FCB: Erst bei 50 plus haben die Gegner eine Chance

Am Sonntag bietet sich dem FC Basel der erste von drei Matchbällen. Gewinnen die Basler bei den Grasshoppers, sind sie zum vierten Mal hintereinander Schweizer Meister. Und die einheimischen Gegner dürfen sich über eine verpasste Gelegenheit ärgern. Zu schlagen ist der FCB nämlich nur, wenn er über 50 Saisonspiele absolviert.

Absolviert der FCB weniger als 50 Pflichtspiele in der Saison, dann bleiben der nationalen Konkurrenz nur die Brosamen. Links die Skala für Vorsprung und Rückstand am Saisonende, rechts die für die absolvierten Spiele. Unten im Text ist eine interaktive V (Bild: Florian Raz)

Am Sonntag bietet sich dem FC Basel der erste von drei Matchbällen. Gewinnen die Basler bei den Grasshoppers, sind sie zum vierten Mal hintereinander Schweizer Meister. Und die einheimischen Gegner dürfen sich über eine verpasste Gelegenheit ärgern. Zu schlagen ist der FCB nämlich nur, wenn er über 50 Saisonspiele absolviert.

Gleich zweimal baden gegangen ist der FC Basel in dieser Woche. Am Montag im Cupfinal, den er gegen die Grasshoppers im Penaltyschiessen verloren hat. Und dann noch am Mittwoch, als die Spieler auf eigenes Bestreben hin gemeinsam, aber ohne jemanden aus dem Trainerstab, etwas unternommen haben: Sie sind ins Aquabasilea gegangen. Durchlüften war die Devise. Noch einmal den Kopf frei machen für die letzte Woche der Fussballsaison, in der die Rotblauen einen von drei sogenannten Matchbällen verwerten wollen.

Drei Spiele noch hat der FCB vor sich. Dreimal die Chance, mit einem Sieg den vierten Meistertitel in Serie nach Basel zu holen. Es wäre ein Meisterstück, das in der Schweiz bislang bloss den Young Boys von 1957 bis 1960 gelungen ist. Auf diese historische Marke hat Bernhard Heusler bereits vor dem Saisonstart hingewiesen. Und der FCB-Präsident hat Mannschaft und Trainer vor dem Beginn der Frühjahrsrunde noch einmal an die Gelegenheit erinnert, dass sie Geschichte schreiben können.

Ein Innenverteidiger im Probetraining

Vom 25. Mai bis 2. Juni wird der australische Innenverteidiger Trent Sainsbury beim FCB im Probetraining weilen. Der 21-Jährige spielt derzeit in seiner Heimat bei den Central Coast Mariners. Der ehemalige U20-Nationalspieler kommt auf Empfehlung des ehemaligen FCB-Spielers Mile «I’m not a diver» Sterjovski, der ebenfalls bei den Mariners unter Vertrag steht. Sainsbury hat einen britischen Pass, würde also das Ausländerkontingent nicht belasten.

Super League, 34. Runde
Grasshoppers–FC Basel (So. 16.15 Uhr)
Letzigrund. – Über 13’000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt.

Mögliche Aufstellungen
GC: Bürki; Lang, Vilotic, Grichting, Bauer; Salatic; Hajrovic, Abrashi, Gashi, Zuber; Ngamukol.
FCB: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; F. Frei; Salah, Elneny, Serey Die, Stocker; Streller.
Bemerkungen: GC ohne Ben Khalifa (gesperrt) und Pavlovic, Grichting, Salatic und Toko sind fraglich. FCB ohne Yapi (verletzt), Voser und Park sind fraglich.

Der Schmerz treibt an

Vor dem Spiel am Sonntag aber wird Heusler den Blick in die Historie nicht bemühen müssen. Seine Spieler sind zwar «nicht mehr ganz einhundert Prozent bei Kräften», wie Trainer Murat Yakin offen zugibt, «das ist gegen Ende einer so fordernden Saison auch ganz logisch.» Aber die Basler haben etwas gut zu machen seit diesem Montag und dem einen Penaltyschuss an die Latte zuviel.

So sehr der Jubel der Grasshoppers die Basler in Bern geschmerzt hat, so sehr treibt er sie nun an, sich den Meistertitel ausgerechnet im Stadion des letzten verbliebenen Kontrahenten im Titelrennen zu sichern. «Darauf brennt jeder Spieler», sagt Yakin lapidar, «dazu muss man gar nicht mehr sagen.»

Sollte der Meisterkübel Ende Saison tatsächlich wie erwartet auf dem Casino-Balkon am Barfi landen, dann darf sich die nationale Konkurrenz ruhig einmal selbst ob einer verpassten Chance ohrfeigen. Denn der FCB mag mit seinen sieben gewonnenen Meistertiteln in den letzten elf Saisons tatsächlich wirken wie das schier unbesiegbare Ungeheuer, das alles verschlingt, das ihm vors Maul läuft. Und wenn sich Basel früh aus dem internationalen Geschäft verabschiedet und sich ganz auf die Liga konzentrieren kann, dann ist das auch so.

