Erst schlagen, dann verklagen: Constantin zeigt Fringer an (nicht umgekehrt)

Sions Präsident Christian Constantin hat sich einen tätlichen Angriff auf Rolf Fringer geleistet. Nun zeigt er den ehemaligen Schweizer Nationalcoach auch noch an. Aus dem Komitee für eine Walliser Olympia-Kandidatur zieht er sich zurück.

In Deckung! Christian Constantin ist wieder mal im Angriffsmodus. (Bild: Keystone)

Fringer, der als Experte für Teleclub im Einsatz war, wurde von Constantin umgestossen und ins Gesicht geschlagen. Fringer bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda den Vorfall und meinte, der Übergriff sei noch schwerwiegender gewesen, als wohl auf den TV-Bildern zu erkennen ist: «Zuerst kam der Sohn, dann er. Er hat mir mehrere Ohrfeigen gegeben.»

Die Attacke des Walliser Klubchefs ist nach Aussagen von mehreren Zeugen schwerwiegender Natur. Der frühere Nationalcoach hat gemäss Augenzeugen gegen zehn Tritte und Ohrfeigen über sich ergehen lassen müssen; mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte der Eklat strafrechtliche Konsequenzen haben.

In einer ersten Communiqué-Reaktion verurteilt die SFL Constantins Verstoss gegen die Verhaltensregeln des Schweizerischen Fussballverbands SFV «aufs Schärfste und wird eine Untersuchung des Vorfalls durch die Disziplinarkommission veranlassen».

Die Tragweite ist unabsehbar, das mögliche Strafmass reicht wohl bis zu einer mehrjährigen Sperre. Es ist aufgrund der Beweislage ein hartes Durchgreifen der Sport-Justiz zu erwarten; zumal Constantin einen Vertreter des wichtigsten TV-Partners und Geldgebers der Super League angegriffen hat.

Constantin meinte gegenüber Teleclub: «Ich habe ihm einen Tritt in den Hintern versetzt. Das hat mir gut getan. Wenn man attackiert wird, muss man sich wehren.» Offenbar löste ein Interview von Fringer die Wut von Constantin aus. Darin kritisierte der Experte den Sion-Boss scharf: «Er ist ein Narzisst, hat null Empathie, schaut nur für sich. Man sagt, er sei ein Farbtupfer für die Liga. Aber ich muss sagen, langsam wird es lächerlich. Es ist Jahr für Jahr der gleiche ‹Stuss›.»

Klage wegen Verleumdung, Rückzug aus Olympia-Komitee

Einsicht zeigt Constantin keine, im Gegenteil. Er deponiert eine Klage gegen Rolf Fringer. «Ich habe eine Klage wegen Verleumdung und Verunglimpfung deponiert», sagte der Sion-Präsident gegenüber der Nachrichten-Agentur sda. Er habe Fringer schon mehrmals darauf hingewiesen, dass er dessen Kritik nicht länger goutiere.

Eine Konsequenz aus seiner Entgleisung zieht der Präsident des FC Sion aber. Constantin habe am Freitagmorgen darum gebeten, von seinen Ämter im Zusammenhang mit der Walliser Olympia-Kandidatur entbunden zu werden, teilte das Organisationskomitee um Präsident Jean-Philippe Rochat mit: «Der Bitte habe ich entsprochen. Christian Constantin nimmt nicht mehr an den Arbeiten des Komitees teil, solange keine Klarheit in der jüngsten Affäre Constantins vorliegt.»

Nicht zum ersten Mal handgreiflich

Bereits vor zwei Jahren waren Fringer, damals Sportchef in Luzern, und Constantin verbal aneinander geraten, als der Sittener Präsident versucht hatte, den Innerschweizern Marco Schneuwly auszuspannen.

Christian Constantin ist nicht zum ersten Mal handgreiflich geworden. Nach dem Spiel Kriens gegen Sion am 5. Dezember 2004 attackierte er Schiedsrichter Markus von Känel und den Assistenten José Antonio Gonzalez. Zweieinhalb Jahre später verurteilte ihn das Amtsgericht Luzern-Land wegen einfacher Körperverletzung gegen Schiedsrichter von Känel zu einer bedingten Geldstrafe von 24’500 Franken.

Die Tätlichkeiten gegenüber dem Assistenten konnten ihm nicht schlüssig nachgewiesen werden. Um eine unbedingte Strafe kam Constantin nur dank einer Gesetzesänderung herum, die just auf Anfang 2007 zu greifen begann. Von der Sportgerichtsbarkeit wurde Constantin zuerst für 30 Monate, nach verschiedenen weiteren Verhandlungen aber lediglich noch für drei Monate gesperrt.

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