Elneny hat vergessen zu frühstücken

Nun ist klar, was die medizinischen Probleme von FCB-Spieler Mohamed Elneny waren, die den FCB-Flug zu einem ungeplanten Zwischenstopp in Berlin zwangen. Der Ägypter hatte einen Schwächeanfall erlitten. Am Donnerstag dürfte er gegen Zenit St. Petersburg trotzdem auflaufen.

Der Kranke und sein Retter: Mohamed Elneny (links) musste vom ägyptischen Landsmann Mohamed Salah aufgepäppelt werden, der ihm nach seinem Schwächeanfall fürsorglich Wasser einflösste. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Nun ist klar, was die medizinischen Probleme von FCB-Spieler Mohamed Elneny waren, die den FCB-Flug zu einem ungeplanten Zwischenstopp in Berlin zwangen. Der Ägypter hatte einen Schwächeanfall erlitten. Am Donnerstag dürfte er gegen Zenit St. Petersburg trotzdem auflaufen.

Mohamed Elneny ist kein Extrovertierter, jedenfalls ist er seit seiner Ankunft in Basel anfangs Jahr nicht weiter auffällig geworden. Er verrichtete klaglos seinen Job als ägyptischer Gastarbeiter im Fachbereich Fussball, und wenn er das nicht tun durfte, jammerte er auch nicht als Bankdrücker. Auf dem Flug von Basel nach St. Petersburg zum Rückspiel gegen Zenit St. Petersburg aber gehörte die Aufmerksamkeit ihm ganz allein. Dass er sie als angenehm empfand, darf bezweifelt werden.

Eine Rekonstruktion der Ereignisse in Flug HK 1893 von Hamburg Airways von Basel nach St. Petersburg, der die Basler zu einem grossen Europapokal-Abend führen sollte: Während die meisten Kollegen wegdösten, Valentin Stocker, Fabian Frei und Marco Streller die Klapptische ausfuhren, um gepflegt zu jassen – wobei Stocker Buch führte –, kämpfte Elneny mit anderen Widrigkeiten als schlechten Karten.

Rudelbildung um Elneny

Unvermittelt kippte er weg, gebremst nur vom Vordersitz. Womit wir gerne ein Lob an Hamburg Airways ausrichten für die vorausschauend enge Bestuhlung an Bord. Sitznachbar Joo Ho Park guckte verdutzt in die Runde, erst Mohamed Shalah kümmerte sich um seinen Landsmann und leistete eine Art Ersthilfe. Stewardessen eilten herbei, Teamarzt Felix Marti näherte sich mit besorgter Miene aus dem vorderen Teil des Flugzeugs, und bald stand die ganze Kaderabteilung des Fussballclubs um den offensichtlich Leidenden. Nächste Massnahme: Der Mann wurde auf den Boden des Flugzeugs gebettet, so dass nur noch seine grauen Sportsocken zu sehen waren, die an den gestreckten Beinen gen Himmel zeigten. So sollte das Blut und damit der Geist in Elnenys Kopf zurückfinden. 

Der Ägypter hatte, wie rasch vermutet und nach dem Flug bestätigt wurde, eine Kreislaufschwäche erlitten. Im ersten Moment stellte sich diese als so ernst dar, dass der Pilot nach Rücksprache mit Teamarzt Marti das Flugzeug um- und den Sinkflug einleitete. Neue Destination: Berlin Tegel. Später sagte FCB-Medienchef Josef Zindel, man habe schnell entscheiden müssen, da der Flughafen Berlin in der Nähe lag. Einmal eingeleitet, liess sich der Landeanflug nicht mehr stoppen, auch wenn der Zwischenhalt medizinisch nicht mehr notwendig war. Offen ist, wer für die Kosten der Notfall-Übung aufkommt.

Socken am Boden

Nachdem Elneny reichlich Wasser eingeflösst worden war, verbesserte sich der Zustand des 20-Jährigen schnell. Kaum in Berlin gelandet, stand er wieder auf den Beinen, die Socken auf dem Boden am von Gott vorgesehen Platz. Der Spieler lächelte gequält, sich fast entschuldigend für den ganzen Wirbel, den er verursacht hatte.

Die Geschichte endete aber nicht mit seiner Auferstehung. Eine Ambulanz fuhr vor aufs Berliner Rollfeld, Notärzte stiegen zu. Elneny, wieder auf der Höhe, wurde gründlich durchgecheckt, dann nahm die medizinische Leitung vom Plan Abstand, ihn auszuladen und nach Basel zurückzubefördern. Mit zweistündiger Verspätung landete das Flugzeug schliesslich in St. Petersburg. 

Dort gab Zindel die Diagnose bekannt: «Mohamed Elneny hatte einen Schwächeanfall, ausgelöst durch Unterzuckerung und mangelnde Flüssigkeitszufuhr.» In anderen Worten: Da hat einer vergessen zu frühstücken.  

Für Elneny ist die Sache glimpflich ausgegangen, er dürfte aller Voraussicht nach am Donnerstag als Ersatz des gesperrten Geoffroy Serey Die im defensiven Mittelfeld auflaufen. Folgen hat der Schwächeanfall so nur für die «Topsupporter» des Vereins, die mit der Mannschaft mitflogen. Deren Stadtrundfahrt, verlautete der Reiseleiter, werde wegen der Verspätung im Feierabendverkehr steckenbleiben.

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