FC Basel–FC Luzern 3:1 Der Meister enteilt seinen Verfolgern

Mit drei Traumtoren entscheidet der FC Basel den Spitzenkampf gegen den FC Luzern mit 3:1 (1:0) und hat damit nach 23 von 34 Spielen einen riesigen Vorsprung. Die Meisterschaft dürfte den Baslern nicht mehr zu nehmen sein.

Wie von einem anderen Stern: David Abrahams mächtiger Sprung zum Kopfball und zur FCB-Führung gegen Luzern. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Mit drei Traumtoren entscheidet der FC Basel den Spitzenkampf gegen den FC Luzern mit 3:1 (1:0) und hat damit nach 23 von 34 Spielen einen riesigen Vorsprung. Die Meisterschaft dürfte den Baslern nicht mehr zu nehmen sein.

Wenn sie auch nicht als Plädoyer für gedruckte Zeitungen geplant war, so machte die Aktion doch klar: Kein Online-Medium wird je für soviel Stimmung in einem Stadion sorgen können wie ein zerkleinertes Druckerzeugnis. 25’000 Säckchen hatten Fans aus der Muttenzerkurve liebevoll mit Papierschnitzeln gefüllt und im ganzen St.-Jakob-Park verteilt. Und hunderttausende Schnipsel sorgten durch die Luft wirbelnd beim Einmarsch der Mannschaften für eine Stimmung, die eines Duells zwischen dem Leader und seinem letzten verbliebenen Verfolger würdig war.

Von einem «Spitzenspiel, wie wir es erwartet hatten», sprach nach den 93 Minuten auch Murat Yakin. Und vielleicht meinte er ja tatsächlich, dass die Partie zwischen dem FC Basel und seinem FC Luzern jene Begegnung geworden war, die er und sein Trainerkollege Heiko Vogel vorausgesehen hatten.

Auf den mehr oder weniger neutralen Zuschauer allerdings wirkte das 3:1 kaum einmal wie ein echter Spitzenkampf. Dafür war auf zugegebenermassen extrem schwierig zu bespielendem Terrain zuviel Zufall mit von der Partie. Und dazu bekamen die beiden Mannschaften auch offensiv zu wenig Struktur in ihr Spiel.

Huggel: «Wir haben nicht gut reagiert»

Immerhin, Yakin und sein FCL erfüllten die allgemeinen Erwartungen insofern, als die Luzerner dem FCB das Leben beim Spielaufbau schwer machten. Überrascht seien sie vom hohen Pressing der Innerschweizer nicht gewesen, erklärte Benjamin Huggel hinterher: «Aber wir haben einfach nicht gut darauf reagiert. Wir hatten für unsere Verhältnisse zu wenig Kontrolle über das Spiel.»

Aber, befand Huggel auch noch, das sei «Klagen auf hohem Niveau. Andere Clubs hätten wohl gerne unsere Probleme.» Und da wird ihm keiner widersprechen. Der FC Basel hat jetzt neun Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger, der immer noch FC Luzern heisst. Und das bei einem Spiel weniger als die Luzerner. Wer, ist da die vordringliche Frage, soll diesen FCB jetzt noch von seinem ersten Titel-Hattrick der Clubgeschichte abhalten?

Die Antwort darauf fand selbst Benjamin Huggel nicht, der sich in der Pressezone mit all der ihm gegebenen Eloquenz gegen die vielen, seiner Meinung nach vorzeitigen Glückwünsche zur gewonnenen Meisterschaft wehrte. Den Vorwurf, dass die Liga nun langweilig werde, konterte er mit der Frage: «Müssen wir ein schlechtes Gewissen haben, dass es objektiv nicht mehr spannend ist?» Und er beantwortete sie gleich selbst: «Ich glaube nicht.»

Basel hat einen Alex Frei – Luzern nicht

Der FCB muss sich auch nicht dafür entschuldigen, dass er einen Alex Frei in seinen Reihen hat. Und der war einmal mehr der Mann des Spiels. Er bereitete den Führungstreffer – ein wunderbares Kopfballtor von David Abraham – mit einem Freistoss vor. Dann traf das Phänomen im Angriff des FC Basel mit einem 18-Meter-Schuss in den Torwinkel, und sein 14. Saisontreffer zum 3:1 war das Produkt einer tollen Vorarbeit von Marco Streller und Passgeber Fabian Frei.


