FC Basel: Rekord-Umsatz, Millionen-Gewinn

Rekorde auf dem Platz, Rekorde auf dem Konto. Einen Tag nach dem Gewinn des Titels präsentiert der FC Basel Zahlen, die seine Konkurrenz neidisch erblassen lassen. Bernhard Heusler wird einstimmig als Präsident bestätigt.

Der Verwaltungsrat des FCB (von links): Adrian Knup, bisher und neu Vize-Präsident, Georg Heitz, neu als Sportchef, René Kamm, neu als Marketingchef, Stephan Werhmueller, neu als Finanzchef, und Präsident Bernhard Heusler. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Rekorde auf dem Platz, Rekorde auf dem Konto. Einen Tag nach dem Gewinn seines 15. Meistertitels präsentiert der FC Basel Zahlen, die seine Konkurrenz neidisch erblassen lassen. Bernhard Heusler wird an der Generalversammlung von 607 Mitgliedern einstimmig als FCB-Präsident bestätigt.

Die Karriere mit einem Titelgewinn zu beenden – so sieht wohl der ideale Rücktritt für einen Fussballer aus. Für den Finanzchef eines Fussballclubs muss ein Abgang, wie ihn Mathieu Jaus erlebt, das höchste der Gefühle sein. Einen Gewinn von über 5,5 Millionen Schweizer Franken durfte der scheidende Jaus an der 118. Generalversammlung vom Montag, 30. April in seinem letzten Jahresbericht ausweisen. Und das bei einem Rekord-Umsatz von knapp 68 Millionen Franken.

Das sind Zahlen, von denen andere Schweizer Clubs nicht einmal zu träumen wagen. Und sie sind auch für einen FC Basel nicht alltäglich. 2010 hatte der FCB trotz Teilnahme an der Champions League bloss etwas mehr als 200’000 Franken Gewinn gemacht.

Inkoom macht den Unterschied

Den Unterschied zwischen 2010 und 2011 machten die Transfereinnahmen aus. Vor allem dank des Wechsels von Samuel Inkoom zu Dnipro Dnipropetrowsk weist der FCB hier für das Jahr 2011 fast zehn Millionen Franken an Einnahmen aus – rund acht mehr als 2010. Auch Thorsten Finks Wechsel zum Hamburger SV schlug hier zu Buche.

Auch in einem weniger volatilen Bereich der Rechnung hat der FCB einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Als direkte Folge, dass er das Merchandising wieder in die eigenen Hände genommen hat, ist der Ertrag in diesem Bereich von 600’000 auf 1,5 Millionen Franken gestiegen.

Der Zuschauer, das hohe Gut

Am meisten Gewinn aber erwirtschaftet der FCB noch immer mit seinen Zuschauern. Über 26,6 Millionen Franken spülten sie dem Club in die Kassen. Zum Vergleich: Im Schnitt nimmt ein Club der Schweizer Super League im Jahr 7,9 Millionen Franken durch Zuschauer ein. Und der FCB verdient durch seine über 24’000 verkauften Jahreskarten auch dann, wenn die Fans gar nicht ins Stadion kommen. Im Schnitt bleiben nämlich 5100 Besitzer einer Dauerkarte zuhause, also 19,5 Prozent.

Grösster Ausgabenpunkt bleibt der Personalaufwand. Der ist von 2010 auf 2011 noch einmal um drei Millionen auf fast 35 Millionen Franken gestiegen. Geschmerzt hat Jaus dieser Anstieg allerdings nicht: «Der Personalaufwand ist durch Prämien gestiegen, die wir für ausserordentliche Leistungen auszahlen durften. Das war sehr gut investiertes Geld.»

Ein Neuer, der den Club bereits in- und auswendig kennt

Für Jaus kam nach 14 Jahren der Moment, um zurückzutreten. Dasselbe gilt für Werner Schmid, der ein Jahr weniger lang im FCB-Vorstand war. Die beiden wurden mit stehenden Ovationen verabschiedet. Es war sowieso ein Abend der Standing Ovations – fünf Minuten standen die 607 anwesenden Vereinsmitglieder für die Meistermannschaft, etwas länger als der stehende Beifall für den als Präsident bestätigten Bernhard Heusler.

Nach Jaus‘ Abgang kümmert sich künftig Stephan Werthmüller um die Finanzen, neben Sportdirektor Georg Heitz und dem für die Vermarktung zuständigen Messe-CEO René Kamm der dritte neue Mann im Verwaltungsrat des FCB. Adrian Knup, bisher schon im Verwaltungsrat, wird vorstandsintern zum neuen Vize-Präsidenten bestimmt werden.

