FCB–Chelsea 1:0 – Salah schiesst Basel ins Glück

Der FC Basel setzt noch einen drauf: Dank eines Treffers seines ägyptischen Turbos Mohamed Salah in der 87. Minute bezwingt der Schweizer Meister den Chelsea FC vor 35’208 hingerissenen Zuschauern zum zweiten Mal und hat in der Champions League die Achtelfinal-Qualifikation in eigenen Füssen.

FC Basel's Mohamed Salah celebrates scoring against Chelsea's during their Champions League Group E soccer match at St. Jakob-Park in Basel November 26, 2013. REUTERS/Ruben Sprich (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/RUBEN SPRICH)

Der FC Basel setzt noch einen drauf: Dank eines Treffers seines ägyptischen Turbos Mohamed Salah in der 87. Minute bezwingt der Schweizer Meister den Chelsea FC vor 35’208 hingerissenen Zuschauern zum zweiten Mal und hat in der Champions League die Achtelfinal-Qualifikation in eigenen Füssen.

Was sagt ein Trainer seiner Mannschaft in der Halbzeitpause, nachdem sie als Underdog einen Grossen des europäischen Fussballs 45 Minuten lang dominiert hat? Valentin Stocker hat am Dienstagabend Einblick gegeben in das geheimnisumwitterte Innenleben einer Garderobe. Murat Yakin hat nichts gesagt.

Fast nichts. «Der Trainer hat gesagt: Nehmt euch Zeit, ruht euch aus. Ich muss ja nichts sagen», erzählt Stocker. Es gab auch nicht viel zu bemängeln am Auftritt der Mannschaft, ausser, dass sie das Tor nicht gemacht hatte aus einem Strauss an guten und sehr guten Möglichkeiten. Nicht zu vergessen das Hands von Frank Lampard in der 17. Minute, bei dem der französische Unparteiische sich nicht zu einem Penaltypfiff durchringen konnte.

Murat Yakin hat seiner Mannschaft in der Pause noch gratuliert für eine grossartige erste Hälfte, für «fantastischen Fussball», und er hat sie wieder hinausgeschickt mit dem Hinweis auf einen Schuss mehr Effizienz im Abschluss.

Mourinho sieht ein müdes Chelsea

Dieser Bitte kam seine Mannschaft nach. Auch wenn es dauerte, genauer fast 42 Minuten, währenddessen sich die Partie offener entwickelte. Chelsea beteiligte sich – wahrscheinlich nach einer etwas ausführlicheren, eindringlicheren Pausenansprache von José Mourinho – nach dem Seitenwechsel tatsächlich an diesem Champions-League-Abend.

Die Engländer beschworen auch einige brenzlige Situationen herauf, aber es sagt viel über die standhafte und konzentrierte Defensivarbeit der Basler und die fehlende Bestimmtheit der Millionentruppe aus London aus, dass Yann Sommer keinen einzigen Schuss aufs Tor bekam. «Ich habe von der ersten Minute an gespürt, das meine Spieler müde sind», suchte José Mourinho eine Erklärung für den enttäuschenden Auftritt seines Teams.

Bis um die 80. Minute herum hatte man das Gefühl, dass sich beide Mannschaften auf ein Remis einigen könnten. Doch dann kam der FCB noch einmal, packte er nach der kräftezehrenden ersten Halbzeit, die mit das Beste war, was er in den letzten Jahren auf internationalem Parkett vorgelegt hat, noch einmal eine Schippe oben drauf. Angetrieben von seinem Publikum im erneut nicht ausverkauften St.-Jakob-Park.

Schärs Timing und Salahs Speed

Murat Yakin hatte zweimal gewechselt. Erst den angeschlagenen Taulant Xhaka gegen Arlind Ajeti, dann machte Marco Streller für Giovanni Sio Platz. Die Glut wurde noch einmal entfacht, weil die Basler spürten, dass dieses Chelsea zu schlagen ist. «Die Jungs waren absolut heiss», hatte Yakin schon vor dem Spiel festgestellt.

Und sie packten die Gelegenheit beim Schopf, sie entschieden die Partie mit einem Stilmittel, das unter Yakin wieder salonfähig geworden ist: der lange Ball. Innenverteidiger Fabian Schär spielte in der 87. Minute einen dieser frappanten langen Diagonalbälle, geschlagen aus dem Fussgelenk, mit Kraft und perfektem Timing. Es sind Bälle, bei den der Trainer Murat Yakin den ehemaligen Innenverteidiger Murat Yakin erkennt, der diese Kunst ebenfalls beherrschte.

Zur wahren fussballerischen Waffe wird so ein langer Ball aber erst, wenn man einen Mann wie Mohamed Salah hat. Und einen Gegner, der sich der Gefahr nicht bewusst ist. Branislav Ivanovic unterschätzte Schärs Ball, und als Salah mit stupender Technik den Ball verarbeitet und sich vorgelegt hatte und den Turbo zündete, war Chelsea verloren, Ivanovic abgehängt und auch Gary Cahill zu spät dran.

An der Seitenlinie wendete sich José Mourinho ab, neigte den Kopf und legte die Hände an die Wange zum Zeichen: Da haben wir schön geschlafen.

Und Yakin staunte. Staunte über Schär, der den « Mut und die Überzeugung» für solche Bälle besitzt, über Salah, der in der 87. Minute noch die «Kraft, die Geschwindigkeit und die Luft» hat für einen unwiderstehlichen Sprint und einen überlegten Abschluss.

«Basel hat einfach verdient gewonnen»

Das macht in der Reihe der Exploits der jüngeren Vergangenheit auf internationaler Bühne einen weiteren ganz grossen Sieg, der weit über die Grenzen hinaus Beachtung finden wird. Weil es der zweite gegen den Champions-League-Sieger von 2012 innert zehn Wochen ist, weil der FCB das erste Mal überhaupt eine englische Mannschaft zweimal geschlagen hat. Und weil es der zweite Triumph des jungen Trainers Murat Yakin über den Trainerstar José Mourinho hintereinander ist.

Der nahm den Nackenschlag ritterlich und bezeichnete den Basler Sieg als verdient. Bei aller Kritik an seiner eigenen Mannschaft («Einfache Fehler, viele Fehlpässe, keine ersten Bälle gewonnen, keine zweiten»), dem Trost, trotz der Niederlage und dank des Schalker Unentschiedens in Bukarest vorzeitig für die Achtelfinals qualifiziert zu sein, wollte Mourinho eines nicht vergessen: «Ich muss Basel loben: Sie haben einfach verdient gewonnen.»

Die speziellen Momente

Der FC Basel hat also erreicht, was er wollte: er überwintert garantiert international und hat am 11. Dezember auf Schalke sein Endspiel um die Achtelfinals. «Ich habe das Gefühl, wir sind auf solche Momente getrimmt worden. Auf solche grossen Spiele», sagt Valentin Stocker, «mittlerweile gehören wir irgendwie dazu.»

Murat Yakin hatte weit nach dem Spiel schon den nächsten Sonntag und die Partie in Bern im Kopf, rang sich aber noch dazu durch, den Moment geniessen zu wollen: «Ich bin happy für die Mannschaft und für die Zuschauer, die im Stadion waren.» Und so ein bisschen drang auch der persönliche Stolz durch. «Wer der gegnerische Trainer ist, ist eigentlich nebensächlich», meinte der FCB-Coach, «aber jetzt hat Mourinho mir zum zweiten Mal gratuliert, und das ist schon speziell.»

 

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