Erst mal ins Viertelfinal, dann an die Spitze

Die bulgarischen Schwestern Stefani und Gabriela Stoeva wollen mit ihrem deutschen Trainer Günther Huber zum besten Badminton-Damendoppel in Europa werden. Bei den Swiss Open in der Basler St. Jakobshalle ist das Ziel noch etwas niedriger gesteckt.

Ein eingespieltes Team: Stefani und Gabriele Stoewa mit Coach Günther Huber. (Bild: Marco Kunz)

Die bulgarischen Schwestern Stefani und Gabriela Stoeva wollen mit ihrem deutschen Trainer Günther Huber zum besten Badminton-Damendoppel in Europa werden. Bei den Swiss Open in der Basler St. Jakobshalle ist das Ziel noch etwas niedriger gesteckt.

Auch wenn die beiden bulgarischen Schwestern Stefani und Gabriela Stoeva längerfristig hohe Ziele haben: Bei den Swiss Open in der Basler St. Jakobshalle wäre es schon ein Erfolg, wenn sie das Viertelfinale erreichen. In der ersten Runde überzeugten die Stoevas mit einem deutlichen Sieg gegen die Holländerinnen Samantha Barning und Iris Tabeling.

Eine Woche zuvor hatten Stefani und Gabriela Stoeva bei den All England Open deutlich mehr Mühe, sich gegen die gleichen Gegnerinnen durchzusetzen. Drei Sätze benötigten sie dazu. In Basel schickten sie das Doppel aus Holland mit 21-10 und 21-12 vom Feld. «Das habe ich so nicht erwartet, denn das war letzte Woche ein hartes Match», sagt Stefani Stoeva. Ihr Trainer Günther Huber war hingegen nur überrascht, dass das Ergebnis so deutlich war. «Aber ich war davon überzeugt, dass wir gewinnen. Wir haben dazu gelernt.»

Der Stolz des Trainers

Die Stoeva-Schwestern sind Hubers Projekt. Der 64-Jährige aus Weil am Rhein hat schon viele Jobs im Badminton gehabt. Er war unter anderem Schweizer und kanadischer Nationaltrainer, Sportdirektor beim Deutschen Badmintonverband, hat internationale Trainingszentren aufgebaut und beim Weltverband in Lausanne gearbeitet. Mit dem Präsidenten des Bulgarischen Badmintonverbandes ist er gut befreundet.

«Wir arbeiten viel an der Fitness und mit Ballmaschine. Ich würde dieses Programm nicht machen wollen», sagt Coach Günther Huber.

Als dieser ihn vor dreieinhalb Jahren darum gebeten hat, einen Lehrgang zu machen, entdeckte er Stefani und Gabriela Stoeva. «Die Mädchen», wie er sie nennt. «Ich hatte noch nie so talentierte Spielerinnen», sagt Huber. Mit ihm als Trainer wurden die Stoevas U19-Europameisterinnen im Doppel, Stefani Stoeva gewann in der U17 und der U19 dazu noch die Titel im Einzel.

Huber hat die beiden gesehen und wusste, dass sie viel Potenzial haben. «Ich wollte mir beweisen, dass ich ein Jugenddoppel, das niemand kennt, in die Top 20 bringen kann.» Dass sie es sind, macht den Trainer sichtlich stolz. Aber es ist auch das Ergebnis harter Arbeit. «Wir arbeiten viel an der Fitness und mit Ballmaschine. Ich würde dieses Programm nicht machen wollen.» Die 19-jährige Stefani und ihre ein Jahr ältere Schwester Gabriela sind dankbar für die Chance, die sie bekommen haben. «Er hat uns auf dieses Level geführt. Niemand hat uns vorher Taktik beigebracht», sagt Stefani Stoeva über ihren Trainer.

Ein starkes Team

Huber ist inzwischen mehr als nur der Coach. «Er und unsere Managerin, das ist wie eine zweite Familie», sagt Gabriela. Bei den Turnierreisen nehmen sie gemeinsam ein Apartment. Fast ein Jahr lang haben die Schwestern sogar bei Huber in Weil gewohnt und in der benachbarten Schweiz bei Uni Basel trainiert. Dort hatten sie Trainingspartner, die ihnen in Bulgarien fehlten.

