Etwas Tonerde für Vaclik, Frisurentipps von Super Mario – die Einzelkritiken

Der eine wird seine Schulter nach diesem Spiel noch etwas spüren, der andere drohte an seiner Leidenschaft zu verbrennen. Die Bewertungen der FCB-Spieler nach dem 1:0 über den FC Liverpool.

epa04426957 Basel's Geoffroy Serey Die (front) in action against Liverpool's Coutinho (back) during the UEFA Champions League group B soccer match between FC Basel 1893 and Liverpool FC at St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 01 October 2014. EP

(Bild: EPA/Georgios Kefalas)

Der eine wird seine Schulter nach diesem Spiel noch etwas spüren, der andere drohte an seiner Leidenschaft zu verbrennen. Die Bewertungen der FCB-Spieler nach dem 1:0 über den FC Liverpool.

Tomas Vaclik | 5
Dürfte in den kommenden Tagen abends etwas Tonerde auf seine rechte Schulter auftragen, um der heftigen Prellung entgegen zu wirken, die Balotellis Geschoss aus 25 Metern hinterlassen hat. Eine unorthodoxe Parade, die zugleich seine wichtigste war. Erstaunlich wenig geprüft, was ihm aber an diesem Abend herzlich egal gewesen sein dürfte.

Taulant Xhaka | 5,5
Bleibt das Sackmesser des Paulo Sousa, das in jeder Situation irgendwie nützlich ist. Wurde zunächst rechts hinten gebraucht, rückte dann bereits in der 10. Minute in die Innenverteidigung, spielte dort aber nicht wie sonst ganz im Zentrum, sondern auf halbrechter Position und traf auf einen Mario Balotelli, den er so sehr abdeckte, dass der sich mit einem Backentätscheln bedankte. Trat sieben Eckbälle irgendwohin – aber den einen, den wichtigsten, den trat er Martin Skrtel so an den Kopf, dass das 1:0 eingeleitet wurde.

Fabian Schär | 6
Brachte es sogar in so einem Spiel fertig, irgendwann Mitte der zweiten Hälfte plötzlich auf dem linken Flügel auf Höhe des gegnerischen Strafraums aufzutauchen. Blieb sonst aber dort, wo ein Innenverteidiger üblicherweise erwartet wird: hinten. Warf sich dort mit grosser Lust in jeden Schuss, der quer durch den Basler Sechzehner flog, hatte nicht einen dieser Aussetzer, die ihn sonst manchmal überfallen – und spielte von hinten die Bälle sehr sauber nach vorne.

Marek Suchy | 5
Passt total zum FCB, weil auch er gegen englische Teams einfach viel besser aussieht, als gegen spanische. Tat das, was ihm gegen Real eigentlich nie gelingen mochte: Zweikämpfe gewinnen. Unterliess dafür das, was ihm in Madrid unterlaufen war: ein Eigentor schiessen. Ist ein Spieler, gegen den die TagesWoche nur ungern in den Zweikampf gehen möchte, da das unter Umständen sehr schmerzhaft sein kann.

Behrang Safari | –
Verletzte sich nach bloss 4 Minuten ohne Fremdeinwirkung in der Kniegegend und musste das Spiel abbrechen. War damit zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden. Hatte trotzdem einen Einfluss auf das Spiel, da Trainer Sousa danach das taktische Rad noch einmal einen Zacken mehr in Richtung Offensive drehte, als er Flügelstürmer Gonzalez für Aussenverteidiger Safari brachte.

Geoffroy Serey Die | 6
Wurde zum Glück nach dem Schlusspfiff ziemlich schnell von Teamkollegen eingefangen, würde sonst vielleicht jetzt noch über den Joggeli-Rasen rasen.

Konnte sich bereits in der Anfangsphase so sehr mit einem (völlig zu Recht) gegen ihn gepfiffenen Freistoss hadern, dass die Befürchtung aufkommen musste, seine Leidenschaft könnte ihn irgendwann verbrennen. Brannte dann aber bloss ein Feuerwerk an Einsatz, Kampf und starken Dribblings (sic!) ab. Hat sich möglicherweise bei Super Mario Balotelli noch ein paar Frisurentipps geholt. Ein Mann, wie gemacht für das englische Spiel, was auch die englische Twitter-Gemeinde so sieht:

Fabian Frei | 5
Freut sich offenbar, dass er in Gonzalez nach Salah wieder einen Spieler hat, den er mit scharfen Steilzuspielen die Linie entlang jagen kann. Guter Ballverteiler – mit Fortdauer des Spiels immer mehr – auch ein bissiger Zweikämpfer, der Löcher stopfte und schon mal das eigene Schienbein riskierte, um den an diesem Abend gar nicht so grande Balotelli zu stoppen.

