Eine Unachtsamkeit zu Beginn, ein schöner Volleyschuss von Renato Steffen zum Ausgleich und eine zweite Halbzeit, nach der sich der FCB mit dem zweiten Remis dieser Saison begnügen muss – das war das Basler 1:1 (1:1) beim FC Thun. Weil auch die Grasshoppers in Vaduz nicht über ein Unentschieden hinauskommen, bleibt in der Tabelle alles beim Alten.
Nicht auf der Höhe: Manuel Akanji (links) kann Ridge Munsy nicht auf dem Weg zum 1:0 für Thun stoppen.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Die Basler Abwehr mit Goalie Germano Vaialti (gelbes Trikot) und Verteidiger Manuel Akanji hat früh das Nachsehen gegen Thun und Ridge Munsy.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Der frühe Basler Rückstand vor 6807 Zuschauern in der Thuner Stockhorn-Arena.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Siebtes Saisontor für Ridge Munsy – der Thuner Stürmer freut sich diebisch über seinen Führungstreffer gegen den FC Basel.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Kleine Handlungsanweisung: FCB-Trainer Urs Fischer an der Seitenlinie.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Intensive Betreuung: Enrico Schirinzi kümmert sich um den Ex-Teamkollegen Renato Steffen.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Betreuung kann auch wehtun: Enrico Schirinzi legt Renato Steffen.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Renato Steffens Antwort auf die Pfiffe in Thun: Sein herrlicher Volleyschuss in den Torwinkel.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Weil es so schön war, noch einmal: Renato Steffens Volleyschuss, unhaltbar für Thuns guten Goalie Guillaume Faivre.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Zweites Tor im FCB-Dress, insgesamt fünftes Tor in dieser Saison: Renato Steffen jubelt über den Ausgleich in Thun.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Einen gewissen Preis muss man bezahlen, wenn man aus einer aufwühlenden Europacup-Nacht kommt, drei Tage später bei einem ausgeruhten Gegner antritt, dass auch noch auf ungewohnter Unterlage und mit einer auf sechs Positionen ebenso freiwillig wie gezwungenermassen veränderten Startelf.
Es waren noch keine fünf Minuten vorüber in der mit knapp 7000 Zuschauern besetzten Stockhorn-Arena, als der FC Thun Nutzen aus der Situation zog: Ein weiter, gut temperierter Ball von Verteidiger-Urgestein Enrico Schirinzi in den Lauf von Ridge Munsy wurde zum Problem für Manuel Akanji und Germano Vailati und zum Führungstreffer der Berner Oberländer.
Das Wichtigste vom Spiel zusammengefasst vom «Teleclub»:
Akanji, für den geschonten Walter Samuel ins Team gerückt, unterschätzte die Situation, Vailati, der für den erneut angeschlagenen Tomas Vaclik das Tor hütete, zögerte beim Herauslaufen, und von Munsys Fussspitze trudelte der Ball ins verlassene Tor. Der FCB war im wahrsten Sinn des Wortes kalt und auf dem falschen Fuss erwischt worden.
Steffens zweites FCB-Tor – ein besonders schönes
Mehr als drei Jahre ist es her, dass die Thuner gegen den FCB ein Erfolgserlebnis hatten, im November 2012 gewannen sie gegen eine FCB-Mannschaft, in der kein einziger mehr dabei ist – ausser Vailati, dem Backup im Tor, seinerzeit noch hinter Yann Sommer. Acht Siege (inklusive eines Cup-Viertelfinals 2013) und fünf Unentschieden gab es seither aus Basler Sicht gegen die Thuner, und es deutete sich bald an, dass der FCB nicht gewillt war, diese Serie der Ungeschlagenheit preiszugeben.
Je länger die Partie auf dem Kunstrasen dauerte, desto besser stellten sich die umformierten Basler auf den Gegner ein. Am Ende sprachen alle Zahlen für die Gäste: 18:7 Torschüsse (6:1 aufs Tor), 6:2 Eckbälle und 56 Prozent Ballbesitz.