«Unsere Eltern haben uns beigebracht, dass wir zusammenhalten müssen.»

«Wir haben sie immer wieder gegen Männer spielen lassen», sagt Huber. Während Gabriela Stoeva ihre Stärken vor allem darin hat, das Spiel lesen zu können und die Bälle am Netz abzufangen und zu verteilen, sorgt Stefani Stoeva mit ihren harten Schmetterschlägen für den Druck. «Manchmal ist es fast so, als würden wir Mixed spielen», scherzt die jüngere Schwester.

Seit über zehn Jahren spielen die beiden zusammen Doppel. Auf dem Platz und auch daneben streiten sie sich nach eigener Auskunft nur selten. «Unsere Eltern haben uns beigebracht, dass wir zusammenhalten müssen.» Und es sei auch viel schöner, zusammen um die Welt zu reisen als alleine. Wenn sie doch mal getrennt sind, können sie das kaum ertragen. «Dann telefonieren wir ständig miteinander.» Die Einstellung der Schwestern zu ihrem Sport ist laut Huber tadellos: «Sie sind sehr lernfreudig und talentiert, etwas Neues auszuprobieren.»

Europäische Spitze in greifbarer Nähe

Das hat auch das Spiel gegen Barning/Tabeling bei den Swiss Open gezeigt. Die Begegnung bei den All England gegen die Holländerinnen hatte der Trainer wie üblich auf Video aufgezeichnet und analysiert. «Ich habe eine Gabe, dass ich gut sehen kann, was auf dem Feld passiert. Das ist für mich wie Schach spielen.»

In Basel hätten beide härter gespielt und seien konzentrierter gewesen, erklärt Huber die Leistungssteigerung. «Von der Konzentration her war es eines ihrer intensivsten Spiele.» Die Stoevas machten kaum Fehler und warteten geduldig, bis ihre Gegnerinnen sie machten. Stefani Stoeva streute dazu immer mal wieder überraschende Stopbälle ein. «Solche Bälle brauchen wir noch öfter», sagt der Coach. Schliesslich soll es für die Schwestern weiter nach oben gehen.

Noch gibt es in Europa zwei bessere Damendoppel, eins aus Dänemark und eins aus Holland. In drei Jahren wollen Stefani und Gabriela Stoeva die Nummer eins in Europa sein und auch zu den Asiatinnen aufschliessen. Am Donnerstag haben sie dazu in Basel die Möglichkeit. Im Achtelfinale spielen sie gegen die Japanerinnen Shiho Tanaka/Koharu Yonemoto.

Ungebrochener Ehrgeiz

Stefani Stoeva muss vorher auch noch im Einzel gegen die an sieben gesetzte Thailänderin Nichaon Jindapon antreten, da sie sich mit einem Zweisatz-Sieg gegen die Russin Natalia Perminova ebenfalls für das Achtelfinale qualifiziert hat. Der Fokus liegt aber auch für sie auf dem Doppel, denn in dieser Disziplin haben beide die Chance, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Auch eine WM-Medaille hält Huber in ein paar Jahren für realistisch.

Der Ehrgeiz der beiden ist ungebrochen. Stefani hat sich im vergangenen Sommer die Bänder im Fuss verletzt und trotzdem weiter Turniere gespielt. «In Bulgarien lernt man zu kämpfen», sagt ihre Schwester.

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Swiss Open fortan ohne Schweizer Beteiligung
Bei den Badminton Swiss Open sind am Mittwoch alle Schweizer Spielerinnen und Spieler ausgeschieden. Die Hoffnung der Veranstalter auf Sabrina Jaquet wurde am späten Mittwochabend zerstört. Die 27-Jährige gab ihr Spiel gegen die Russin Ksenia Polikarpova nach nur drei Ballwechseln verletzt auf. Jaquet hatte sich bei den German Open vor zwei Wochen eine Wadenzerrung zugezogen und hat diese offenbar noch nicht auskuriert. Anthony Dumartheray, der als einziger die zweite Runde im Herreneinzel erreicht hatte, unterlag dem an 14 gesetzten Indonesier Andre Kurniawan Tedjono deutlich in zwei Sätzen 9-21 und 13-21. Auch die Doppel und Mixed waren allesamt chancenlos und verabschiedeten sich mit Zweisatz-Niederlagen aus dem Turnier.

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