«Fantastisch»

Ein Tor ist Geoffroy Serey Dié zwar nicht vergönnt. Und bei einem seiner Versuche verletzt er sich sogar. Aber was der 33-Jährige bis zu seiner Auswechslung leistet, ist beim 1:0-Sieg des FC Basel gegen Manchester United feinste Fussballkost. Die Einzelkritik nach einem Abend, der lange in Erinnerung bleiben wird.

Weg damit: Geoffroy Serey Dié (links) gewinnt einen Zweikampf gegen Manchesters Captain Paul Pogba. (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Musste sich Minuten nach Spielende beeilen, um nicht die Feierlichkeiten mit seinen Kollegen zu verpassen: die Tänze vor der Muttenzerkurve, den Empfang der frenetischen Sprechchöre nach diesem Abend, der nachhallen wird in Basel und im fussballinteressierten Teil der Schweiz. Von der Partie nimmt Vaclik fast ausschliesslich Arbeit in der ersten Halbzeit mit. Nach zwölf Minuten hielt der Tscheche gegen Romelu Lukaku, der alleine vor seinem Tor auftauchte; nach einer halben Stunde fischte er eine Flanke gerade noch vor Marouane Fellaini aus der Luft; und Sekunden vor der Pause wehrte er einen Schuss Anthony Martials ab. Im zweiten Durchgang musste er noch einmal eingreifen, bei Paul Pogbas Schuss in der 64. Minute. Klingt nicht nach übermässig viel Arbeit gegen einen Gegner dieses Kalibers, doch Vaclik und die Basler Mannschaft hatten eben auch das Glück auf ihrer Seite: bei Fellainis Pfostenkopfball und Marcos Rojos Schuss an die Latte.

Manuel Akanji  |  rechter Innenverteidiger

Wehrte sich wie alle Basler in der ersten Halbzeit mit Händen und Füssen – und dem Kopf. Seine entscheidendste Rettungstat hatte Akanji nach zwölf Minuten, eben mit dem Kopf, denn wäre er auf der Linie nicht zur Stelle gewesen, Manchester wäre durch Fellaini in Führung gegangen. Akanji verhinderte zudem in der Anfangsphase eine Torchance in der Entstehung mit einem abgelaufenen Querpass. Ansonsten agierte der jüngste Basler Innenverteidiger so abgeklärt, wie das eben nötig ist, wenn man gegen einen solchen Gegner etwas holen will. Sein Fehler in der Meisterschaft vom Wochenende ist jedenfalls vergessen gemacht.

Marek Suchy  |  zentraler Innenverteidiger

Zwei Szenen bleiben aus der ersten Halbzeit: Nach einer Viertelstunde war Suchy dem überragenden Fellaini derart unterlegen, dass er sich verzweifelt an dessen Arm klammerte – und den Belgier dennoch nicht an der Verrichtung seiner Arbeit hindern konnte. Kurz vor der Pause war der Captain aber entscheidend mit dem Kopf dran, als es Rojos Schuss zu entschärfen galt, und der Ball dank seiner Tat an die Latte flog. Feine Leistung des Tschechen, der in Halbzeit zwei von den Engländern nicht mehr gleich gefordert wurde wie im ersten Durchgang, und der den entscheidenden Angriff auslöste.

Eder Balanta  |  rechter Innenverteidiger

Zeigte einen unscheinbareren Auftritt als auch schon in dieser Champions League. Der Qualität seiner Aktionen tat das aber keinen Abbruch, wofür eine Szene stellvertretend steht: In der 53. Minute fing er einen Ball im Mittelfeld ab, schaltete sofort um und entschied sich für einen Weitschuss. Der ging zwar klar daneben, die Entschlossenheit des Kolumbianers wurde dabei aber deutlich.

Michael Lang  |  rechter Mittelfeldspieler

80 Minuten waren etwa gespielt, da scherzte Michael Lang bei einem kurzen Unterbruch vor einem Einwurf mit José Mourinho herum. Und vielleicht gab ihm diese Szene eine Extraportion Motivation, da war doch etwas zu holen gegen diesen Welttrainer! Schon in der 67. Minute hatte er per Kopf die Latte getroffen, doch Michael Lang wollte mehr. Er wollte sein zweites Champions-League-Tor der Saison, nachdem er gegen Lissabon schon getroffen hatte. Er bekam seine Chance und versetzte in der 89. Minute die Mehrheit der 36’000 Zuschauerinnen und Zuschauer in Ausnahmezustand. Raoul Petretta hatte ihm den Ball durch den Strafraum auf den rechten Fuss gelegt, Lang hielt den Innenrist hin, Daley Blind kam zu spät und der Ball landete im Tor. Es war die Klimax von Langs Spiel – und seiner bisherigen Saison.

Freude nach dem vielleicht wichtigsten Treffer seiner Karriere: Michael Lang bejubelt den Erfolg gegen Manchester United.