Mohamed Elneny | 6
Ist nicht die leidenschaftliche Kämpfernatur, als die Nebenmann Serey Die mal wieder unterwegs war, gibt aber einen äusserst eleganten Sechser im Zentrum, der seine Zweikämpfe weniger mit Physis denn mit weiser Voraussicht gewinnt. Für die Mannschaft auch darum so wertvoll, weil er kaum Bälle verliert. Sorgte so mit dafür, dass Liverpool nie zu einer ausgewachsenen Druckphase kam.

Breel Embolo | 5
Siebzehn Jahr, schwarzes Haar; so stand er nicht vor Geburtstagskind Udo Jürgens (80), sondern in der Startaufstellung eines Champions-League-Matches. Wo andere Teenager schon mal das Muffensausen bekommen könnten, begann er das Spiel vor 36’000 im Stadion und ein paar Millionen am TV mit einem Hackentrick. Wird vom Basler Publikum jetzt schon heiss geliebt, was sich nach diesem rotzfrechen Auftritt sicher nicht ändern wird. Zollte nach der Pause seinem hohen Einsatz und seinem jugendlichen Körper Tribut und wurde in der 81. Minute von Krämpfen geplagt durch Calla ersetzt.

Ahmed Hamoudi | 5
Nach Embolo Überraschung Nummer 2, die Sousa aus seinem Aufstellungs-Zauber-Hut zog. Zog seine Kreise auf dem linken Flügel und changierte dort zunächst zwischen starken Offensivaktionen und vogelwilden Stellungsfehlern in der Defensive, die Liverpool aber unbestraft liess. Scheint kein Spieler mit schwach ausgeprägtem Ego zu sein und kann so gerne mal das Dribbling und den Schuss dem Pass vorziehen. Nach der Pause defensiv um einiges stabiler, dafür ab Minute 70 auch offensiv kaum mehr gesehen, ehe er sich in der Schlussphase noch zweimal seinen Stulpen widmete statt nach Ballverlust nachzusetzen. Ging in der 90. noch, um ein paar Sekunden zu schinden, für Zuffi vom Feld.

Marco Streller | 5,5
Verbuchte den ersten Abschlussversuch der Partie, der es aber nicht über Gerrards Schienbein hinweg brachte. In der Folge mit stetem Kampfgeist, der die Liverpooler Abwehr aber doch nicht zu höhlen schien. Bis er dann in der 52. Minute dort war, wo ein Stürmer halt mal sein muss: liegend im Fünfmeterraum des Gegners, um den Ball ins Netz zu wuchten.

Derlis Gonzalez | 5
Kam in der 10. Minute reichlich unverhofft zu seinem Einsatz, als er für den verletzten Safari einspringen musste. War dann prompt noch nicht ganz im Spiel, als er von Embolo sein beste Chance offeriert erhielt, und liess den Ball im englischen Strafraum verspringen. Ist auch nach der im Thun-Spiel gesammelten Erfahrung noch immer reichlich gefordert, wenn er eine ganze rechte Seite abdecken muss. Korrigierte gegen den schnellen Sterling aber jeden Stellungsfehler mit um so mehr Einsatz.

Davide Calla |  –
Ersetzte in der 81. Minute den entkräfteten Embolo, durfte zweimal einwerfen und spielte einen – erfolgreichen – Pass zu Fabian Frei. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Luca Zuffi | –
Setzte sich im harten Konkurrenzkampf gegen Shkelzen Gashi und Yoichiro Kakitani um die letzte Einsatzmöglichkeit in diesem Champions-League-Spiel durch. Wurde für Hamoudi eingewechselt und war viel zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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Bewertungsdurchschnitt: 5,4
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (T), Kakitani, Gashi, Delgado.

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