«Einfach nur geil»

FCB-Stürmer Marco Streller packte das aufreibende Rückspiel gegen Tottenham in eine einfache Formel: Geil sei es gewesen. Und Penaltyheld Yann Sommer freut sich dereinst die Geschichtsbücher durchzublättern. Die Stimmen zum Spiel.

Basel's Marco Streller cheers after the UEFA Europa League quarterfinal second leg soccer match between Switzerland's FC Basel and Britain's Tottenham Hotspur FC at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Thursday, April 11, 2013 (KEYSTONE/Ge (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

FCB-Stürmer Marco Streller packte das aufreibende Rückspiel gegen Tottenham in eine einfache Formel: Geil sei es gewesen. Und Penaltyheld Yann Sommer freut sich dereinst die Geschichtsbücher durchzublättern. Die Stimmen zum Spiel.

Wenigstens einen Sieg haben die Spieler von Tottenham Hotspur davongetragen. Sie schlugen den FC Basel ohne Gegentreffer in Sachen Stilbewusstsein. Während ein Marco Streller nach der Partie in Badelatschen umherschlurfte und Yann Sommer das Trikot von Tormann-Gegenüber Brad Friedel verkehrtherum trug, standen die Londoner in Anzug und Krawatte, selbstverständlich mit einem tadellosen Windsorknoten gebunden, Rede und Antwort.

Was die Engländer zu sagen hatten, dürfen die Basler nicht nur als Kompliment mitnehmen, sondern als veritable Adelung. Spurs-Captain Michael Dawson lobte – akkurat frisiert – seine «Jungs, für ihren aufopfernden Kampf». Sie hätten gegen diese starken Basler nie aufgegeben, auch nicht, als sie nur zu Zehnt waren. Dawson forderte Anerkennung ein: «Wir haben uns immerhin ins Penaltyschiessen durchgekämpft.» Das hörte sich nicht so an, als ob ein Topclub aus der Premier League und erklärter Mitfavorit auf den Gewinn des Europapokals gerade gegen ein Leichtgewicht aus der Super League ausgeschieden wäre.

Adebayor traut dem FCB vieles zu

Stürmer-Stange Emmanuel Adebayor traut den Basler noch mehr zu: «Sie stehen im Halbfinal, warum sollen sie sich nicht Chancen auf den Gewinn der Europa League ausrechnen?» Der FC Basel verfüge über ein starkes Team mit vielen guten Spielern, die einen formidablen Spirit aufweisen würden. «Das macht sie richtig gut.»

Diese Einschätzung hatte Adebayor nicht exklusiv, die Basler betonten unisono die aussergewöhnliche Mannschaftsleistung. «Schaut euch doch die Tore an, die Tottenham erzielt hat, die waren alle Knorz», befand etwa Penaltyheld Sommer, und leitete daraus ab, «dass wir ein Super-Team sind.» 

Erfolgreicher Umbau

Wie schnell der FCB nach dem grundlegenden Umbau diese Klasse erreicht hat, überraschte auch Sommer, der in dieser Saison auf dem Platz kaum einmal überrascht worden ist. «Es ist schwierig zu erklären, wie wir uns so schnell als Team gefunden haben. Das ist einmalig, denn vieles hat gewechselt. Wir haben talentierte Spieler verloren und durch neue Charaktere ersetzt, haben einen neuen Trainer, eine andere Spielform.»

Und nun müssen sich sogar Historiker mit dem FC Basel auseinandersetzen nach dem grössten Erfolg auf europäischem Niveau. Das glaubt jedenfalls Yann Sommer, der sich sichtlich zufrieden ausmalte, wie er dereinst, als gesetzter Herr im besten Alter in entsprechenden Fachpublikationen blättern wird: «Ich kann die Geschichtsbücher in 30, 40 Jahren aufschlagen und stehe immer noch drin. Das kann mir keiner nehmen.»

Grossen Anteil daran hat in den Augen Sommers die Kulisse im St.-Jakob Park: «Die Emotionen waren unglaublich, die von den 36’500 Zuschauern ausgingen. Es fühlte sich an, als ob ganz Basel im Stadion gewesen wäre. Das hat uns den letzten Push gegeben.»

Streller sorgt sich um die Fans

FCB-Stürmer Marco Streller goss dieses Gefühl in die Worte «einfach nur geil wars». Sogar das Penaltyschiessen habe zu diesem Abend gepasst: «Es erzeugte die angemessene Dramatik in der vollen Hütte.» Streller war nach dem Spiel aber auch in Sorge um die Fans: «Ich hoffe, dass alle nach dieser Spannung gesund aus dem Stadion gegangen sind.»

Er selber sei sehr ruhig gewesen im entscheidenden Moment, als er Anlauf nahm, den zweiten Basler Penalty zu schiessen. Den ersten hatte er dankbar Fabian Schär überlassen nach den einschneidenden Erfahrungen mit der Schweizer Nationalmannschaft, als er an der Weltmeisterschaft in der Ukraine den ersten Penalty vor lauter Nervosität verschossen hatte. «Ich hab mich gut gefühlt», sagte Streller. «Die einzige Gefahr war, dass ich beim Anlauf einen Krampf bekomme.» Es sei hart gewesen, die 120 Minuten durchzustehen. «In meinem Alter ist das nicht mehr so einfach», sagte der 31-Jährige. 

Final-Gedanken

Sogar fürs Feiern würde ihm nun die Kraft fehlen, sagte Streller. Ein Bier – dann ab ins Bett. Und danach, am nächsten Morgen, in den kommenden Tagen? Er denke natürlich an den Final, sagt Streller. Das sei kein Traum. Nach Träumen wacht man wieder auf. Wer im Halbfinal steht, dürfe sich berechtigte Hoffnungen auf den Finaleinzug machen. Mit Demut natürlich und dem angemessenen Respekt. Als Aussenseiter im Geiste, aber mit der Gewissheit, zu grossem fähig zu sein auf dem Platz. 

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