Valentin Stocker wird anstelle des verletzten Marco Streller den FC Basel als Captain beim Playoff-Hinspiel zur Champions League aufs Feld führen. Mit guten Erinnerungen an das erste Mal. Ausserdem nimmt der 24-Jährige Stellung zu den Spekulationen um einen Wechsel zu Schalke 04: «Kommt ein Angebot, muss ich das prüfen dürfen.»
50 Spiele in den europäischen Wettbewerben hat Valentin Stocker für den FC Basel bestritten. Damit wird Stocker mit seinen gerade einmal 24 Jahren am Mittwoch (20.45 Uhr MESZ) in Sofia der erfahrenste Spieler in der Startelf sein – wenn Murat Yakin nicht David Degen (64 Einsätze) bringt, womit nach dem Formstand des Lampenbergers jedoch nicht zu rechnen ist.
Mehr internationale Spiele im Kader des FCB hat nur noch Marco Streller vorzuweisen (60). Diesen Streller gilt es zu ersetzen. Der Trainer deutete am Dienstagmorgen vor dem Flug in die bulgarische Hauptstadt an, dass er Giovanni Sio, erst am Freitag verpflichtet, zutraut, die Lücke im Sturm bereits nach nur wenigen Trainingseinheiten schliessen zu können.
Entscheidet sich der Trainer anders, wäre Stocker ein Kandidat, der sich zusammen mit Mohamed Salah die Besetzung der vordersten Position im Angriff teilen könnte. Sicher ist, dass Stocker den FCB als Captain ins Vasil-Levski-Stadion führen wird.
Wie lange er dafür noch dem FCB zur Verfügung steht, ist offener denn je. Macht Schalke 04 ernst mit einer Offerte, dann wird der Nationalspieler, seit siebeneinhalb Jahren in Basel und fünf Mal Meister mit dem FCB, nicht mehr zu halten sein. Diesen Anschein erweckte Stocker jedenfalls, als er nach der Ankunft in Sofia Auskunft gab:
Valentin Stocker, jetzt sind Sie auf dieser Reise sozusagen der Anführer, weil Captain Marco Streller der Mannschaft verletzt fehlt.
Nein, nein! Wir verteilen das auf verschiedene Schultern. Ich bin froh, Fabian Frei und Yann Sommer um mich zu haben, die mich hoffentlich unterstützen. Natürlich ist Marco Streller ein grosser Verlust für uns, wir haben ihn alle gerne dabei, ich persönlich sowieso.
Sie fürchten nicht, dass dieser Substanzverlust sich auswirkt?
Die Devise ist ähnlich wie in Dnipropetrovsk (Europa League Sechzehntelfinal im Februar, 1:1), wo er ja auch nicht dabei sein konnte…
…und sie erstmals Captain des FCB waren…
Wir können nicht erwarten, dass Marco alle Spiele mitmacht, wenn eine Saison so viele Partien mit sich bringt wie in der vergangenen. Aber ich hoffe natürlich, dass er so schnell wie möglich fit wird und uns noch viel helfen kann.
«Ich sage etwas, wenn ich denke, dass etwas gesagt sein muss. Und wenn nicht, dann nicht.»
Ist das für Sie noch etwas Spezielles in einem so bedeutenden Spiel die Mannschaft mit der Captainbinde aufs Feld zu führen? Sie machen das ja nicht zum ersten Mal.
Es ist extrem schön, speziell im positiven Sinn.
Verhält man sich als Captain anders auf dem Platz?
Von der Spielart ändert sich nicht viel. Ich sage etwas, wenn ich denke, dass etwas gesagt sein muss. Und wenn nicht, dann nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich gegenüber der Mannschaft irgendwie verändern oder einen anderen Stil entwickeln muss. Überhaupt nicht. Ich hoffe, dass wir als Team, als Einheit auftreten.
Was erwarten Sie vom Spiel in Sofia und von Ludogorets Razgrad? Haben Sie sich schon auf den Gegner eingestellt?
Wir haben am Montag relativ lange spezifisch taktisch auf den Gegner hin trainiert. Wir haben einen Plan, wie wie vorgehen wollen, und es ist allen bewusst, dass es zwei Spiele braucht. Aber wir wissen auch, zu was wir daheim fähig sind. Und von daher können wir relativ locker, aber konzentriert in diesen Match gehen.
«Wenn wir uns gegen den bulgarischen Meister nicht qualifizieren, haben wir die Champions League nicht verdient. So einfach ist das.»
Heisst das, man versucht in Sofia Vorsicht walten und nichts anbrennen zu lassen, um es dann im Rückspiel nächsten Dienstag in Basel zu richten? Oder wird im Vasil-Levski-Stadion auf Sieg gespielt?
Wenn wir uns gegen den bulgarischen Meister nicht qualifizieren können, dann haben wir es nicht verdient, in der Champions League zu spielen. So einfach ist das. Das ist überhaupt nicht wertend. Aber wenn wir Punkte holen wollen in der Gruppenphase, dann müssen wir es schaffen, uns gegen diesen Gegner in zwei Spielen durchzusetzen.
Worauf basiert dieses Selbstvertrauen, auf dem Uefa-Ranking, das Basel auf Platz 35 und Razgrad auf Position 292 führt?
Es ist ja relativ schwierig zu behaupten, wir seien in diesem Playoff der Underdog. Wir stehen im Ranking aufgrund der Leistungen in den vergangenen Jahren weiter vorne, und ich hoffe, dass wir das bestätigen können. Aber Razgrad hat in den beiden Spielen natürlich die gleichen Chancen wie wir.
Sehen Sie Parallelen zum Playoff vor einem Jahr, auch gegen einen osteuropäischen Gegner, der allerdings im Gegensatz zu Razgrad schon Champion-League-Erfahrung hatte?
Im Rückspiel war ich gesperrt, das weiss ich. Cluj hatten wir ja auch schon der Gruppenphase als Gegner und haben die Mannschaft unglaublich stark erlebt. Es kann durchaus sein, dass jetzt wieder ein Gegner auf uns wartet, von dem wir sagen müssen: Die sind uns ebenbürtig. Auch wenn es auf dem Papier nicht so aussieht. Ich hoffe schwer, dass es nicht so sein wird.
Schalke? «Das nimmt eine relativ grosse Eigendynamik an.»
Wie lange stehen Sie dem FC Basel denn noch als Co-Leader zur Verfügung? Die Spatzen pfeifen es vom Dach, dass Schalke 04 Interesse an Ihnen hat.
Das nimmt eine relativ grosse Eigendynamik an. Wenn wirklich ein gutes Angebot von Schalker Seite kommt, und wenn sie es tatsächlich in die Champions League schaffen, dann muss ich das als Valentin Stocker prüfen können und darf das sicher auch vom FCB aus. Aber solange gebe ich alles für meine Farben, und alles andere wird sich in der Zukunft zeigen.