Aber die Basler haben ihre verwundbare Seite. Und zwar immer dann, wenn das Team in der Saison fünfzig Pflichtspiele oder mehr absolviert. Achtmal war das seit der Spielzeit 2001/02 der Fall. Viermal hat in diesem Fall eine andere Mannschaft den Titel gewonnen, einmal GC, dreimal der FC Zürich. Dreimal wurde der FCB trotzdem Meister. Der Ausgang der laufenden Meisterschaft ist noch offen.

Die Grafik zeigt: Je weniger der FCB spielt, desto kleiner werden die Chancen der heimischen Konkurrenz. Seit 2002 hiess der Meister nur dann nicht FCB, wenn die Basler 50 Pflichtspiele und mehr pro Saison zu absolvieren hatten. Für die laufende Spielzeit sind der Basler Vorsprung vor der Partie bei GC und die Anzahl Spiele per Saisonende eingezeichnet.

An die Nase fassen müsste sich die Liga-Konkurrenz bei einer Basler Titelverteidigung auch deswegen, weil der FCB punktemässig so schwach dasteht wie kaum einmal zu diesem Zeiptunkt der Saison seit der Einführung der Zehnerliga 2003/04. Bloss zweimal hatten die Basler nach der 33. Runde weniger als die 66 Punkte, die sie bislang gesammelt haben.

Drohendes Mahnmal

Doch damit müssen sich die Basler nicht beschäftigen. Es ist nicht ihr Problem, wenn die nationalen Konkurrenten zu wenig konstant spielen, um vom Basler Kräfteverschleiss zu profitieren. Und der war immens. 62 Spiele wird der FCB am Ende der Saison absolviert haben. Fünf mehr als in der Saison 2005/06, die wie ein drohendes Mahnmal wirkt vor dem Gang auf den Letzigrund.

Zwar weisen die FCB-Exponenten alle Vergleiche von sich. Doch natürlich werden Erinnerungen wach an jenen Mai 2006, in dem dem FCB aus den letzten drei Spielen vier Punkte zum Titel-Hattrick gereicht hätten, und in dem er in der 93. Minute des letzten Saisonspiels alles an den FCZ verlor. Zweitletzter Gegner waren damals übrigens die Young Boys in einem Wochentagsspiel. So, wie es auch in diesem Meisterschaftsfinish sein wird.

Die Basler werden alles daran setzen, ein ähnliches Szenario zu vermeiden. Dabei spielt ihnen ihre um 18 Treffer bessere Tordifferenz in die Karten. Dank ihr hat der FCB praktisch vier Punkte Vorsprung auf GC. Dank ihr reicht den Baslern nach menschlichem Ermessen am Sonntag bereits ein Unentschieden bei GC, um Meister zu werden.

Wer will das Spiel machen?

Der FCB dürfte also kaum auf Teufel komm raus den Sieg suchen. Zumal die Spieler auch aus dem Vorstand den sanften Hinweis darauf bekommen haben dürften, dass es durchaus okay sei, einmal nicht dem Gegner mit offensivem Hallali Räume für Konter zu überlassen.

Murat Yakin allerdings scheint ein wenig im Dilemma. Einerseits findet er: «Wir können das Spieldiktat für einmal dem Gegner überlassen. Sie müssen gewinnen. Wir müssen gar nichts, wir dürfen.»

Andererseits hegt er wohl seine Zweifel, ob die Grasshoppers ihre Safety-first-Strategie wirklich über Bord werfen, die sie beim 0:0 in Basel und beim Cupfinal einigermassen erfolgreich gefahren haben. Und den Ball einfach in den Mittelkreis legen und darauf warten, dass der Gegner mal was tut, geht ja auch nicht. Also sagt Yakin: «Wir haben die Karten in der Hand. Und so wollen wir auch auftreten. Das ist das Markenzeichen des FCB.» Und er warnt alle Ästheten: «Am Sonntag wird das nichts mit spielerischen Mitteln – da müssen wir den Kampf aufnehmen.»

Das Restprogramm im Titelkampf
Runde FC Basel (66 Punkte)
Grasshoppers (60)
34 GC (a) Basel (h)
35 YB (a) St. Gallen (a)
36 St. Gallen (h) Lausanne (h)
 

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Artikelgeschichte

Am Sonntag, 26. Mai 21013 einen ebenso ärgerlichen wie unverständlichen Rechen-Fehler korrigiert. In der Originalversion des Textes stand, der FCB könne in dieser Saison höchstens noch auf 71 Punkte kommen, was nicht stimmt. 75 Punkte wären vor dem Spiel gegen GC noch möglich.

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