FCB ohne Fünf in Neuenburg

Mit der «puren Energie», wie Trainer Heiko Vogel das bezeichnet, was am Mittwoch im St.-Jakob-Park freigesetzt worden ist, will der FC Basel seine letzte Aufgabe des Fussball-Jahres lösen. Die wird, auf dem Kunstrasen von Xamax Neuenburg, schwer genug werden, zumal dem FCB vier gesperrte Spieler fehlen und einer geschont wird.

Steht vor seinem neunten Liga-Einsatz für den FC Basel: Innenverteidiger Radoslav Kovac (links). (Bild: Keystone)

Mit der «puren Energie», wie Trainer Heiko Vogel das bezeichnet, was am Mittwoch im St.-Jakob-Park freigesetzt worden ist, will der FC Basel seine letzte Aufgabe des Fussball-Jahres lösen. Die wird, am Sonntag (16.00 Uhr, Teleclub 3) auf dem Kunstrasen von Xamax Neuenburg, schwer genug werden, zumal dem FCB vier gesperrte Spieler fehlen und einer geschont wird.

Es ist schon erstaunlich: Gewinnt der FC Basel auch noch ein zwölftes Mal, kommt er nach der ersten Saisonhälfte auf 40 Punkte. So gut ist noch keine Schweizer Mannschaft durch den Meisterschafts-Herbst gekommen, die in den letzten Jahren gleichzeitig europäischen Verpflichtungen nachgegangen ist. Der FC Thun beendete als Champions-League-Teilnehmer 2005 die Vorrunde als Fünfter mit 24 Zählern, und der FC Zürich erlebte vor zwei Jahren einen regelrechten Absturz, war Siebter mit 23 Punkten und beendete die Saison auch auf diesem Platz. Nicht mal der FCB der Vorsaison war zur Winterpause besser (32 Punkte).

Somit hat sich Thorsten Finks Prognose bewahrheitet: Als es Basel im ersten Saisonviertel noch nicht nach Wunsch lief, kündigte er ein Durchstarten für die Phase mit den englischen Wochen an. Auch sein Erbverwalter Heiko Vogel, selbst massgeblich an der famosen physischen Verfassung dieser Mannschaft beteiligt, sieht in der Doppelbelastung eher Lust als Last. Für ihn ist es eine «Selbstverständlichkeit», auch in hohem Rhythmus Leistungsbereitschaft zu zeigen. «Dafür haben wir ein breites und sehr gutes Kader. Die Champions League war nie hemmend für die Spieler in der Super League.»

Auf dem «schlechtesten Kunstrasen der Liga»

Diese Behauptung lässt sich leicht aufrechterhalten, schaut man auf die Erfolgskurve des FC Basel, der seit dem 20. August in der Liga ungeschlagen ist und von elf Spielen zehn gewonnen hat. Bis dato 16 Gegentreffer sind ausserdem ein Wert, den der FCB zuletzt in der Ausnahmesaison 2003/04 nach 18 Spielen erreicht hatte. Heiko Vogels persönliche Serie von sechs Begegnungen und sechs Siegen steht am Sonntag am Neuenburger See zudem auf dem Spiel. Und auch dort, auf dem, wie er feststellt, «schlechtesten Kunstrasen der Liga», will er gewinnen. Auch mit einem Unentschieden würde er sich nicht zufrieden geben.

«Es wird sehr, sehr schwierig» sagt er andererseits, »wobei ich einem erfolgreichen Abschluss grosse Bedeutung beimesse.» Nach dem weltweit beachteten Triumph über Manchester United will er seiner Mannschaft vor der dreiwöchigen Erholungszeit noch einmal alles abverlangen. Die «letzte Energie» will er gebündelt sehen und den Effekt der rauschenden Champions-League-Nacht nutzen: «Da ist pure Energie freigesetzt worden», so Vogel.

Er wird seine Startelf massiv umbauen müssen, denn Alex Frei, David Abraham und Cabral, drei Titulare vom Mittwoch, sind nach ihrer vierten gelbe Karte im Luzern-Spiel gesperrt. Genséric Kusunga kommt nicht als Abraham-Vertreter in Frage, weil er die letzte Sperre für seinen Platzverweis im Cup in Wil absitzt. Und Valentin Stocker macht die Reise ins Neuenburgische erst gar nicht mit. Gerade aus der Kreuzbandverletzung zurückgekommen, soll der Nationalspieler auf dem Kunstrasen (Vogel: «Ich bin definitiv kein Fan davon») keinerlei Risiko ausgesetzt werden. Aus ähnlichen Motiven wird auch Philipp Degen höchstens ein Teileinsatz zugemutet werden.