Geoffroy Serey Dié  |  zentraler Mittelfeldspieler

Trainer Raphael Wicky fiel nur ein Wort ein, um die Leistung Serey Diés zu umschreiben: «Fantastisch.» Der Ivorer spielte für den gesperrten Taulant Xhaka – und wie. Seine Weitschüsse waren nur die offensichtlichsten Qualitätsmerkmale, ansonsten überzeugte er mit viel Klein- und Schwerstarbeit im Mittelfeld. Die Kehrseite der Medaille: Der 33-Jährige verletzte sich beim zweiten Weitschuss am Oberschenkel und musste Minuten später für Alexander Fransson ausgewechselt werden.

Luca Zuffi  |  zentraler Mittelfeldspieler

Spielte im Vergleich zu Serey Dié den weniger aggressiven Part im zentralen Mittelfeld, was a) seinem Naturell als Person und b) seiner altbekannten Spielweise als Fussballer entspricht: Neben den stehenden Bällen war er für die beruhigenden und klugen Querpässe zuständig – und ab und an für einen auslösenden Ball in die gefährliche Zone: Wie jenes direkte Zuspiel in die Tiefe, das den Angriff zum einzigen Treffer der Partie beschleunigte.

Raoul Petretta  |  linker Mittelfeldspieler

Zementierte seinen Status als Aufsteiger der Saison und durfte sich in seinem vierten Champions-League-Einsatz erstmals einen Assist gutschreiben lassen. Der Pass durch den Strafraum auf Lang in der 89. Minute war eine Augenweide, sowohl in Sachen Timing als auch Präzision. Weniger spektakulär aber ebenfalls wichtig war Petrettas Aktion nach knapp einer halben Stunde, als er den Schuss von Jesse Lingard blockte. Steigerte sich im Verlaufe der Partie und gewöhnte sich an die physische Spielweise der Engländer, gegen die im Hinspiel noch Blas Riveros auf der linken Seite agiert hatte. Seither ist Petretta auf dieser Position gesetzt. Und Wicky hat kaum einen Grund, daran etwas zu ändern.

Feinste Abwehrarbeit: Raoul Petretta beim Tackling gegen Matteo Darmian.

Renato Steffen  |  rechter Flügel

War gegen die grossgewachsenen Engländer der 170 Zentimeter kleine Flügel, der Manchesters Abwehr in der zweiten Halbzeit gehörig aufmischte. Vor allem der letzte seiner drei Abschlüsse hätte ein Tor verdient, doch der Schlenzer flog knapp am Tor vorbei. Weiter weg von einem Erfolg war er mit seinem ersten Versuch, den er genau in Romeros Arme schoss. Wurde zudem in der 70. Minute im Strafraum gefoult, respektive in den Augen des Schiedsrichters eben nicht. Auch ohne diesen Elfmeterpfiff erlebt Steffen so etwas wie eine Hochzeit im Herbst: zuerst der erste Torerfolg der Saison gegen Sion und jetzt die formidable Leistung gegen Manchester.

Dimitri Oberlin  |  Mittelstürmer

Hatte als zentrale Angriffsspitze einen schweren Stand gegen die stämmige Abwehr um Chris Smalling. Zu drei Abschlüssen kam Oberlin trotzdem: bei einem Freistoss aus knapp 30 Metern, bei dem man sich fragte, warum er diesen treten durfte, denn der Ball flog meterweit über das Tor; nach einem Schuss Steffens, den er tückisch ablenkte; und zwanzig Minuten vor dem Ende, als er auf den Goalie loszog und sein Schuss von Rojo geblockt wurde. Kam nicht an den Oberlin aus dem Lissabon-Spiel heran, das wird ihm in seiner Karriere allerdings ohnehin nicht oft gelingen.

Mohamed Elyounoussi  |  linker Flügel

Seine gute Leistung stand für viel Arbeit, vor allem auf der linken Angriffsseite. Holte sich ebenda den ersten Szenenapplaus ab, für ein gewonnenes Laufduell gegen Blind. Verpasste kurz nach der Pause eine Hereingabe Steffens und zeichnete später für den ersten Schuss auf das englische Tor verantwortlich. Sergjo Romero hielt diesen ohne Probleme, mehr Mühe hatte der Ersatzmann von David De Gea in der 67. Minute bei Elyounoussis nächstem Versuch. Beim Siegtor hat er den Fuss im Spiel beim Pass auf Petretta.


Alexander Fransson | zentraler Mittelfeldspieler

Ersetzte in der 80. Minute Serey Dié und war damit der einzige Basler, der von der Bank zu einem Einsatz kam. Es war Franssons zweiter in der Champions League, nachdem er im Hinspiel gegen Moskau eine Minute auf dem Rasen gestanden war.

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Mirko Salvi (ET), Albian Ajeti, Blas Riveros,Neftali  Manzambi, Cedric Itten, Kevin Bua.

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