FCB–Le Mont: Fast wie ein Geisterspiel

Wenn es sich nicht noch ein paar Leute überlegen, gibt es beim FC Basel mal wieder einen Rekord. Diesmal einen Negativ-Zuschauerrekord angesichts von 2100 Tickets, die für den Viertelfinal im Schweizer Cup am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen den FC Le Mont bisher verkauft worden sind.

Viel Platz im Joggeli: Ein Balljunge bei einem echten Geisterspiel am 5. August 2006. (Bild: Valeriano Di Domenico/EQ Images)

Wenn es sich nicht noch ein paar Leute überlegen, gibt es beim FC Basel mal wieder einen Rekord. Diesmal einen Negativ-Zuschauerrekord angesichts von 2100 Tickets, die für den Viertelfinal im Schweizer Cup am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen den FC Le Mont bisher verkauft worden sind.

Einerseits ist eine Vernunftsentscheidung gewesen von drei Seiten: Der Schweizer Fussballverband kann seine Cup-Agenda einhalten, der FC Le Mont geht nicht das Risiko ein, ein weiteres Mal vergeblich einen grossen Aufwand zu betreiben und der FC Basel hat Planungssicherheit. Deshalb hat man sich Mitte Januar auf eine Verlegung des Viertelfinals geeinigt: Statt auf den Höhen über Lausanne findet die Partie nun am Rheinknie statt.

89. Schweizer Cup

In Basel wird der Halbfinalgegner des FC Luzern ermittelt. Am Mittwoch, 26. März, spielen daneben der FC Zürich und der FC Thun einen Finalisten für das am Ostermontag, 21. April, vorgesehene Endspiel aus.

Für den Tausch des Heimrechts hat man ein finanzielles Arrangement gefunden: Der FCB bezahlt dem FC Le Mont eine Garantiesumme, deren Höhe nicht genannt wird.

Es ist bei weitem nicht nicht das erste Mal, dass im Schweizer Cup das Heimrecht getauscht wird. 2009/10 waren es in der zweiten Runde gleich drei Partien, die nicht gemäss Auslosung ausgetragen wurden. Die Argumentation war in allen Fällen gleich: Die hohen Sicherheitskosten für einen kleinen Verein beim Besuch eines grossen mit entsprechendem Aufmarsch an Zuschauern, auch solchen, für die spezielle Vorkehrungen getroffen werden müssen.

Für eine Handvoll Dollar

Der Tausch des Heimrechts führt den Cup-Gedanken ad absurdum. Oder, wie es «La Liberté» ausdrückt: «Wie sie den Cup umbringen» (online nicht verfügbar). Das Fribourger Blatt ätzt in Richtung Basel: «Für eine Handvoll Dollar sichert sich der FC Basel seinen Platz im Halbfinal.» Will heissen: Jenseits von Le Mont wird dem Tabellenführer der 1. Liga Promotion kein weiteres Husarenstück zugetraut.

Platztausch: in Deutschland nicht möglich

Während der Platztausch im Cup-Wettbewerb den Regularien des Schweizer Fussballverbandes SFV entspricht, verbietet der Deutsche Fussball-Bund den Tausch des Heimrechts im DFB-Pokal. Erst vor einem halben Jahr untersagte der Dachverband dem Ansinnen des fünftklassigen Vereins Schott Jena, seine Partie gegen den Hamburger SV zu verlegen.

So wie am 9. November, als Le Mont eines der spektakulärsten Kapitel in der jüngeren Geschichte des Schweizer Cup schrieb. Mit dem 4:1 im Achtelfinal gegen die Young Boys. Auf dem gefürchteten Sportplatz Châtaigners, der in jenen November-Tagen ein mit Furchen durchzogener, tiefer Acker war, und auf dem die Berner keine vernünftige Einstellung zu Gegner und äusseren Umständen fanden (» Das SRF-Video zum Coup im Cup).

Aber das sind die Zutaten zu faustdicken Überraschungen und kleinen Sensationen im ewigen Cup-Duell David gegen Goliath.

Am 4. Dezember wurde der Viertelfinal gegen den FCB abgesagt. Der Schiedsrichter erklärte den teilweise gefrorenen Platz in Le Mont am Spieltag für unbespielbar. Sehr zum Unwillen von Trainer Claude Gross, der von einem «Skandal» sprach.

Negativ-Zuschauermarke aus 2001/02

Nun fordert der mit einigen Routiniers wie dem algerisch-französischen Offensiven Sid-Ahmed Bouziane besetzte FC Le Mont den Schweizer Meister also im St.-Jakob-Park heraus. Dafür wurden über die Verkaufskanäle des FC Basel und von Ticketcorner bis Dienstagmittag lediglich 2100 Eintrittskarten abgesetzt.

Damit zeichnet sich ab, dass es einen Rekord geben wird: die geringste Zuschauerzahl eines FCB-Heimspiels seit Eröffnung des St.-Jakob-Park. Bisher markiert eine UI-Cup-Partie aus der Saison 2001/02 den Tiefstwert: Damals kamen 6843 Zuschauer ins Joggeli.

Am wenigsten Leute lockte der FC Basel im November 2001 ins neue Stadion. Im damaligen Cup-Sechzehntelfinal war allerdings der FC Concordia das Heimteam, so dass die 5431 Zuschauer nicht in die FCB-Statistik einfliessen. Minusrekord für ein Pflichtspiel im Joggeli ist der Cup-Sechzehntelfinal des FC Black Stars gegen den FC Zürich vom November 2012, den 2100 Unentwegte sehen wollten.

Dass er drauflegen muss, wird der FCB verschmerzen können. Zumal dem Viertelfinalsieger ein weiteres, lukratives Heimspiel im Halbfinal winkt: gegen den FC Luzern. Das ist der Mannschaft von Murat Yakin genügend Motivation, zumal Cup-Heimspiele seit 2010 eine Seltenheit sind (2011/12, Viertelfinal gegen Lausanne, 5:2). Deshalb spricht Yakin von einer «besonderen Freude» und verspricht: «Wir nehmen den Gegner ernst, bereiten uns seriös vor und werden den nötigen Respekt zeigen.»

Während Gaston Sauro gelb-gesperrt ist, kehren Marco Streller und Arlind Ajeti in die Startelf zurück, in der Yakin keine grossen Veränderungen vornehmen will. Germano Vailati wird wohl wie üblich im Cup Yann Sommer im Tor ersetzen, und ausserdem hat sich Linksverteidiger Naser Aliji, 20-jährig und mazedonischer Abstammung, durch seine Trainingsleistungen einen Einsatz verdient.

Die Zuschauerzahlen des FC Basel im St.-Jakob-Park seit 2000 und die jeweils niedrigste Besucherzahl pro Saison:

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