Kovac für Abraham

Die Aufstellung ergibt sich somit ein wenig von selbst, auch wenn Vogel lediglich bestätigen wollte, dass Radoslav Kovac zum ersten Mal seit Ende September (beim 1:1 gegen Thun) wieder zum Einsatz in der Super League kommt und neben Aleksandar Dragovic zentral verteidigen wird. Es ist, neben einem Kürzesteinsatz in der Champions League gegen Galati und drei Cup-Spielen der neunte Liga-Auftritt des 32-jährigen Tschechen, der im Schatten des grossartigen Duos Abraham/Dragovic steht, und dem zuletzt auch der junge Kusunga vorgezogen wurde.

Es wird eine spannende Angelegenheit sein, wie sich Kovac vor allem gegen den pfeilschnellen Nigerianer Kalu Uche aus der Affäre ziehen wird. Der Nigerianer ist mit sechs Treffern der gefährlichste der Neuenburger Spieler, die sich – unter der Willkürherrschaft von Bulat Tschagaew – zu einer erstaunlich gefestigten Einheit gefunden haben.

Im zentralen Mittelfeld wird Fabian Frei spielen für Cabral, der einmal mehr einen frappanten Auftritt auf internationaler Ebene hatte und mit 90 Prozent die höchste Passgenauigkeit aller am Mittwoch auf dem Rasen stehenden Spieler erreichte. Fabian Freis Platz auf dem linken Flügel wird frei für Jacques Zoua, alles andere würde überraschen. Genauso sieht es bei Scott Chipperfield aus, der neben Marco Streller in der Spitze spielen wird.

«Man darf sich nie zufrieden geben»

Bevor es dann am Sonntag rausgeht in der Maladière, wird Heiko Vogel noch einmal eindringlich an seine Spieler appellieren. «Erfolg verpflichtet zu weiteren Erfolgen. Man darf sich nie zufrieden geben. Denn unsere Hausaufgabe ist die Super League, diese Demut sollte jeder Spieler in sich tragen.»

Dass diese Spieler, von denen einige bis spät in der Nacht auf Donnerstag feierten, Nachwehen spüren könnten, glaubt Vogel nicht. «Es ist genügend Zeit bis Sonntag, und das, was Mittwochnacht passiert ist, ist eher hilfreich, um das Erlebte besser verdauen zu können.»

Steinhöfer – die Legende

Einer wird ein Lied davon singen können: Markus Steinhöfer. Er ist das Beispiel dafür, wie sich Deutsche in der Schweiz bestens integrieren können – wenn sie sich denn ein bisschen Mühe geben. Mit seinem unfreiwilligen Schuss unter die Querlatte des eigenen Tores hat er nicht nur für einen kollektiven Herzstillstand gesorgt, sondern sich quasi unsterblich gemacht. «Dr Steini isch e glatte, dr Steini isch e glatte – dr Steini schiesst dr Ball an d‘ Latte» – so lautet die Spontanhymne, die ihm die Fans gewidmet haben und die der Verteidiger spät in der Nacht in der Bodega zum Strauss am Barfüsserplatz wiederholt zu hören bekam.

Und Steinhöfer liess sich nicht lumpen: Zusammen mit Goalie Yann Sommer, der in dieser Szene wohl zum besten Freund geworden ist, reichte er solange Bier vom Tresen ins Lokal, bis dann auch das letzte Epizentrum des fussballerischen Erdbebens, das Basel am Mittwoch erlebt hat, zur Ruhe kam.

Super League 2011/2012, 18. Runde
Sonntag, 11. Dezember, 16.00 Uhr, Maladiére
Xamax Neuenburg–FC Basel

Mögliche Aufstellungen:
FC Basel:
Sommer;
Steinhöfer, Kovac, Dragovic, Park;
Shaqiri, G. Xhaka, F. Frei, Zoua;
Streller, Chipperfield.

FCB ohne Huggel, Yapi, Voser, T. Xhaka (alle verletzt), Stocker (geschont), A. Frei, Abraham, Cabral (Gelb-Sperren), Kusunga (Rot-Sperre).

Xamax:
Bédénik;
Gomes, Besle, Navarro, Facchinetti;
Treand, Basha, Dampha, Wüthrich;
Uche, Arizmendi.

Xamax ohne Sanchez (gesperrt), Gelabert (verletzt).

Die 18. Runde
Samstag, 10. Dezember, 17.45 Uhr:
Thun–Young Boys
FC Zürich–Sion
Sonntag, 11. Dezember, 16.00 Uhr:
Lausanne–Grasshoppers
Luzern–Servette.
Xamax–FC Basel.

Die Tabelle

  1. FC Basel 17 11 4   2 37:16 37
  2. FC Luzern 17   9 4   4 24:13 31
  3. FC Sion 17   9 3   5 25:16 30
  4. Young Boys 17   7 5   5 25:16 26
  5. Xamax 17   7 4   6 23:20 25
  6. FC Thun 17   6 4   7 20:20 22
  7. Servette 17   6 3   8 23:28 21
  8. FC Zürich 17   6 2   9 25:25 20
  9. Grasshoppers 17   6 1 10 18:34 19
10. Lausanne 17   2 2 13 14:43   8

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