Auch ohne Fasnacht durchlebte Raphael Wicky intensive Tage. Nach der Niederlage gegen den FC St. Gallen ist der Rückstand auf die Berner Young Boys auf acht Punkte angewachsen. Die Titelverteidigung wird schwierig, auch wenn noch 14 Runden zu spielen sind.
So «stolz» Wicky ist, in den Schnitzelbänken thematisiert worden zu sein, so gerne würde er diesen Ruhm jedenfalls gegen eine bessere sportliche Situation eintauschen. Der 40-Jährige sagt: «Die Lage ist ernst. Und die Spieler wissen: Es mag nicht mehr viel leiden.» Schon gar nicht eine dritte Niederlage im vierten Ligaspiel des Jahres, das der FC Basel am Samstag (19 Uhr) im Stade Olympique de la Pontaise gegen den FC Lausanne-Sport austrägt.
Nach den jüngsten Misserfolgen will Wicky jedoch nicht alles umstellen. Er halte nichts von Aktionismus. Wicky sagt:
«Wir hatten die Gegner in diesem Jahr relativ im Griff und Chancen auf Tore. Fakt ist aber, dass wir das absolut flüssige Spiel, die Leichtigkeit und das klare, saubere Passspiel noch nicht erreicht haben. Die Message ist jetzt simpel: Wir müssen wieder einfach spielen und Klarheit in unser Spiel bringen. Und wir müssen Vertrauen durch einfachen Fussball erlangen.»
Der Trainer glaubt nach vielen Gesprächen in dieser Woche, dass es nicht viel braucht, damit der FC Basel zurück zur Leichtigkeit findet. Und mit Sicherheit findet sich in der letzten Begegnung mit dem FC Lausanne-Sport Bildmaterial, das diese Leichtigkeit illustriert. Der FC Basel war damals angekommen in seinem goldenen Herbst, legte in der Liga eine Serie von fünf Siegen hin, einen davon in Lausanne. Beim 4:1-Erfolg spielte sich der FCB in die Laune, die ihm drei Tage später in Lissabon den zweiten Sieg gegen Benfica einbrachte.
In der aktuellen Phase geht es für die Basler nicht um eine Form für die Champions League. Es geht um nackte Punkte und um die Befindlichkeit im Team. Denn um diese dürfte es angesichts der Statistiken nach 22 Runden nicht zum Besten bestellt sein. Vor allem die Offensive schwächelt wie seit Jahren nicht.
Die schwächste Offensive seit Einführung der Super League
Als der FC Basel im letzten Sommer die Dernière von Trainer Urs Fischer erlebte, ging es längst nicht mehr um Wesentliches. Der Meistertitel war seit der 30. Runde gesichert, so früh, wie das einer Mannschaft in der Schweiz noch nie gelungen war. Mit dem Cupsieg war der zweite nationale Titel ebenfalls schon unter Dach und Fach gebracht.
Also ging es lediglich noch um Rekorde, und diese holte sich der FCB in einer der besten Saisons der Vereinsgeschichte auch noch: Mit dem 26. Sieg kamen die Basler auf 86 Punkte, einen Zähler waren sie damit besser als in der Saison 2003/04. Und mit dem 4:1-Sieg gegen St. Gallen übertrafen sie auch noch die Bestmarke in Sachen Offensive. 92 Treffer (2,6 pro Partie) erzielte der FCB in der zweiten Saison unter Fischer, das sind zwei mehr als bei der bisherigen Bestmarke unter Thorsten Fink aus der Saison 2009/10.
Von diesen Werten sind die Basler weit weg. 41 Tore haben sie in 22 Runden erzielt. Im Schnitt sind das 1,9 Treffer pro Spiel. Die Werte sind die schlechtesten des FC Basel seit Einführung der Super League. Für die Fans besonders bitter: Sie haben 2018 noch keinen einzigen Treffer im eigenen Stadion gesehen.
Zuversichtlich stimmen darf jedoch der Wert in der Defensive. Besser als die 19 Gegentore war der FC Basel nach 22 Runden nämlich nie. Tomas Vaclik ist denn auch der Torhüter mit den meisten Spielen ohne Gegentor (acht). Sein Gegenüber am Samstag, der 24-jährige Thomas Castella, hielt seinen Kasten nur einmal sauber; 45 Gegentreffer bedeuten die schwächste Defensive der Liga. Der FC Basel darf also hoffen, etwas für das Selbstvertrauen seiner schwächelnden Offensive zu machen.
Und noch etwas gibt dem FC Basel Hoffnung: Er ist die beste Auswärtsmannschaft. Mit 21 Punkten und einem Torverhältnis von plus 14 führen die Basler die Tabelle nach elf Auswärtsspielen an, vor den Young Boys (21 Punkte, plus 9). Gut also, dass der FC Basel am Wochenende in Lausanne (ohne den gesperrten Taulant Xhaka und den verletzten Eder Balanta) antreten darf. Und am Dienstag in Bern, wenn es gegen den grossen Rivalen um den Einzug in den Cupfinal geht. Respektive um die Chance, den einfacheren von beiden Titeln zu gewinnen.
Lausanne strebt mit zwei Basler Leihspielern die ersten Punkte seit Dezember an
Im Winter hat sich Dominik Schmids Berufsleben verändert. Auf Leihbasis wechselte er vom FC Basel, seiner sportlichen und persönlichen Heimat, zum FC Lausanne-Sport und gehört dort zum unbestrittenen Stamm. Ganz anders als bei seinem Stammarbeitgeber, bei dem er in zwei Spielzeiten auf fünf Einsätze kam. Den gleichen Weg ging Alexander Fransson, für den Basels Trainer Raphael Wicky keine Verwendung fand.
In Lausanne spielen die beiden seit diesem Jahr immer von Beginn weg. Allerdings nicht sehr erfolgreich. Mit ihnen haben die Waadtländer alle drei Spiele verloren und neun Gegentreffer kassiert. Besonders schmerzhaft war die letzte Niederlage, das 1:3 gegen den Tabellenletzten FC Sion. Lausanne und sein Trainer Fabio Celestini sind im Abstiegskampf angekommen, fünf Punkte trennen das Team von den Wallisern. «Wir haben sogar begonnen, gewisse Gewohnheiten vor dem Spiel anders zu machen, bisher ohne Erfolg», sagt ein ratloser Celestini gegenüber «24heures».
Der FC Lausanne-Sport gewann zum letzten Mal Mitte Dezember (5:1 gegen den FC Zürich) und ist etwas mehr als ein Jahr vor der Eröffnung des neuen Stadions aus der Spur geraten. Im November hatten die Besitzverhältnisse gewechselt, die neue Führung hat grosse Pläne und will in naher Zukunft mit den Besten mithalten.
Die Personallage: Fabio Celestini muss für die Partie gegen den FC Basel auf vier Spieler verzichten. Elton Monteiro und Topscorer Simone Rapp (neun Tore) sind gesperrt (beide acht gelbe Karten); Jérémy Manière und Maxime Dominquez fehlen verletzt.