Eine Ration Nostalgie

Der FC Aarau ist zurück in der höchsten Schweizer Fussball-Liga. Eine kleine Liebeserklärung.

Gute alte Fussballzeit. Im Brügglifeld kann der Totomat auch mal als Logenplatz genutzt werden. (Bild: Keystone/ALESSSANDRO DELLA BELLA)

Der FC Aarau ist zurück in der höchsten Schweizer Fussball-Liga. Eine kleine Liebeserklärung.

Wir sind wieder zurück, da wo wir eigentlich hingehören! Wir, das sind der FC Aarau, das Stadion ­Brüggli­feld und ich. Es ist eine lange und innige Beziehung. Angefangen hat alles 1981, als der Club von der NLB in die NLA aufstieg. Mein Stammplatz war fortan die Steh­rampe gegenüber der Haupttribüne, auf der Höhe der Mittellinie

Wir mussten uns erst finden, das Stadion und ich. So erging es vielen, bis schliesslich ein passabler Haufen zusammenkam, der mit selbst gebastelten Fahnen künftig jedes Heimspiel zu einem solchen werden liess. Was waren das für Spiele! Vevey wurde im strömenden Regen mit 7:0 abgefertigt, Bellinzona erging es nicht anders. Mit 8:1 wurden die Tessiner bei Regen und Sturm weggefegt.

Ein Beitrag des Schweizer Fernsehens zum Überraschungsmeister FC Aarau im Jahr 1993:

Immer war ich da, Höhe Mittel­linie, bei garstigem Wetter die Mütze aufgesetzt, der Schirm galt als verpönt. So ist es auch heute noch, denn geändert hat sich nicht viel. Die Stehrampen wurden etwas aufgemotzt, ein Gästesektor entstand und mein Platz ist etwas mehr nach links in Richtung Kunsteisbahn gerutscht, weg von den jungen Wilden.

Überhaupt, moderne Stadien!

Okay, beim Catering muss man ab und zu schon mal eine Viertelstunde anstehen und zum Wasserlassen steht bloss eine Handvoll Dixie-Klos zur Verfügung. Die zu erreichen ist schon abenteuerlich genug, hinter der Stehrampe, in einer Senke, zu der man(n) bloss über ein steiles Bord gelangt. Bei feuchtem Wetter schafft das fast keiner, ohne erst zu Boden zu gehen. Das ist in der Pause eine lustige Unterhaltung, wofür in den modernen Stadien alberne Pausenspiele herhalten müssen oder Interviews im Club-TV über hochauflösende Bildschirme flimmern.

Überhaupt, moderne Stadien! Ich habe sie alle gesehen, bei den Fahrten zu den Auswärtsspielen. Das Stade de Suisse, die neue Maladière, die AFG Arena oder das neue Joggeli. Alle sind sie austauschbar, ähnlich einer Kaserne. Zum Glück gibt es diese modernen Arenen jeweils in den passenden Vereinsfarben, sonst … Aber lassen wir das.

Bei uns im Brügglifeld riecht es nach Bratwurst und den schweizweit berühmten Aargauer Spiessen. Nicht zuletzt deshalb freuen sich viele Fans anderer Clubs, dass wir wieder dabei sind. Bei uns kriegt jeder seine ­Ration Nostalgie. Nirgendwo sonst steht man so nahe am Spielfeld – wer sitzt denn schon? Manchmal hört man, was die Spieler einander zurufen oder was der Schiedsrichter zu meckern hat. Die Sonne sticht einem ins Gesicht, der Regen lässt dich tropfnass nach Hause gehen und bei starkem Wind hast du das Gefühl, der Grill stehe gleich hinter dir.

So ist der Duft der Fussballwelt auf dem Brügglifeld. Wer das noch nicht erlebt hat, sollte es schnellstens nachholen. Denn wir wissen, lange duldet der Verband dieses Stück gelebter Geschichte nicht mehr. Diese Ausnahmeregelung wird es bald nicht mehr geben, landesweite Sympathien hin oder her. Denn in der neuen, modernen Fussballwelt hat es keinen Platz für Nostalgie.

Mit dem Spiel gegen den FC Aarau beginnt für den FC Basel am Samstag, 13. Juli, die neue Saison in der Super League (19.45 Uhr, St.-Jakob-Park). Mehr zum FCB auf rotblaulive.ch

Der Weg zurück des FC Aarau in die Super League:

So wurde im Jahr 1993 eine Schweizer Meisterschaft gefeiert:

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.07.13

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