Eigentlich müsste man an die Basler Akteure zwei Noten vergeben: eine für die düstere erste Cup-Stunde, die andere für das, was danach im Sittener Tourbillon kam. Einige, wie Mohamed Elneny oder Mark Janko, schwangen sich noch zu einer guten Leistung auf – das Aus im Viertelfinal konnten allerdings auch sie nicht verhindern.
Mirko Salvi | Torhüter
Zum ersten Mal stand der 21-jährige gebürtige Westschweizer in der Startelf des FC Basel, nachdem er am Donnerstag in Polen für den verletzten Germano Vailati (Muskelfaserriss im Oberschenkel) ins kalte Wasser geworfen worden war. Bei den beiden Gegentoren war er machtlos, hatte zwei Unsicherheiten, zeigte eine schöne Parade bei einem Carlitos-Schuss und war dann bis zum Penaltyschiessen nicht mehr gross gefordert. Der Wunsch von FCB-Präsident Bernhard Heusler, der junge Goalie möge als Held aus diesem Cup-Fight herausgehen, erfüllte sich nicht. Es bleibt dabei: Für Salvi sind in den Datenbanken noch keine gehaltenen Penalty festgehalten. Der einzige Sittener Elfmeter, der nicht den Weg in sein Tor fand, landete an der Lattenunterkante.
Taulant Xhaka | rechter Verteidiger
Ein Schlag auf den Oberschenkel und eine Prellung – das wars nach einer halben Stunde für den Verteidiger, der seinen Unmut über die frühe verletzungsbedingte Auswechslung deutlich zu verstehen gab mit seinen von sich geworfenen Handschuhen. Gehörte bis dahin auf der Schokoladenseite des Tourbillon noch zu jenen Basler Spielern mit den geringeren Standproblemen.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Spielte wie auf Eiern, fand überhaupt kein Timing im Zweikampf, schien ständig in Gefahr, überlaufen zu werden, spielte unbedrängt haarsträubende auslösende Bälle und fasste wie der Grossteil seiner Kollegen erst im Laufe der Partie einigermassen Fuss.
Michael Lang | linker Innenverteidiger
Begann im Zentrum, wechselte nach einer halben Stunde und Xhakas Aus- sowie Samuels Einwechslung auf seine angestammte Position rechts und lieferte sich fortan ein Privatduell mit Carlitos. Endergebnis: kleines Plus für Lang, der sich in dieses komplizierte Match hineinbiss. Seine spektakulärste Szene hatte er, als er in der 44. Minute auf der Linie stehend bei einem Assifouh-Schuss rettete. Sah in der 114. Minute seinen Schuss Zentimeter am Pfosten vorbeisegeln – es war die grösste Chance, die Partie vor dem Elfmeterschiessen zu entscheiden.
Behrang Safari | linker Verteidiger
Geriet schon bald einmal in Rage über sich beim geringsten Körperkontakt fallen lassende Sittener. In der ersten Halbzeit fand er in der Vorwärtsbewegung keinen vernünftigen Halt auf der angefrorenen Spielfeldseite im Tourbillon, nach dem Seitenwechsel, auf der besser zu spielenden Hälfte, sorgte er mit einer schönen Flanke auf Janko für die erste Basler Chance in der 59.(!) Minute und blieb danach ein Aktivposten.
Mohamed Elneny | defensives Mittelfeld
Lange Zeit fand auch er nicht ins Spiel, war der Versuch eines vernünfigen Aufbaus auf diesem Boden zum Scheitern verurteilt. Als nach dem 0:2-Rückstand ein Ruck durch die Mannschaft ging, war der Ägypter der Leader, und sein raffinierter, flach getretener Freistoss, der als Aufsetzer zum Anschlusstreffer wurde, war der Beginn der Basler Aufholjagd. Seinen Elfmeter trat Elneny ebenfalls flach – hatte dabei aber Glück, dass der Schuss unter dem Bauch Vaninis hindurch den Weg ins Ziel fand.
Luca Zuffi | defensives Mittelfeld
Der Mann mit den meisten Einsätzen im FCB-Kader (31 von 32 Pflichtspielen) lief mit Akku auf Notreserve – jedenfalls war Zuffi so gut wie nicht zu sehen, er fand keinen Zugriff auf Ball und Gegner und dass er – wiewohl aus Abseitsposition erzielt – beim ersten Gegentreffer nicht mehr eingreifen konnte und zusammen mit Delgado am Ursprung des zweiten Gegentreffers stand, passte zur Vorstellung. Für einmal nicht der «Mister Zuverlässig», was man auch einmal zugestehen muss – es war offenbar das eine Spiel zu viel für ihn. Folgerichtig war seine Auswechslung in der 72. Minute.
