FCB–Manchester United Die Einzelkritik

Es ist schwer, nach solch einem Spiel einen Spieler herauszuheben. Toll war Yann Sommer, überragend verteidigten David Abraham und Aleksandar Dragovic, Cabral wurde stärker, je länger die Partie dauerte, Xherdan Shaqiri bot ein herausragendes Spiel und bereitete beide Tore vor – und was soll man über Marco Streller und Alex Frei sagen, die wieder einmal da waren, als es sie gebraucht hat.

Augen zu und Jubel. Die Basler Dragovic, Sommer und Granit Xhaka (v. l.). (Bild: Keystone)

Es ist schwer, nach solch einem Spiel einen Spieler herauszuheben. Toll war Yann Sommer, überragend verteidigten David Abraham und Aleksandar Dragovic, Cabral wurde stärker, je länger die Partie dauerte, Xherdan Shaqiri bot ein herausragendes Spiel und bereitete beide Tore vor – und was soll man über Marco Streller und Alex Frei sagen, die wieder einmal da waren, als es sie gebraucht hat.

Yann Sommer | 5,5
Sogenannte unhaltbare Bälle musste er gar nicht parieren, aber bis auf den späten Anschlusstreffer von Jones hielt er seinen Kasten sauber mit ganz sicheren Interventionen und beherztem Herauslaufen, obwohl ihm die Engländer im Luftkampf nichts schenkten. Zu Beginn patzte er zweimal mit dem Fuss, was auch dem tiefen, holprigen Rasen geschuldet war, danach war er der grosse Rückhalt seiner Mannschaft.

Markus Steinhöfer | 5
Was Ashley Young, im Hinspiel der Schütze des 3:3-Ausgleichtores, auch versuchte – Steinhöfer stand seinen Verteidiger. Wie gewohnt mit grossem Laufpensum und viel Luft, um sich auch mutig nach vorne einzuschalten. Hatte riesiges Glück, als er beim Stand von 1:0 mit einem verunglückten Befreiungsversuch die Lattenunterkante des eigenen Tores traf. Der augenzwinkernde Kommentar von Trainer Vogel: «An einem guten Tag macht er den rein.»

David Abraham | 6
Es gibt nur ein Wort für seine Vorstellung: überragend. Stand immer richtig, gewann seine Kopfballduelle, war stark am Boden und gewann auch noch das letzte Laufduell tief in der Nachspielzeit. Im Winter wird sich entscheiden, ob der FCB den Argentinier über den Sommer 2012 hinaus wird halten können. Seinen Marktwert hat er gestern jedenfalls noch einmal deutlich gesteigert.

Aleksandar Dragovic | 6
Er stand seinem argentinischen Partner in nichts nach. Auch er verteidigte auf Superlativ-Niveau. Und das gegen einen Wayne Rooney, der zwar zwei-, dreimal zum Abschluss kam, dem in der gefährlichen Zone aber nur eine halbe, klare Chance zugestanden wurde.

Joo Ho Park | 4,5
Hatte eindeutig den schwersten Stand, vor allem, weil Manchester den rechten Flügel als Haupteinflugschneise für seinen südkoreanischen Landsmann Ji-Sung Park und vor allem den portugiesischen Star Nani gewählt hatte. Gegen Ende der ersten Halbzeit, zum wiederholten Mal überspielt, schien Park ziemlich verunsichert. Umso höher ist ihm anzurechnen, wie er sich nicht unterkriegen liess und nach der Pause eine gute zweite Halbzeit spielte.

Xherdan Shaqiri | 6
Links, rechts, in der Mitte, vorne, hinten – überall war er zu finden, unermüdlich unterwegs, Ballschlepper, Dribbler – und erfolgreicher Wegbereiter beider Basler Treffer. Ein Spiel wie gemalt des jungen Kreativen, der sich für keinen Weg zu schade war. Vielleicht sein bestes Spiel im FCB-Trikot.

Granit Xhaka | 5
Löste eine grosse Aufgabe im Mittelfeld mit grossem Engagement. Ruhig am Ball, griffig in den Zweikämpfen und auch bereit, dem Gegner einmal wehzutun. Kassierte in der ersten Halbzeit eine Verwarnung, ging mit dieser Vorbelastung aber bestens um und war einer jener Basler, der auch mal Ruhe in eine Spiel brachte, das den Puls auf den Tribünen hoch gehen liess.

Cabral | 5,5
Wühlte sich in seiner unnachahmlichen Art nach zehn nervösen Minuten in die Zweikämpfe, war aufsässig, setzte nach, wenn er im ersten Anlauf den Ball nicht bekam. Und nach dem Seitenwechsel wusste er sich sogar noch zu steigern, spielte kluge Pässe, so gut wie fehlerlos und war ein weiterer ruhender Pol neben Xhaka.

Fabian Frei | 5
Seine defensive Verlässlichkeit war gerade gegen diesen Gegner von Gewicht, in einem Spiel, in dem der FCB oft tief stehend den Wellen des Gegners widerstehen musste. Wechselte immer wieder den Flügel mit Shaqiri und machte nach vorne etwas Gescheites. So sein tiefer Pass auf Steinhöfer, der am Ursprung des Führungstreffers stand.

Alex Frei | 5
Er war schon ein bisschen am Verzweifeln, weil ihm nicht wirklich etwas gelingen wollte. Nicht mal Freistösse, die ihm in der Super League anstandslos gepfiffen werden, bekam er vom Schiedsrichter zugesprochen. Dann forderte er de Gea mit einem Freistoss aus fast 30 Metern zu einer grossen Flugparade heraus. Und dann war er zur Stelle, hechtete in die Shaqiri-Flanke und köpfelte den Ball zum 2:0 ins Tor. Sein 29. im 48. Europacupspiel, das schlussendlich die Qualifikation für die Achtelfinals bedeutete.

Marco Streller | 6
Es ist keine neue Erkenntnis, die Heiko Vogel nach dem Spiel noch einmal unterstrich: Streller ist in der Form seines Lebens. Ein Tor, wie er es zum 1:0 schoss, gelingt nur einem Spieler, der komplett in sich selber ruht. Wieder war es eine Direktabnahme, wie gegen Luzern am Sonntag. Danach rackerte und ackerte Streller in seiner unnachahmlichen Art, die Ausdruck dafür ist, wie sehr ihm dieses Team, dieser Club am Herzen liegt.

Scott Chipperfield | –
Er ersetzte in der 83. Minute mit seiner Routine den jugendlichen Xhaka im Zentrum und konnte so das 2:0 hautnah mitfeiern. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Genséric Kusunga | –
In der 89. Minute ersetzte er Alex Frei – und nur Sekunden später kullerte der Ball, von seinem Bein abgelenkt, an Yann Sommer vorbei ins Basler Tor. Unglücklich, aber letztlich egal. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Valentin Stocker | –
Nahm in der 91. Minute noch den Platz von Xherdan Shaqiri ein und kam so tatsächlich nach seinem Kreuzbandriss am Ostermontag noch zu einem Einsatz in der Champions League. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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