Mit Diaz und Yapi im Mittelfeld und Stocker auf dem Flügel – so geht der FC Basel am Mittwoch ins Hinspiel der Qualifikation zur Champions-League bei Molde FK. Dessen Trainer Ole Gunnar Solskjaer schwärmt vom FCB und bezeichnet die Partie als Prüfung für sein Team.
Von einem weitaus weniger garstigen Wetter als angekündigt ist der Tross des FC Basel aus 21 Spielern, Betreuern, Fans und Journalisten am Dienstag um die Mittagszeit am Moldefjord empfangen worden. Bedeckter Himmel und 16 Grad herrschen in der 24‘000-Einwohner-Ortschaft, die wegen der Lage am Golfstrom auch Stadt der Rosen genannt.
Was den Schweizer Meister auf dem langen Weg in die Champions League erwartet, ist ein schwerer Brocken im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde. 2011 wurde Molde FK erstmals Meister, und nun will Trainer Ole Gunnar Solskjaer mit dem Club zum zweiten Mal nach 1999 die Gruppenphase erreichen. Telebasel überträgt – so die Satellitenleitung via Zürich nach Basel zustandekommt – am Mittwoch ab 19.00 Uhr live aus dem Aker Stadion.
Solskjaer appelliert an den Glauben seiner Spieler
Die Norweger haben sich in der 2. Runde gegen den lettischen Meister Ventspils durchgesetzt (3:0 und 1:1) und sind sich im Klaren darüber, dass der FC Basel ein stärkerer Gegner sein wird. Das gilt allerdings auch umgekehrt für den FC Basel, der sich locker über Flora Tallinn (2:0 und 3:0) hinweggesetzt hat, der im Vergleich zum letzten Samstag und dem Meisterschaftsspiel in Zürich (2:2) allerdings eine Steigerung nötig hat, um sich eine vernünftige Ausgangslage für das Rückspiel am Mittwoch in einer Woche (20.00 Uhr, live in SF info) zu verschaffen.
«Es wird ein schwieriges Spiel», sagte Yann Sommer vor dem Abflug, «ein umkämpftes, die Norweger werden stark sein auf stehende Bälle, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.» Das Spiel in Zürich wurde intern aufgearbeitet, und der FCB-Goalie zieht seinen Schluss daraus: «Wir müssen klarer spielen und konzentriert sein.» Attribute, die die Basler bei den Grasshoppers sehr selten für sich reklamieren konnten.
Auch Solskjaer versprüht Zuversicht. «Die Spieler müssen daran glauben, dass wir Basel ausschalten können», sagte der 39-Jährige gegenüber uefa.com. In der nationalen Meisterschaft, die im Jahreskalender gespielt wird, rangiert Molde nach 17 Runden auf Platz 2 der Tippeligaen, und weil die Mannschaft aus den letzten vier Spielen nur vier Punkte geholt hat, liegt sie sechs Punkte hinter Überraschungs-Leader Strömsgodset Drammen, das zuletzt 1970 Meister war.
Die Norweger sind auf die Champions League fokussiert
Was im Augenblick Priorität geniesst, machte Solskjaer zuletzt mit seinen Aufstellungen deutlich und schonte immer wieder Stammkräfte. So auch am Samstag, beim 1:1 auswärts beim abstiegsbedrohten Lilleström, als er Top-Goalgetter Davy Claude Angan auf der Bank liess. Der Ivorer hat zehn Tore in der Meisterschaft erzielt und im Hinspiel gegen Ventspils doppelt getroffen.
21 Spieler, also fast alle derzeit verfügbaren Akteure, hat Heiko Vogel für den Trip an Küste Westnorwegens aufgeboten. Es fehlen die drei Olympia-Teilnehmer Fabian Frei, Fabian Schär und Mohamed Salah, für die das Turnier am Mittwoch schon zu Ende gehen könnte. Dazu sind die verletzten Philipp Degen und Arlind Ajeti in Basel geblieben und auch Kwang Ryong Pak. Der Nordkoreaner hat zuletzt einen Rückzieher gemacht, als Eintracht Braunschweig ihn ausleihen wollte.
Während beim FC Basel der für den GC-Match wegen einer Muskelverhärtung geschonte Valentin Stocker wieder dabei ist und und am Mittwoch auch in der Startformation auftauchen wird (Vogel: «Er ist für 90 Minuten geplant»), bangt Solskjaer um einige Spieler. Der US-Amerikaner Joshua Gatt und der Nigerianer Emmanuel Ekpo fallen aus.
