiel musste der Rechtsverteidiger in der Pause ersetzt werden, weil er mit dem rechten Fuss umgeknickt war. Der Fuss, auf der Reise anstatt im Lederschuh in einen komfortableren Freizeitschuh gebettet, ist nach wie vor geschwollen. «Etwas ist gerissen», sagt der Spieler, «aber es fühlt sich schon besser an als am Wochenende.»
Auf die Trainings dieser Woche hat Langs Fuss gut reagiert. Trotzdem wird der Trainer einen Einsatz des Nationalspielers vom Abschlusstraining im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán abhängig machen. «Ich muss alles mitmachen können: laufen, in Duelle gehen, schiessen. Das sind die Maximalbelastungen für den Fuss.»
Ein Tape, so hart wie Beton
Man darf davon ausgehen, dass ein Einsatz mit allen vertretbaren Mitteln möglich gemacht wird. Eines davon: ein Verband, so hart wie Beton. «Das ist ungewohnt und fühlt sich an wie ein Gips, aber mit dem Adrenalin werde ich kaum Zeit zum Überlegen haben, ob das Tape stört», sagt Lang über seinen eventuellen Einsatz, der unabhängig vom Heilungsprozess von Schmerzen begleitet werden wird. «Wenn wir aber weiterkommen, dann nehme ich diese Schmerzen am Freitag gerne in Kauf.»
Auch wenn die Verantwortlichen ihn entlasten wollen: Basels Hoffnungen ruhen auch auf dem im Hinspiel gesperrten Breel Embolo (links). Zusammen mit Taulant Xhaka (Mitte) und dem nicht spielberechtigten Naser Aliji geht es Richtung Flugzeug. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Kann Lang nicht spielen, dann müsste die Abwehr nochmals umgekrempelt werden, da der nominelle Ersatz, Philipp Degen, erneut an der Schulter operiert werden muss. Am wahrscheinlichsten wäre, dass Behrang Safari von links nach rechts wechseln und Adama Traoré auf der linken Seite verteidigen würde.
«Der Traum von der nächsten Runde lebt»
Langs Einsatz ist also wahrscheinlich, aber nicht sicher. Sicher ist hingegen, dass dem FCB der im Hinspiel gesperrte Breel Embolo wieder zur Verfügung steht. «Wir haben mit ihm offensiv eine weitere Alternative», sagt Fischer lediglich – man will dem jungen Mann keine zusätzliche Last aufbürden, die wegen der Erwartungshaltung an den Offensivspieler ohnehin schwer genug wiegt.
Entlastet haben die Vereinsverantwortlichen den 19-Jährigen, indem sie ihn auf der Reise nach Sevilla den Medien nicht zum Gespräch zur Verfügung stellten. Dafür standen sie selbst hin. «Es ist ein tolles Gefühl, noch immer dabei zu sein und gegen diesen grossen Namen in Europas Fussball zu spielen», sagt Präsident Bernhard Heusler, der von einer «offenen» aber «nicht perfekten Ausgangslage» spricht.
Wie der Trainer bewegt sich auch der Präsident zwischen Hoffnung und dem Wissen um die Schwierigkeit der Aufgabe. Und vielleicht auch weil der Heilungsprozess Michael Langs hoffnungsvoll verläuft, sagt Heusler: «Der Traum von der nächsten Runde lebt.»