Ernsthafter FC Basel und ein Akt eidgenössischer Solidarität

So leicht fiel dem FC Basel ein Sieg im Letzigrund schon lange nicht mehr. Vier Tage vor Champions-League-Knüller in München gewann der souveräne Tabellenführer der Super League ebeno souverän 2:0 bei den Grasshoppers.

Perfekter Linksschuss: Xherdan Shaqiri bringt den FCB bei den Grasshoppers mit einem direkten Freistoss in Führung. (Bild: Keystone/Steffen Schmid)

So leicht fiel dem FC Basel ein Sieg im Letzigrund schon lange nicht mehr. Vier Tage vor Champions-League-Knüller in München gewann der souveräne Tabellenführer der Super League ebeno souverän 2:0 bei den Grasshoppers. Shaqiri und Degen trafen vor der Pause.

Es gab schon Spiele, in denen der Moment, den Damien Carrel für seinen Pausenpfiff wählte, für Gesprächsstoff gesorgt hätte. Der Schiedsrichter schickte die Grasshoppers und den FC Basel mit einer Art Bruno-Klötzli-Gedenkpfiff just dann zum Erfrischungsgetränk, als Xherdan Shaqiri alleine auf das GC-Tor zumarschierte. Anders als Klötzli, der 1989 einen Treffer des FC Wettingen in Sion verhinderte, kam Carrel ungeschoren davon. Ja, es schien, als ob die Mehrheit der offiziell 7000 Menschen im Letzigrund nicht einmal gross Notiz von der Situation nähme.

Denn allen Anwesenden, jenen oben auf den Rängen und jenen unten auf dem Rasen, war zu diesem Zeitpunkt klar, dass der Sieger dieser Partie bereits unverrückbar feststand. 2:0 führten die Basler, es hätte auch 4:0 oder 5:0 heissen können. Doch es hatten nur Xherdan Shaqiri mit einem wunderbaren direkten Freistoss (5. Minute) und Philipp Degen nach ebenso sehenswerten Steilpass Shaqiris ins Tor getroffen (40.).

Ansonsten war der FCB fast schon fahrlässig mit seinen Möglichkeiten umgegangen. «Maximal unzufrieden» sei er mit der Chancenauswertung seiner Mannschaft, stellte FCB-Trainer Heiko Vogel nach der Partie fest. Entsprechend sei seine Pausenansprache ausgefallen. «Hinten bleibt die Null stehen – und vorne darf sich gerne noch etwas bewegen», habe er seinen Spieler mit auf die zweiten 45 Minuten gegeben, «leider haben sie nur etwas davon umgesetzt.»

Der FCB mit der nötigen Ernsthaftigkeit

Aber insgesamt war Vogel dann doch zufrieden mit seiner Mannschaft, die auch im zwölften Super-League-Spiel unter ihm ungeschlagen blieb. Am Freitag hatte er die Partie gegen GC zur «ersten Halbzeit des Bayern-Spiels» deklariert. Und er durfte zufrieden feststellen, dass seine Spieler diesen ersten Part tatsächlich mit der nötigen Ernsthaftigkeit angegangen waren.

Und mehr war auch nicht nötig gegen diese erschreckend schwachen Grasshoppers, bei denen nie ersichtlich wurde, wie sie ein Tor hätten erzielen sollen. Und auch nicht, mit welchem Konzept sie Treffer des Gegners hätten verhindern wollen. Vogel befand zwar, es sei «respektlos», GC einfach so mit dem Prädikat «schlecht» zu versehen: «Wir konnten auch vieles im Keim ersticken, was GC sich vorgenommen hat.» Allerdings konnte wohl nur der echte Fachmann erkennen, was sich die Zürcher denn so vorgenommen hatten.

Überfordertes GC, murmelnder Sforza

Von der Tribüne aus gesehen machten die Grasshoppers den Eindruck einer von A bis Z überforderten Mannschaft. Dazu passte der Auftritt von Ciriaco Sforza an der Pressekonferenz nach der Partie. Der GC-Trainer murmelte in einem fast schon bewundernswerten Akt der Selbstbeherrschung irgend etwas von Dingen, die «intern besprochen würden», lobte den FCB als «Top-Team», erklärte, «wir wissen, was wir machen müssen» und stapfte wieder in die Kabine.