Molde verpflichtet Ex-ManU-Junior
Am Montag gab der Club die Verpflichtung eines 19-jährigen Mittelfeldspielers bekannt: Etzaz Hussain, in Oslo geboren und mit pakistanischen Wurzeln, wurde von Fredrikstad geholt. Im Gegenzug wurde Zlatko Tripic, letzten Samstag noch in der Startelf, an den Ligakonkurrenten ausgeliehen.
Solskjaer kennt Hussain aus der Zeit als Trainer der Reserve bei Manchester United, wo Hussain in der Jugend spielte und hält grosse Stücke auf den norwegischen U19-Nationalspieler. Hussain ist allerdings wie der zuletzt an den Karslruher SC ausgeliehene senegalesische Nationalspieler Makhtar Thioune nicht für die Spiele gegen Basel spielberechtigt, was die Auswahl vor allem an Mittelfeldspielern einschränkt.
Am meisten sorgen sich die Norweger um das kreative Element im Zentrum. Magne Hoseth und Jo Inge Berget, Moldes bester Vorlagengeber in der Liga, sind angeschlagen. Beide trainierten am Dienstag mit angezogener Handbremse, und Solskjaer liess es offen, ob sie für einsatzfähig gelten.
Eikrem, der Mann für die Standards
In der unter Solskjaer in den meisten Fällen bevorzugten 4-2-3-1-Grundordnung ist Torhüter Espen Bugge Pettersen, der einzige aktuelle norwegische Nationalspieler, mit 31 Jahren einer der Routiniers. Davor steht eine eingespielte Viererkette mit dem zuletzt an Deportivo La Coruna ausgeliehenen Ole Martin Rindaröy, einem schnellen linken Verteidiger, mit dem sich der schnelle David Degen wird messen dürfen.
Im defensiven Mittelfeld ist neben dem 36-jährigen Captain Daniel Hestad, der vor 17 Jahren noch mit Solskjaer bei Molde spielte, Magnus Wolff Eikrem der Mann für die Spielauslösung und der Spezialist für stehende Bälle, der in Ventspils mit einem Freistoss getroffen hat und im Hinspiel mit einem Freistoss das erste Tor durch Angan vorbereitet hatte.
Molde, die Anti-Norweger
Molde wird als eigentlich untypische norwegische Mannschaft geschildert, eine Mannschaft, der Solskjaer das Pass- und Laufspiel beigebracht hat und die trotz etlicher grossgewachsener Spieler vor allem bei ruhenden Bällen gegen sich Probleme bekundet. Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Einschätzung von FCB-Trainer Heiko Vogel: «Molde ist eine physisch starke Mannschaft, die defensiv wie offensiv sehr gut organisiert ist und sehr abgeklärt Fussball spielt.»
Vogel, der seine teilweise neu formierte Mannschaft noch in der «Phase des Lernens» sieht, aber Qualität erkennt um ähnlich erfolgreich zu sein wie vergangene Saison, warnt: «Es wäre vermessen, hierher zu kommen und deutlich gewinnen zu wollen. Der norwegische Meister ist eine andere Hausnummer als der estnische.» Es zeichnet sich ab, dass in der Mittelfeldzentrale des FCB die Kombination Marcelo Diaz und Gilles Yapi eine weitere Bewährungsprobe erhält. Vogels Erwartung an das Spiel am Mittwoch: «Ein Tor ist nie verkehrt – das wäre eine gute Ausgangslage für das Rückspiel.»
Der kleine Extra-Vorteil
Ein Plus für den Gegner sieht Vogel darin, dass Molde «voll im Rhyhthmus» ist; Solskjaer erklärt den Heimvorteil obendrein als einen «kleinen Extra-Vorteil», der sich angesichts der zu erwartenden Kulisse – es dürften kaum mehr als 6000 Zuschauer werden – relativiert. Wie auch immer: Moldes Trainer spricht in höchsten Tönen vom FC Basel («Sie spielen den Kombinationsfussball den ich liebe»), von einer «grossen Prüfung für meine Mannschaft» und von der Herausforderung an ihn selbst, seine Spieler taktisch einzustellen. «Basel ist der Favorit, aber wir sind bereit, um unser Spiel zu machen.
Champions League, Qualifikation, 3. Runde, Hinspiel
Molde FK–FC Basel, Mittwoch, 19.00 Uhr (Telebasel live)
Aker Stadion. – SR Fredy Fautrel (Fra)
Voraussichtliche Aufstellungen
Molde FK: Pettersen; Linnes, Hovland, Forren, Rindaröy, Eikrem, Hestad (Captain); Simonsen, Chukwu, Moström; Angan.
FC Basel: Sommer; Steinhöfer, Sauro, Dragovic, Park; D. Degen, Diaz, Yapi, Stocker; A. Frei, Streller.
Übersicht der 3. Qualifikationsrunde