Erst Genf, dann Tallinn: Heute, Samstag, zur neuen Anspielzeit um 19.45 Uhr, beginnt auch in Basel selbst die neue Saison. Es ist das Duell der vorhergehenden: das des Meisters FC Basel gegen den Zweiten der Vorsaison, den FC Luzern.
Die Rückkehr nach Basel ist für Heinz Hermann einerseits: das Wiedersehen mit vielen alten Bekannten. Fünf Jahre lang hat er in Basel gearbeitet, als Sportchef, Co-Trainer, Juniorencoach, und zuletzt machte er sich einen Namen als Ausbildner der U21 des FC Basel. Im Frühjahr ist Hermann aus der Versenkung aufgetaucht, ist nun seit ein paar Wochen Sportdirektor des FC Luzern und in dieser Funktion beschäftigt Heinz Hermann nicht die Vergangenheit in Basel, sondern vor allem eines: «Ich freue mich auf das Spiel.»
Damit trifft er wahrscheinlich die Gemütslage vieler, die um 19.45 Uhr den Weg in den St.-Jakobs-Park gefunden haben werden: Vorfreude auf das erste Heimspiel der jungen Saison, Neugierde auf eine FCB-Mannschaft mit neuen Gesichtern – und ähnlich spannend ist die Frage: bleibt der FC Luzern der unangenehme Gegner, der er in der Vorsaison war?
Die Heimdebüts für Diaz und Sauro
Super League, 2. Runde
FC Basel–FC Luzern
St.-Jakob-Park, Samstag, 19.45 Uhr
Mögliche Aufstellungen
FCB: Sommer; P. Degen, Sauro, Dragovic, Steinhöfer; D. Degen, Yapi, Diaz, Stocker; A. Frei, Streller.
Luzern: Zibung; Sarr, Stahel, Puljic, Lustenberger; Muntwiler; Kryeziu, Renggli; Winter, Rangelow, Lezcano.
FCB ohne F. Frei, Schär, Salah (Olympia), Ajeti (verletzt), Pak (Probetraining in Braunschweig), Voser, Jevtic (im Aufbau). – Luzern ohne Thiesson (verletzt), Hochstrasser, Wiss (Olympia).
Auf Basler Seite darf man mit drei neuen Spielern rechnen, die ihr Heimdebüt geben respektive ihr Comeback im St.-Jakob-Park geben: Der 1,90 Meter grosse Argentinier Gaston Sauro (20) in der Abwehr, der 1,66 Meter kleine Chilene Marcelo Diaz (25) im Mittelfeld sowie David Degen (29). Nicht wundern würde nach den Trainingseindrücken, wenn Vogel auf dem rechten Flügel auch Zwillingsbruder Philipp Degen als Aussenverteidiger bringt, der am Dienstag in Tallinn nicht eingesetzte Markus Steinhöfer links verteidigt und Joo Ho Park eine Pause einlegt.
Der Trainer sagt nur soviel dazu: «Wir werden eine Mannschaft auf den Platz bringen, die Luzern schlagen kann.» Noch befindet sich der FCB in einer Findungsphase, Sauro und Diaz auf ihren zentralen Positionen muss noch so etwas wie Akklimatisierung in neuer Umgebung und Eingewöhnungszeit in einem neuen Team gewährt werden, aber nach den ersten Eindrücken ist Vogel bereits sehr zufrieden. Zwei Siege hat der FCB eingefahren, ergebnistechnisch hat er dort angeknüpft, wo er vergangene Saison aufgehört hat, «und dass wir zweimal zu Null gespielt haben», so Vogel, «ist uns schon auch sehr wichtig».
Yakin will Rechnung begleichen
Lange Zeit, bis zu den aus Basler Perspektive unbedeutenden beiden letzten Saisonspielen in Genf (1:2) und gegen YB (1:2), war der FC Luzern die letzte Mannschaft gewesen, die dem FCB auf dem unangefochtenen Weg zum 15. Meistertitel die letzte Niederlage beigebracht hatte. Dazu kommt ein sehr enger Cupfinal, den der FC Basel im Penaltyschiesen für sich entschied. Eine Niederlage, die in der Innerschweiz noch immer schmerzt, weshalb Trainer Murat Yakin sagt: «Da haben wir noch eine Rechnung offen.»
Die Luzerner sind die Mannschaft, die neben den Young Boys am wenigsten Veränderungen in ihrem Kader zu verzeichnen hat. Nelson Ferreira (Thun), Burim Kukeli (Zürich), Moshe Ohayon (Anorthosis Famagusta) und Gezim Shalaj (Lugano) haben den Verein verlassen, Philipp Muntwiler kam ablösefrei vom FC St. Gallen, der bulgarische Nationalstürmer Dimitar Rangelov, zuletzt nach Cottbus ausgeliehen, soll rund 500‘000 Franken Ablöse an Borussia Dortmund gekostet haben, und diese Woche nahmen die Luzerner noch Enzo Ruiz (Bellinzona) unter Vertrag.
Keine Polemik gegen Olympiaauswahl
Die Luzerner werden also mit ähnlichem Gedicht und Stil in Basel auftauchen wie zuletzt. Für sie wie für den Meister ist es eine erste kleine Nagelprobe in einer noch jungen Saison. Das 1:1 daheim gegen den FC Zürich, gerettet durch Adrian Winters Tor in der Nachspielzeit, hat allerdings niemanden vom Hocker gerissen: «Wir haben kein berauschendes Spiel gemacht», räumt Heinz Hermann ein, «und die Message ist klar: Wir müssen uns steigern, das ist allen klar.»
Wie die Basler Verantwortlichen, so will auch Rekordnationalspieler Hermann nicht in das vor allem aus Zürich zu vernehmende Geheul über die Abstellungen für das Olympia-Team (Hochstrasser, Wiss) einstimmen. «Man kann das auch differenziert betrachten. Natürlich ist das von den Terminen her nicht optimal, aber es ist eine grosses Erlebnis für die Spieler, und wir haben uns entschieden, nicht egoistisch auf uns zu schauen.»
Braunschweig will Pak
Es sieht alles danach aus, dass Kwang-Ryong Pak in die 2. Bundesliga zu Eintracht Braunschweig ausgeliehen wird. Nach einem Probetraining wurde der 19-jährige Nordkoreaner am Freitag im Testspiel gegen den FC Valencia (1:1) eingesetzt, zunächst als einzige Spitze in einem 4-1-4-1-System, er gab vor 13‘500 Zuschauern nach 40 Sekunden den ersten Schuss auf das Tor der Spanier ab, war 60 Minuten im Einsatz und Eintracht-Trainer Thorsten Lieberknecht ist angetan: «Pak hat einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlassen. Und ich glaube, es hat ihm bei uns gefallen.»
Das bestätigt der Spieler. Nachdem er seine Visitenkarte in Braunschwewig abgeliefert hat, reiste Pak am Samstag zusammen mit seinem Berater Karl Messerli im Zug nach Basel zurück. Mit einem unterschriftsreifen Vertrag im Gepäck. Die Braunschweiger würden den nordkoreanischen Nationalspieler, der in Basel wenig Perspekiven auf längere Einsätze besitzt, am liebsten für zwei Jahre ausleihen. Der FCB dagegen möchte sich die Option vorbehalten, Pak nach einem Jahr wieder zurückholen zu können. Pak würde gerne in der jungen Braunschweiger Mannschaft spielen, nun müssen noch einige Details geklärt werden, und es deutet alles darauf hin, dass Pak bereits am Dienstag wieder in den Norden Deutschlands reist. (cok)