Und das war es eben auch, was zum Nervenkitzel eines wirklichen Spitzenspiels fehlte: Die Basler wurden zwar gefordert, der FCL ärgerte die Rotblauen ein wenig. Aber zu mehr sind diese Luzerner einfach nicht in der Lage. Selbst wenn der FCB nicht seinen besten Tag erwischt – und auch wenn Basels Trainer Heiko Vogel anerkennend bemerkt: «Ein sehr gut eingestellter Gegner hat uns vorab in der ersten Halbzeit das Leben sehr schwer gemacht.»

Luzern: Defensiv stark, offensiv ohne Durchschlagskraft

In der Tat hat Murat Yakin eine Mannschaft geformt, die im Kampf gegen den Ball stark agiert. Und das nicht bloss, indem sie sich am eigenen Strafraum einigelt, sondern durchaus mit keckem Pressing bis in des Gegners Strafraum. Aber wenn es darum geht, selbst offensiven Druck zu entwickeln gegen einen Kontrahenten, der defensiv einigermassen sicher steht, fehlt (noch) zu viel.

Das sah auch Yakin so, als er einen «Qualitätsunterschied» feststellte: «Uns hat der Mut gefehlt, etwas zu reissen.» Der Luzerner Trainer sah «schlimme Fehler» seiner Mannschaft bei den Gegentoren, wollte nicht wahrhaben, dass es ein Foul von Tomislav Puljic an Philipp Degen war, das dem Freistoss zum 1:0 vorausging (siehe auch Bilderschau), fand, dass das Spiel seiner Mannschaft «bis 20 Meter vor dem Tor gut war», bemängelte jedoch auch, dass der entscheidende Pass oder das Dribbling gefehlt habe.

Yakin: «Hatten nie etwas mit Meisterschaft zu tun»

«Wir müssen uns an der eigenen Nase nehmen, dass wir nicht mehr rausgeholt haben», sagt FCL-Goalie David Zibung, «Basel war nicht in der Form der vergangenen Woche, und dieses Mal wären sie zu knacken gewesen.» Doch als dieses Basel die «Brechstange» (Zibung) auspackte, war es um die Innerschweizer geschehen. Gefühlte 80 Prozent der Kopfbälle, so Zibung, habe Marco Streller gewonnen – und einer davon machte Alex Frei den Weg frei zum 2:1.

Und während die Basler nun voreilige Gratulationen zur Meisterschaft standhaft abwehren müssen, begaben sich die Luzerner in die Rolle desjenigen, den das Ganze eigentlich gar nichts angeht. «Wir haben nie auf Basel geschaut», beteuerte Zibung, «unser Ziel ist ein Platz in der Europa League.» Und Murat Yakin sagte: «Ich glaube, wir hatten mit der Meisterschaft nie etwas zu tun.»

Super League, 23. Runde

FC Basel–FC Luzern 3:1 (1:0)
St.-Jakob-Park. – 30‘261 Zuschauer. – SR Graf. – Tore: 28. Abraham 1:0 (Kopfball auf Freistoss Alex Frei), 68. Ohayon 1:1 (abgefälschter Schuss aus 18 Metern), 78. Alex Frei 2:1 (hält aus 18 Metern drauf und trifft in die hohe Torecke), 81. Alex Frei 3:1 (drückt den Ball aus vier Metern über Linie auf Querpass Fabian Frei und Vorarbeit Steller).
FCB: Sommer; Degen (80. Park), Abraham, Kovac, Steinhöfer; F. Frei, Huggel (83. Yapi), Cabral (71. G. Xhaka), Stocker; A. Frei, Streller.
FC Luzern: Zibung; Tiesson, Puljic, Sarr, Lustenberger; Wiss (82. Hyka), Renggli (65. Ohayon), Kukeli; Gygax (65. Winter), Lezcano, Ferreira.
Verwarnungen: 15. Renggli (Unsportlichkeit), 27. Puljic (Foul), 42. Kovac (Foul), 45.+1 Steinhöfer (Foul), 58. Stocker (Foul), 62. A. Frei (Unsportlichkeit).
Rote Karte: 92. Lustenberger (Notbremse gegen Streller).
Bemerkungen: FCB ohne Dragovic (gesperrt/8. gelbe Karte); Shaqiri (krank/leichte Grippe), Zoua (leicht angeschlagen), Voser (rekonvaleszent), Chipperfield (verletzt), Colomba (familiäre Gründe). – Luzern ohne Stahel, Hochstrasser, Sorgic, Bento, Shalaj (alle verletzt). – 61. Zibung lenkt Streller-Schuss an Pfosten. – 93. Streller schiesst Foulpenalty (Lustenberger an Streller) an den Pfosten.

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