Dem FC Basel jedenfalls kam dieses GC vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Bayern München gerade recht. «Es wäre übertrieben zu sagen, dass es ein einfaches Spiel war», befand Xherdan Shaqiri nach dem Spiel zwar, aber ein «mageres GC» hatte der Matchwinner schon gesehen. Daneben brachte Granit Xhaka die Partie aus Basler Sicht wirklich auf den Punkt: «Wichtig war heute, dass sich niemand verletzt hat.»

Vorne Xhaka, hinten Robbéry

Und während die beiden FCB-Youngsters darüber berichteten, wie sehr das Spiel gegen die Bayern im Hinterkopf gewesen sei («nicht gross», Shaqiri), lief im Hintergrund über die Flachbildschirme in den Katakomben des Letzigrunds die Zusammenfassung des 7:1 der Münchner über Hoffenheim. Vorne erklärte Xhaka, er gehe mit »Respekt aber ohne Angst» in das Rückspiel. Und hinten jubelte Robbéry über die gelungene Hauptprobe.

Darüber, was die Bayern-Gala für den Schweizer FCB bedeutet, mochte sich kein Basler gross den Kopf zu zerbrechen. «Wenn sie früh ein Tor schiessen, können sie sich in einen Rausch spielen», meinte Xhaka, «aber das haben wir schon vorher gewusst. Am Dienstag wird es für die Bayern ein ganz anderes Spiel, und wenn wir selbst in München ein Tor machen, dann bin ich überzeugt, das wir weiterkommen.»

Für den 19-jährigen Mittelfeldspieler war die Partie in Zürich insofern eine besondere, als er auf seinen älteren Bruder Taulant traf, der seit diesem Jahr leihweise für die Grasshoppers verteidigt. Sie hätten vor dem Spiel ganz klar ausgemacht, keinen Zweikampf auszutragen, erzählte Granit in merkwürdiger Freimütigkeit. Und dann gab der jüngere dem älteren Bruder ein wohlwollendes «vielleicht gewinnt er ja mal gegen uns» mit auf den Weg in die Zürcher Kabine.

Lockeres Auslaufen mit Ball

Bevor Taulant aber die Gelegenheit zur Revanche gegen Granit erhält, geht es für den FC Basel erst einmal nach München in die Allianz Arena, wo nicht 7000 Unentwegte im Stadion sein werden, sondern 66’000. Kein Problem für die Basler, befand Philipp Degen: «Wir haben Spieler im Team, die schon vor grösserer Kulisse gespielt haben.» Zum Beispiel Degen selbst, der bei den Bayern vor allem ein Ziel hat: «Wir wollen den FC Basel würdig vertreten.»

Dazu benötigten die Basler nun vor allem eines, erklärte Trainer Heiko Vogel: «Optimale Regeneration.» Insofern könnte es auch als Akt eidgenössischer Solidarität verstanden werden, dass die Grasshoppers dem FCB erlaubten, schon während des Spiels eine Art lockeres Auslaufen mit Ball zu veranstalten.

Super League, 24. Runde

Grasshoppers–FC Basel 0:2 (0:2)
Letzigrund. – 7000 zuschauer. – SR Carrel. – Tore: 5. Shaqiri 0:1 (direkter Freistoss aus 25 Metern), 40. Philipp Degen 0:2 (Rechtsschuss auf Pass Shaqiri).
GC: Bürki; Taulant Xhaka, Lang, Smiljanic, Bertucci (55. Bauer); Feltscher, Toko, Pavlovic, Zuber (46. Brahimi); Mustafi (67. Calla), de Ridder.
FCB: Sommer; P. Degen, Abraham, Dragovic, Steinhöfer; Shaqiri (67. Stocker), Granit Xhaka (74. Yapi), Huggel, Zoua; A. Frei, Streller (90. Pak).
Verwarnungen: 14. Toko (Foul), 45.+1 Mustafi (Foul), 45.+1 Abraham (Unsportlichkeit). Bemerkungen: GC ohne Abrashi, Adili, Cabanas, Fejzulahi, Hossmann, Menezes, Vogel (alle verletzt). – FCB ohne Chipperfield, Voser (beide im Aufbau), Park (angeschlagen).

 

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