Erinnerungen an die Wüste und ein Torschütze mit leerem Tank – die Einzelkritiken zum 3:0 des FCB über Valencia

Der eine fühlt sich offenbar ganz besonders wohl, wenn im Stadion eine eher besinnliche Ruhe herrscht. Und der andere schleppt sich während einer Halbzeit gerade noch so über den Platz, um in der Nachspielzeit zu explodieren. Die Noten zum 3:0-Sieg des FC Basel über Valencia.

Ja gibt’s denn so was? Valentin Stocker mit ungläubigem Jubel nach Matias Delgados zweitem Tor des Abends. (Bild: EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT)

Der eine fühlt sich offenbar ganz besonders wohl, wenn im Stadion eine eher besinnliche Ruhe herrscht. Und der andere schleppt sich während einer Halbzeit gerade noch so über den Platz, um in der Nachspielzeit zu explodieren. Die Noten zum 3:0-Sieg des FC Basel über Valencia.

Yann Sommer | 5
Hätte in den ersten 45 Minuten auch mit den Basler Anhängern hinter der Muttenzerkurve eine Wurst braten und sich erst auf Hälfte zwei hin ins Tor stellen können. Trieb danach aber der Basler Transferkommission die Sorgenfalten auf die Stirn. Wo nur soll der FCB auf die nächste Saison hin wieder einen derart sicheren Rückhalt herholen, der immer bereit ist, wenn es zählt, also zum Beispiel wenn es Vargas aus 18 Metern mit einem tückischen Aufsetzer versucht, oder wenn Keita aus zehn Metern abzieht?

Philipp Degen | 5
Zeigte bereits nach wenigen Minuten an, dass er eigentlich nicht weiter spielen könne – muskuläre Probleme, wie so viele seiner Clubkollegen. Blieb dann aber doch die bessere Basler Halbzeit lang auf dem Feld und bereitete auch handicapiert über seine rechte Seite das 1:0 durch Matias Delgado vor. Verbrachte die zweite Halbzeit mit den restlichen verletzten, gesperrten oder nicht spielberechtigten Teamkollegen mit einem Burger in der Hand auf der Haupttribüne.

Gaston Sauro | 5
Wird in diesem Leben kein Mann für den Zuckerpass aus der Abwehr heraus mehr. Aber das sind ja alte Kamellen. So lange er einem Vargas zwei Meter vor dem Torschrei noch den Ball vom einschussbereiten Fuss spitzelt, kann darüber locker hinweggeschaut werden.

Fabian Schär | 4,5
Fasste sich nach 70 Minuten an den hinteren rechten Oberschenkel und wurde damit zum dritten Basler, der wegen einer Verletzung das Feld verlassen musste. Muskuläre Probleme, was denn sonst, die scheinen beim FCB derzeit ja gerade Kiloweise verteilt zu werden. Gab nach dem Spiel insofern Entwarnung, als er erklärte, es habe bloss der Muskel «zu gemacht». Na dann. Teil einer Basler Abwehr, die vor der Pause makellos wirkte und danach ab und an doch wacklig. Gab in der 25. Minute einen Gewaltsschuss ab, der aber knapp neben dem Pfosten vorbeizischte.

Naser Aliji | 4
War wie das gesamte Team vor der Pause weitaus besser im Strumpf als nach dem Seitenwechsel. Oder vielleicht auch einfach weniger gefordert als in Hälfte zwei. Hatte Gegenspieler Vargas während 45 Minuten sauber im Griff, musste ihm danach aber doch einige gute Abschlussgelegenheiten zugestehen. Hätte sich wohl manchmal über noch etwas mehr zupackende Hilfe von Nebenmann Sauro gefreut.

Taulant Xhaka | 4,5
Begann die Partie im Mittelfeld, wo ihm gemeinsam mit Valentin Stocker der Ballgewinn vor dem 2:0 glückte. Rückte nach Philipp Degens Auswechslung auf dessen rechte Verteidigerposition und wirkte dort zunächst einigermassen orientierungslos, was nicht verbessert wurde durch den vor ihm spielenden David Degen, der nur sporadisch in der Defensive vorbeischaute. Fing sich in der kurzen Zeit, in der Fabian Frei den Vordermann gab und war daraufhin einer der wenigen Basler, der noch genug Kraft hatte, um auch einmal einen Ball in der Vorwärtsbewegung zu behaupten.