Der Ausgleich in der 42. Minute war gleichzeitig einer der schönsten Basler Angriffszüge. Akanji bediente den auf dem linken Flügel stark agierenden Verteidiger Adama Traoré, bei dessen Flanke zog im Zentrum Matias Delgado den Kopf ein und tatsächlich stand in seinem Rücken ein günstiger postierter Mitspieler. Renato Steffen, an alter Wirkungsstätte vom Thuner Publikum ausdauernd mit Pfiffen bedacht, zeigte dann seine ganze Klasse: Federleicht liess er das Spielgerät bei der Annahme abtropfen und knallte den Ball 14 Meter vor dem Tor aus der Drehung mit einer Volleyabnahme unhaltbar in den Winkel.
Chancen für den Sieg hat der FCB genügend
«Pfiffe gehören dazu», sagt Steffen nach dem Spiel, «aber solange ich Tore mache, kann ich damit umgehen.» Im neuen Dress war es sein zweiter Treffer, insgesamt sein fünftes Liga-Tor in dieser Saison, und seiner Mannschaft gab er mit dem Ausgleich die nötige Sicherheit für den zweiten Durchgang.
Die Thuner fanden danach offensiv nur noch einmal gefährlich statt. Kurz vor dem Pausenpfiff war es erneut Torschütze Munsy, der seinen kraftvollen Schuss knapp übers Tor zischen sah. Es war die letzte defensive Unsicherheit eines FCB, der nach dem Seitenwechsel die klar dominierende Mannschaft war, der durch Embolo (drei Mal in aussichtsreicher Position), Delgado (zwei Mal) und schliesslich durch den eingewechselten Behrang Safari in der Nachspielzeit den möglichen Siegtreffer vergab.
«Man muss auch mal mit einem Punkt zufrieden sein»
«Wir haben gut verteidigt», sagt Jeff Saibene, wobei er die Szene zum Ausgleich ausnimmt: «Der Ball ist 15 Sekunden in der Luft – das kann nicht sein.» Unverständlich sind dem Thuner Trainer zudem die vielen Ballverluste seiner Mannschaft, selbst ohne Bedrängnis, aber unter dem Strich will er nicht klagen: «Wir holen trotzdem unsere Punkte.»
Auf Basler Seite besteht noch weniger Grund zum Jammern, vor allem auch, weil die Grasshoppers im Parallelspiel in Vaduz ebenfalls nicht über ein 1:1 hinausgekommen sind und es somit an der Spitze der Super League beim Alten, sprich: beim 15-Punkte-Vorsprung des Titelverteidigers bleibt.
Nach fünf Siegen en suite seit der letzten Niederlage Ende November in St. Gallen war es für den FCB überhaupt erst das zweite Unentschieden der Saison. «Mit ein bisschen Glück nehmen wir drei Punkte mit, aber Thun hat es uns nicht einfach gemacht», findet Renato Steffen, und sein Trainer ist noch nachsichtiger: «Man muss auch mal mit einem Punkt zufrieden sein.»
Renato Steffen zu den Pfiffen, seinem prächtigen Tor und Luca Zuffi zu den Grasshoppers, die gegen Vaduz nicht über ein 1:1 hinauskommen:
Vor dem Spiel:
Der Trainer und sein Schlaf: Das 2:1 gegen Saint-Etienne, dieses Spiel, das innert 127 Sekunden zweimal gedreht hat, brachte auch Urs Fischer um den Schlaf. «Das passiert mir eigentlich nicht oft», erzählt der 50-Jährige, «vielleicht war ich zu aufgewühlt.» » Ein Rückblick auf das Europa-League-Sechzehntelfinal
Der Mittelfeldspieler und seine Hand: Birkir Bjarnason hat gegen Saint-Etienne eine Halbzeit lang mit einer gebrochenen Hand gespielt. Er fällt rund drei Wochen aus, Tomas Vaclik ist für das Spiel gegen Thun zudem fraglich. » Der nächste auf der Liste der Abwesenden
Der nächste Gegner und sein Traum: Für den FC Sevilla ist die Europa League zum wichtigsten Wettbewerb der Saison geworden. Gegen den FC Basel ist der Titelverteidiger Favorit, wäre da nur nicht diese Schwäche bei Auswärtsspielen. » «Unmöglich, dass der Basler Traum unseren übersteigt»
Der Donnerstag und seine Auswirkungen: Gut, es sind jetzt doch ein paar Tage ins Land gezogen, zugegeben. Trotzdem: Wer nochmals auf die Nacht am Donnerstag zurückschauen will, findet hier alle Eindrücke. » Luca Zuffi macht aus dem Joggeli eine Festhütte