Der 55-jährige Werthmüller hat bereits eine FCB-Vergangenheit, war Kassierer des Vereins in den 90er Jahren, als dies in einer Zeit der leeren Kassen alles andere als ein Vergnügen darstellte.

Da er einerseits beruflich mit Heusler verbunden ist, ein langjähriger Freund des FCB-Präsidenten und dazu in den vergangenen Jahren immer wieder vom Verein in steuertechnischen Fragen beratend hinzugezogen wurde, kann der Binninger zu seinem Amtsantritt von sich behaupten: «Ich kenne den Verein in- und auswendig.»

Der nächste Rekord ist bereits in Griffweite

Schon seine erste Jahresrechnung für 2012 könnte eine rekordverdächtige sein. Mit den Einnahmen aus dem Shaqiri-Transfer zu Bayern München von rund 15 Millionen Franken, Einnahmen aus möglichen weiteren Transfers (Xhaka?), mit den Einnahmen aus dem Champions-League-Achtelfinal gegen Bayern München zu Jahresbeginn und einer allfälligen erneuten Qualifikation für die Königsklasse könnte der Umsatz auf über 80 Millionen anwachsen. Der abtretenden Mathieu Jaus hält es perspektivisch sogar für möglich, dass die für Schweizer Profifussballverhältnisse fast unvorstellbare Schallmauer von 100 Millionen vom FCB geknackt wird.

Werthmüller wird am grundsätzlichen Vorgehen seines Vorgängers nichts ändern: «Es ist wichtig, am Basisbudget von 30 Millionen Franken festzuhalten.» Für den ökonomisch nicht eingeweihten Aussenstehenden irritierend ist, dass allein die Personalkosten in den letzten Jahren diese Grenze längst überschritten haben (2010: 31,3 Millionen, 2011: 34,9).

«Das kann man nicht erklären», sagt Werthmüller, und Jaus der seit 1998 für die Finanzen des FCB zuständig war, drückt es so aus: «Ich musste lernen, was eine lebendige Jahresrechnung ist. Man muss variabel sein und mit verschiedenen Szenarien arbeiten.»

Einnahmen 2011 (wichtige Posten)

Matcheinnahmen (mit Business Seats) 26’621’003 (2010 = 25’684’428)
Transferertrag 9’783’834 (1’230’732)
Merchandising 1’438’681 (627’651)
Verbandseinnahmen 16’645’209 (18’925’519)
TOTAL 67’640’850 (57’537’400)

Ausgaben (wichtige Posten)
Personalaufwand 34’907’672 (31’307’154)
Transferaufwand 7’281’459 (7’542’999)
TOTAL 67’917’559 (57’537’400)

Jahresgewinn
5’528’254 (223’033)

Der Vorstand des FC Basel 1893 und der Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG im Jahr 2012

Dr. Bernhard Heusler, Binningen
Präsident, auch Präsident und Delegierter des VR der FC Basel 1893 AG
27. Dezember 1963 in Basel
Wirtschaftsanwalt, Dr. iur
Beim FCB seit 2003, Präsident seit 2012

Adrian Knup, Bottmingen
Vize-Präsident, auch Vize-Präsident der FC Basel 1893 AG
2. Juli 1968 in Liestal
Selbstständiger Unternehmer
Beim FCB seit 2009, Vize-Präsident seit 2012

Stephan Werthmüller, Binningen
Vorstand für Finanzen, auch Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG
18. September 1956 in Basel
Betriebswirtschaftler
Beim FCB 1996-1998 und seit 2012

René Kamm, Basel
Vorstand für Marketing, auch Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG
10. Februar 1960 in Basel
CEO MCH Group AG
Beim FCB seit 2012

Georg Heitz, Oberwil
Vorstand als Sportdirektor, auch Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG
13. Dezember 1969 in Zürich
Sportdirektor des FC Basel 1893
Beim FCB seit 2009

Benno Kaiser, Nenzlingen
Vorstand für Nachwuchs und Frauenfussball
5. Juni 1954 in Basel
Leiter Administration Nachwuchs des FCB
Beim FCB als Vorstandsmitglied seit 2009

Dazu kommen: Reto Baumgartner, Therwil, Vorstand für Beach Soccer sowie Dominik Donzé, Muttenz, Vorstand für das Mitgliederwesen.

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