Geoffroy Serey Die | 4,5
Holte sich für einen defensiven Mittelfeldspieler verdammt früh seine gelbe Karte ab und durfte danach nur noch ohne Schaum vor dem Mund in die Zweikämpfe steigen. War gemäss offizieller Uefa-Statistik die gesamten 94 Minuten auf dem Feld, verschwand aber irgendwann recht diskret von der Bildfläche.

Marcelo Diaz | 4,5
Gemeinsam mit Philipp Degen die Vorbereitungsfraktion beim 1:0. Danach ballsicher, präsent in Halbzeit eins, bloss noch anwesend in Hälfte zwei. Kommt hier mit einer 4,5 weg weil das Spiel halt doch immerhin 3:0 gewonnen wurde.

David Degen | 4
Wurde in der 11. Minute von Valencias Schweizer Senderos im Stile einer Dampframme umgerannt, erhielt den eigentlich zwingenden Elfmeter aber trotzdem nicht. Danach stets im Bemühen, den Weg in die Tiefe zu finden, wohin er allerdings kaum einmal von einem brauchbaren Ball begleitet wurde. Mal sprintete er irgendwie falsch, mal kam der Pass zu lasch oder zu stark. Wurde nach der Pause und einem Moment des heillosen Durcheinanders auf der rechten Basler Abwehrseite von Trainer Yakin in den Sturm sozusagen wegbefördert.

Matias Delgado | 6

Blühte in der ruhig-kontemplativen Stimmung des gesperrten Joggeli richtiggehend auf. Fühlte sich vielleicht einfach deshalb so wohl, weil er sich nach drei Jahren beim Wüstenclub Al Jazira perfekt an leere Stadien gewöhnt hat (siehe Abbildung). Traf wie in alten Zeiten, erst aus der Distanz zum 1:0, dann auf Stockers Flanke aus der Nähe zum 2:0. Und das, nachdem seine ganze Torausbeute beim FCB bislang aus einem leger versenkten Elfmeter gegen die wackeren Erstligisten von Münsingen bestanden hatte. Das muss ganz einfach die Bestnote geben – auch wenn wahrlich nicht jeder Pass seinen Abnehmer fand. Musste nach 59 Minuten nach einem Schlag auf den Fuss ausgewechselt werden. Na, immerhin keine muskulären Probleme, werden sich die Ärzte sagen.  

Valentin Stocker | 5,5
Wirkte, als sollte er spätestens nach 70 Minuten ganz dringend ins Bett. Schleppte sich mehr über den Platz, als dass er noch sprinten mochte. Fand dann aber in der 91. Minute nach Freis Steilpass trotz leerem Tank doch noch irgendwo in einem Winkel seines Körpers ein paar Kilowattstunden und spurtete und lobte und traf zum 3:0, das die Tür zum Halbfinal ganz weit aufstösst. War ausserdem mit seinem Ballverlust, sofortigem Ballgewinn und folgender Flanke der Mitkreator des 2:0.

Fabian Frei | 5
Sass die erste Halbzeit auf der Bank, da angeschlagen. Kam dann für Philipp Degen und spielte in dieser Reihenfolge erst im zentralen, dann im rechten Mittelfeld und schliesslich in der Innenverteidigung. Kennt diese Rollenspiele aber bereits so gut, dass er sich davon nicht aus der Ruhe bringen liess. War der einzige Basler, dem gegen die ultra hoch stehenden Valencianos ein gescheiter Steilpass gelingen mochte. Das reichte, um Stocker auf die Reise zum 3:0 zu schicken.

Mohamed Elneny | 4,5
Kam nach einer Stunde für den angeschlagenen Delgado und versuchte gar nicht erst, sich ernsthaft ins Offensivspiel einzubringen. Sorgte defensiv für so viel Stabilität, wie es gegen dieses zu diesem Zeitpunkt stürmische Valencia eben so ging und sorgte dafür, dass hinten die Null stand.

Breel-Donald Embolo | 4
Wurde von Yakin aufs Feld beordert, als sich schliesslich auch noch Schär verletzt abmeldete. Hätte die rechte Seite dichtmachen können, stiess aber erstmals in seiner noch äusserst kurzen Karriere im Basler Fanionteam an seine Grenzen. Wurde ein ums andere Mal arg in Bedrängnis gebracht und wehrte sich so gut es eben ging.
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Bewertungsdurchschnitt: 4,7
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati, Seferagic, Dünki, Albian Ajeti.

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