Der Einzug in die Viertelfinals der Champions League würde dem FC Basel einen internationalen Glanz verleihen, der die gesamte Vereinshistorie überstrahlen würde. Die Basler versuchen vor dem Rückspiel in Porto, Stärke aus ihren Schwächen im Heimspiel zu ziehen.
Ja, auch deswegen wird Marco Streller fehlen: Wegen dieser grundoptimistischen Haltung, die er jeweils vorlebt, wenn es für den FC Basel mal wieder auf eine grosse Reise geht.
Nein, der Ende Saison abtretende Captain steigt an diesem Montagmorgen nicht in den Flug LG 7791 nach Porto und verkündet, der FCB – sein FCB – gehe mit irgendeinem Vorteil in dieses Achtelfinal-Rückspiel der Champions League. «Eigentlich», spürt Streller sogar, «erwarten alle, dass wir dort verlieren und fertig.»
Aber genau daraus bastelt sich der Stürmer seine positive Sicht der Dinge. Und es gelingt ihm ein Zirkelschluss, bei dem es dem Zuhörer fast schwindlig wird: «All das, was gegen uns spricht, ist schlussendlich doch das, was für uns spricht.»
Was zunächst vor allem verwirrend klingt, ist die Diktion des selbstbewussten Underdogs, der daran glaubt, dass er ohne Druck aufspielen kann – und daran, dass er in diesem von jeglicher Last befreiten Moment besonders gut ist.
Die Basler ziehen Kraft aus einem schlechten Hinspiel
Es gibt noch einen weiteren Punkt, aus dem die Basler mit Blick auf das 1:1 im Heimspiel Kraft ziehen: Sie sind sich alle bewusst, dass sie bei jenem Auftritt nicht den besten Abend erwischt hatten. Das heisst in den Augen des FCB, dass mit einer besseren Leistung ein aus seiner Sicht positives Resultat möglich sein müsste.
Das wäre dann entweder ein Sieg, ein Unentschieden mit mehr als einem erzielten Tor – oder dann halt bei einem weiteren 1:1 das Glück im Penaltyschiessen. All das würde dem FCB seine zweite Qualifikation für einen Viertelfinal in einem europäischen Meisterwettbewerb einbringen.
Wobei es in der Saison 1973/74 zwar ein wahnwitziges Spiel gegen Brügge, insgesamt aber halt bloss zwei Runden, gebraucht hatte, um unter die letzten Acht des damaligen Cup der Landesmeister zu kommen. 1974 war Celtic Glasgow schliesslich Endstation für den FCB.
Paulo Sousa zeigt, wie hoch die Hürde FC Porto für den FC Basel sein dürfte. (Bild: EPA)
Würden sich die Basler nun im Estadio do Dragao für die Viertelfinals der Champions League qualifizieren, es wäre vom Renommée her der grösste Triumph der Vereinsgeschichte. Ein solcher Erfolg würde international wegen der Strahlkraft der Königsklasse mehr beachtet als die Halbfinalqualifikation in der Europa League 2013.
Und dann wären da noch die 3,9 Millionen Euro, die der Europäische Fussballverband Uefa jenen Teams auszahlt, die die Achtelfinals überstehen. Dazu kämen bei einem ausverkauften Heimspiel im Viertelfinal noch einmal rund fünf Millionen Franken Einnahmen aus dem Ticketing.
Sousa: Die Stadt Porto hat eine grosse Geschichte und ein forderndes Publikum. Dank unserer Qualität bin ich überzeugt von unseren Chancen.
— FC Basel 1893 (@FC_Basel) March 9, 2015
Die Vertreter des FCB glauben durchaus daran, dass sie diesen erneuten Jackpot knacken können. Und Streller ist nicht der einzige, der aus einem schwachen Heimspiel Kraft für den zweiten Durchgang des Kräftemessens mit den Portugiesen schöpft.
Der Vergleich mit dem Schweizer Cup
Auch Bernhard Heusler glaubt, es könnte für seine Basler sogar zum Vorteil werden, dass sie im St. Jakob-Park über weite Strecken dominiert wurden. «Dann nämlich», sagt der FCB-Präsident auf dem Weg aus dem Aeroporto Francisco Sà Carneiro, «wenn Porto daraus den Schluss zieht, dass es uns weit überlegen ist.»
Nun sind das alles in erster Linie einmal schöne Gedankenspiele, das wissen auch Heusler und Streller. Schliesslich hat der FC Porto die Champions League bereits zweimal gewinnen können. Aber auch die Portugiesen stehen nicht jeden Tag im Viertelfinal der Königsklasse; letztmals war das vor sechs Jahren der Fall. Entsprechend motiviert wird Porto im eigenen Stadion zur Sache gehen.
Für Heusler ist die Situation der Basler vergleichbar mit jener eines Amateurclubs im Schweizer Cup: «Auch da ist die Chance besser, einen grossen Club in der ersten Runde zu schlagen als im Viertelfinal.» Sprich: Daran, dass der FCB unterschätzt wird, traut sich Heusler erst so richtig zu glauben, wenn er es selbst sieht.
Bereit sein, um sich das Tafelsilber unter den Nagel zu reissen
Schliesslich ist da ja auch noch die Sache mit der Basler Bilanz auf portugiesischem Boden: Von seinen bislang fünf Spielen in Portugal hat der FCB keines gewinnen können. Das höchste der Gefühle waren ein 1:1 bei Benfica Lissabon 2011 und ein 0:0 in Guimaraes 2008 – die restlichen drei Partien gingen verloren.
Der historische Viertelfinal-Einzug in der Champions League liegt so für den FC Basel im Estadio do Dragao nicht auf dem Silbertablett bereit. Aber wenn die Hausherren nicht ganz genau aufpassen, dann wollen die Basler bereit sein, um ihn sich unter den Nagel zu reissen.
Oder wie es Fabian Frei sagt: «Ich bin auf jeden Fall nicht in das Flugzeug gestiegen, um mir die schöne Altstadt anzuschauen.»
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Der FC Basel in Porto: pressen, pressen, pressen!
Marco Streller im Video-Interview vor dem Rückspiel in Porto.