Matias Delgado | zentrales offensives Mittelfeld
Für den Captain gilt Ähnliches wie für Zuffi: Dieser Platz war nichts für den Feinmotoriker, der, selbst wenn er sich darum bemühte, auch nicht in den Infight kam und quasi keinen Zweikampf gewann. Wenn dann auch fast kein Zuspiel gescheit an die Adressaten gelangt, kommt so eine Leistung heraus. Vor dem 0:2 rutschte er dann auch noch aus, was Kouassi den Weg freimachte für den idealen Pass auf Torschütze Assifouah. Zwei Minuten später war der Arbeitstag für Delgado beendet – es muss ihm wie eine Erlösung vorgekommen sein.
Birkir Bjarnason | linker offensiver Flügelspieler
Wie viele kleine Nicklichkeiten er und die Sittener Spieler sich gegenseitig austeilten, war irgendwann nicht mehr zu zählen. Schonte sich jedenfalls nicht, und rückte, als Zuffi den Platz verliess, ins Zentrum, wo er zu den Ankurblern der Basler Schlussoffensive gehörte. Der Nachmittag hätte noch versöhnlicher ausgehen können für den Isländer, doch sein sehr lässig übers Tor gewuchtete Elfmeter muss die Schlussnote trüben.
Breel Embolo | rechter offensiver Flügelspieler
Ihm hätte man in der ersten Halbzeit wie so vielen Schlittschuhe statt Kickstiefel gewünscht. Auf dem eisglatten Terrain konnte er seine Wucht nicht zur Geltung bringen und lange Zeit erzielte er keinerlei Wirkung. Bis zur 89. Minute und einer Szene, die der im Punktspiel gegen die Grasshoppers ähnlich war: Embolo bekommt mit seinem dynamischen Einsatz den Körper vor seinen Gegenspieler und der trifft ihn. Diesmal war es Lacroix und diesmal entschied der Schiedsrichter richtig: Elfmeter für Basel.
Mark Janko | Angriffsspitze
58 Minute lang fragte man sich: Spielt er wirklich mit, der Topskorer des FCB und der Liga? Nichts wollte Janko gelingen, und zu seiner Verteidigung war höchstens anzuführen, dass seine Kollegen nichts, aber auch gar nichts Vernünftiges an seine Adresse zuwege brachten. Und dann war er plötzlich da. Und wie: Erst eine schöne Volleyabnahme im Fallen, allerdings in den Walliser Winterhimmel; dann ein Halbvolley von der Strafraumgrenze, aber wieder drüber und schliesslich noch ein Seitfallzieher, den Vanins parierte. Wie Janko in der 89. Minute den Foulpenalty hoch in die linke Ecke verwandelte – grosse Klasse. Nerven wie Drahtseile hatte er ebenso eine gute halbe Stunde später im Elfmeterschiessen, als er erneut traf: diesmal rechts unten, während Vanins in die andere Ecke unterwegs war.
—
Walter Samuel | linker Innenverteidiger
In der 33. Minute kam er notfallmössig für Xhaka auf den Platz, und nachdem ein erster Ball abgewehrt war, musste sich der Argentinier erst einmal die Schuhe binden. Die Halbzeitpause verkürzte er, um sich noch ein bisschen warmzulaufen, kam nun kurzärmlig auf den Platz und tauschte nach Seitenwechsel während des Kampfgetümmels seine Schuhe. Seltsam. Der Methusalem nahm die Gegebenheiten und die Nicklichkeiten der Sittener an und war seinerseits bereit, dem Gegner auch mal weh zu tun. Ein sicherer Part, den er da wieder einmal abwickelte, aber ein nervenstarker Elfmeterschütze ist er offensichtlich nicht.
Albian Ajeti | zweite Angriffsspitze
Wurde in der 68. Minute für Delgado eingewechselt, bildete mit Janko einen Zwei-Mann-Angriff in einer nun sehr offensiv operierenden Mannschaft. Zum Abschluss kam der 18-Jährige nicht, allerdings legte er in der 88. Minute mustergültig für eine grosse Chance von Janko auf. In der Nachspielzeit der regulären 90 Minuten setzte er sich kraftvoll durch und wurde von Kouassi durch ein Foul gestoppt, für das der Sion-Captain gut und gerne mit der zweiten Verwarnung hätte vom Platz fliegen können.
Davide Callà | rechter Flügelspieler
Ersetzte in der 72. Minute Zuffi. Konnte, als der FCB nun mit klarem Ballbesitz den Gegner an dessen Strafraum festnagelte, zwar keine zwingende Aktion beitragen, war aber bereit, noch einmal lange Wege zu gehen. Seine Aufgabe im Elfmeterschiessen – hätte er verschossen, wäre es bereits vorbei gewesen – erledigte er mit etwas Glück und einem Schuss, der vom Innenpfosten den Weg ins Tor fand.
__
Bewertungsdurchschnitt: 4,1
Nicht eingesetzt beim FC Basel: Thürkauf (Tor), Traoré, Kuzmanovic, Boëtius