England: Sag mir, wo die Stimmung ist

In der englischen Premier League ist es in den Stadien ruhig. Zu ruhig, finden nicht wenige. Deswegen reisen inzwischen Arbeitsgruppen nach Deutschland reisen, um herauszufinden, wie wieder mehr Stimmung in den englischen Fussball kommen könnte.

In der englischen Premier League ist es in den Stadien ruhig. Zu ruhig, finden nicht wenige. Deswegen reisen inzwischen Arbeitsgruppen nach Deutschland reisen, um herauszufinden, wie wieder mehr Stimmung in den englischen Fussball kommen könnte.

Der englische Fussball wird gerne als Beispiel dafür herangezogen, wie man das Problem der Gewalt in und um die Stadien mit harter Hand in den Griff bekommen hat. Die Katastrophen von Heysel 1985 und Sheffield 1989 waren der Auslöser für den Football Spectator Act, der dafür sorgte, dass ab 1994 – zwei Jahre bevor England als Ausrichter der EM im Schaufenster stand – in Englands obersten Ligen nur noch reine Sitzplatzstadien erlaubt waren.

Fast 20 Jahre später ist die Premier League zwar das oberflächlich schillerndste und lukrativste Fussballprodukt weltweit, auf den Sitzplätzen der Stadien hat jedoch ein Austausch des Publikums stattgefunden, hin zu einer zahlungskräftigen Klientel. Das frühere Stammpublikum kann sich die zum Teil exorbitanten Ticketpreise nicht mehr leisten und sitzt im Pub vor dem Pay-TV. Und die legendäre Atmosphäre englischer Stadien verkümmert.

Inzwischen machen sich Arbeitsgruppen aus England auf nach Deutschland, wo die Bundesliga Jahr für Jahr Besucherrekorde aufstellt. Dort gibt es in den zur WM 2006 modernisierten und neu erbauten Stadien immer noch Stehplätze. Durchaus gegen den Willen der Verbände und vor allem aufgrund des Drucks der Fans.

Die Fans wollen selbst entscheiden, ob sie sitzen oder stehen

Wer in einem englischen Stadion das Spiel einfach im Stehen anschaut, bekommt verständlicherweise Ärger mit jenen, denen er die Sicht nimmt, und er wird vom Sicherheitspersonal mehr oder weniger zum Sitzen gezwungen. Die Football Supporters Federation FSF, in der 180’000 Fans organisiert sind, geht nun gegen das Stehplatz-Verbot vor. Ein Gesetzentwurf, die Safe Standing Bill, wurde vor gut einem Jahr ins Parlament eingebracht. Eine grosse Mehrheit der Fans will gerne selbst entscheiden, ob sie stehen oder sitzen möchte. Mit Variositzen, die den Effekt von Wellenbrechern haben, soll die Sicherheit gewährleistet bleiben.

Als erster Club der Premier League ist Ende Januar Aston Villa in der Stehplatzdebatte auf die Fans zugegangen. Er befürwortet die Wiedereinführung von Stehplätzen, was die Atmosphäre verbessern und niedrigere Ticketpreise ermöglichen würde. Der Club aus Birmingham hat in den letzten Jahren rund 6000 Zuschauer pro Spiel im Villa Park verloren.

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