Mit einem 1:1 (0:0) kehrt der FC Basel vom Schlagerspiel der 26. Runde in St. Gallen heim. Marco Streller mit seinem 14. Saisontor sichert vor 19’500 Zuschauern das Remis, mit dem der FCB in der Tabelle einen Punkt vor GC bleibt.
Einiges war wie während der 94 hinreissenden Minuten Basler Fussballs unter der Woche an der White Hart Lane. Hinten stand Yann Sommer, vorne Marco Streller, dazwischen spielten neun rotblau gekleidete Basler. Und am Ende der Partie trauerte jene Mannschaft einem durchaus möglichen Sieg nach, die als Underdog vor dem Spiel bereits mit einem angebotenen Unentschieden hoch zufrieden gewesen wäre.
Nur, das war an diesem graukalten Sonntagnachmittag nicht der FCB. Es war St. Gallens Trainer Jeff Saibene, der nach dem 1:1 ein kurzes Klagelied anstimmen durfte. Darüber, dass seinem Team in der 76. Minute ein Tor zu Unrecht wegen eines angeblichen Offsides aberkannt worden war. Es wäre der Treffer zum 2:1 gewesen – und vielleicht der Sieg. «Das ist hart», sagte Saibene und fasste sich sogleich, «aber das gehört zum Fussball.»
Der FCB in der Rolle von Tottenham
Der FCB nahm in St. Gallen sozusagen die Rolle von Tottenham ein. Nicht mit besonders viel Esprit, Kampfgeist oder Spielwitz unterwegs. Aber immerhin mit genügend Chancen, um sich ein Unentschieden zu erarbeiten.
Wobei das Wort «Chancen» impliziert, dass der FCB zu mehreren Torgelegenheiten gekommen sei. Ist er aber nicht. Eine Chance erspielten sich die Basler. Und die verwandelten sie auch gleich zum 1:1 in der 52. Minute, weniger als 120 Sekunden nachdem Sébastien Wüthrich die Hausherren in Führung geköpft hatte. Marco Streller war zur Stelle, um Fabian Freis Pfostenschuss zum Assist werden zu lassen.
«Die Leistung», sagte ein kritischer Murat Yakin nach dem Schlusspfiff, «müssen wir noch analysieren.» Zuwenig zupackend waren die Basler für die Begriffe ihres Trainers in den Duellen: «St. Gallen hat uns gezeigt, was es heisst, Dynamik und Rhythmus hoch zu halten. Wir sind nie in die Zweikämpfe gekommen.»
Für einmal am Rande der Überforderung
Wobei Yakin selbst auch ein Schärflein zum Auftritt seiner Mannschaft beigetragen hatte. Der FCB-Trainer versteht es, die Spannung in seinem Team mit nicht immer voraussehbaren Aufstellungen hoch zu halten. Doch seine intuitiven Eingebungen am Morgen des Spieltags können seine Spieler schon auch an den Rand der Überforderung bringen. So war es für einmal in St. Gallen.
Dass Yakin die in London überragenden Valentin Stocker und Mohamed Salah gleich ganz zuhause liess, um ihnen Erholungszeit zu verschaffen, war zu erwarten. Dass er den in Vertragsverhandlungen steckenden Alex Frei nicht aufbot, schlicht verständlich. Doch dass er im Mittelfeld mit fünf gelernten Zentrumsspielern beginnen liess, anstatt mit David Degen oder Jacques Zoua auf den Flügeln, beraubte die Mannschaft jener Waffe, die sie bei den Spurs so gefährlich hatte aussehen lassen.
Ohne zwei rasante Flügel auf ihren Seiten wirkten die Basler über weite Strecken, als seien sie auf der Suche nach dem richtigen taktischen Zugang zur Partie. Und es kam ihrem Spiel nicht entgegen, dass der Rasen in St. Gallen seiner Bezeichnung spottete. Offenbar hatten die Rotblauen vor dem Anpfiff den Plan gefasst, auf Ballkontrolle zu spielen. Das war auf dem holprigen Irgendwas, auf dem die zwei Teams anzutreten hatten, schlicht unmöglich.
Am Donnerstag spielt die Musik
Was unter dem Strich stehen bleibt, kann den Baslern trotzdem gefallen: Ein Unentschieden, auswärts errungen beim immerhin Dritten der Liga, und das zwischen zwei Europacup-Spielen, die den grössten internationalen Erfolg der Clubgeschichte einbringen könnten. Das nahm auch Yakin gerne mit auf die Reise zurück nach Basel: «Mit dem Punkt bin ich zufrieden.»
Es ist dieser Punkt, den die Basler in der Liga Vorsprung haben auf die verfolgenden Grasshoppers. Der FCB hat ihn sich in grauer Alltagskleidung erarbeitet. Aber wer spricht derzeit in Basel schon von der Super League? Am Donnerstag, im Rückspiel gegen Tottenham spielt die Musik. Und dann dürfen die Basler auch gerne wieder ihr Galakleid aus dem Spind holen.
FC St. Gallen–FC Basel 1:1 (0:0)
AFG Arena. – 19’500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Alain Bieri.
Tore:
50. Wüthrich 1:0 (Kopfball, freistehend im Fünfmeterraum auf Flanke Nushi).
52. Streller 1:1 (verwertet aus kurzer Distanz den Abpraller nach Pfostenschuss Fabian Frei aus spitzem Winklel in rechter Position, wo er von Serey Die angespielt wird).
Verwarnungen: 3. Serey Die (Foul an Mutsch/gegen FC Zürich gesperrt). 12. Yapi (Foul an Mutsch), 60. Nushi (Foul an Serey Die).
St. Gallen: Lopar; Mutsch, Montandon, Besle, Pa Madou; Wüthrich (75. Martic), Nater, Janjatovic, Nushi; Scarione; Etoundi (88. Sutter). – Reserve: Herzog (T), Stocklasa, Schönenberger, Lenjani, Tadic.
Basel: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Park; F. Schär, Yapi (60. D. Degen), Elneny, Cabral, Serey Die (60. Bobadilla); Streller. – Reserve: Vailati (T), Steinhöfer, Voser, Sauro, Zoua.
Bemerkungen: St. Gallen ohne Mathys (gesperrt), Ishak, Cavusevic (verletzt). FCB ohne Diaz (verletzt), Alex Frei, Stocker und Salah (alle kein Aufgebot). Salvi (T), Jevtic, Ajeti und Adili für U21 Match beim FC St. Gallen II am Samstag (0:0) abgestellt. – 77. Tor von Nater zu Unrecht wegen Offside aberkannt.
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