FCB steht dank seines Phänomens im Halbfinal und trifft auf Sion

Dasch emol e Comeback: In seinem ersten Spiel in diesem Jahr erzielt Alex Frei beide Tore für den FC Basel, der in Thun mit dem 2:1 nach Verlängerung in die Halbfinals des Schweizer Cup einzieht. Dort muss der Titelverteidiger am 17. April erneut auswärts ran – beim FC Sion.

27.Feb.2013; Thun; Fussball Schweizer Cup - FC Thun - FC Basel; Alex Frei (M, Basel) erzielt das Tor zum 1:2 gegen Torhueter Guillaume Faivre und Nicolas Schindelholz (Thun) (Urs Lindt/freshfocus) (Bild: Urs Lindt/Freshfocus)

Dasch emol e Comeback: In seinem ersten Spiel in diesem Jahr erzielt Alex Frei beide Tore für den FC Basel, der in Thun mit dem 2:1 nach Verlängerung in die Halbfinals des Schweizer Cup einzieht. Dort muss der Titelverteidiger am 17. April erneut auswärts ran – beim FC Sion.

Wie hatte Alex Frei am Vortag noch im Vorbeigehen, mit ein bisschen Trotz im Unterton gesagt: «Wenn ich gebraucht werde, stelle ich mich in den Dienst der Mannschaft. Wenn ich nicht gebraucht werde, dann halt nicht.» Nun: Nach all dem, was in den letzten Wochen in die Abwesenheit des Goalgetters hineininterpretiert wurde, in die Nicht-Berücksichtigung durch den Trainer, kann man nur feststellen: Als es ihn brauchte, dringend brauchte, war Alex Frei da.

Es waren noch keine zwölf Minuten verstrichen in der für ein Cup-Viertelfinal fast peinlich dünn besetzten Thun Arena, da war Frei in der Kühltruhe bei der ersten FCB-Chance zur Stelle. Neuzugang Mohamed Elneny lancierte mit einem tollen Ball Philipp Degen und bei dessen Flanke setzte sich Frei geschickt ab um völlig frei zum Kopfball anzusetzen.

Es war meisterliche Effizienz und das erste Tor im ersten Pflichtspiel des Jahres für den 33-Jährigen, der im Herbst sein Karriereende auf Saisonende angekündigt hatte, dann einen erheblichen Teil der Vorbereitung krankheitsbedingt verpasste und von Murat Yakin in die Warteschlaufe geschickt worden war.

Yakin überrascht – mal wieder – mit seiner Aufstellung

Dieser Yakin hatte – mal wieder – mit seiner Aufstellung überrascht. Erstens mit der Nominierung von Frei, was dem Trainer, wie er schilderte, erst am Spieltag beim Abschlusstraining im Berner Oberland in den Sinn gekommen war. Ausserdem brachte er vier Zentrumsspielern, von denen Marcelo Diaz auf den linken Flügel beordert wurde, wo der 4,5-Millionen-Sommereinkauf aus Chile – zunächst einmal – wieder nicht zur Geltung kam.

Der Rest rochierte in eine Art 4-3-3-System munter, Yakin freute sich über die gelungene Raumaufteilung und den Dauer-Ballbesitz der Anfangsphase. Nachdem Alex Frei seinen Anteil fürs erste geleistet hatte, liess die auf sechs Positionen im Vergleich zum GC-Spiel stark veränderte Mannschaft des FCB – Schär, Park, Cabral, Stocker und Streller wurden geschont, Fabian Frei und Salah sassen zunächst auf der Bank – schleifen und Thun somit aufkommen. «Wir haben das Spiel leicht aus der Hand gegeben», monierte Yakin zum einen.

Thun die Initiative überlassen

Vor allem nach dem Seitenwechsel wurde den Gastgebern, die am Sonntag Sion mit 4:0 aus ihrem Stadion geschossen hatten, die Initiative völlig überlassen, beschränkte sich der Titelverteidiger auf das Verwalten des Ergebnisses und kassierte prompt noch den Ausgleich in der 79. Minute.

Nach einem Eckball konnte der erst Sekunden zuvor eingewechselte Mathieu Salamand den Ball unbedrängt zur Mitte bringen, wo FCB-Goalie Yann Sommer nicht reagierte und Marco Schneuwly ungestört aus vier Metern einnicken konnte. «Einen eingewechselten Mann zu vergessen – das darf nicht passieren», monierte Yakin zum anderen. 

In die Karten spielte den Baslern dann erst die Verletzung des besten Thuners, Renato Steffen, dann ein Platzverweis in der 89. Minute: Nelson Ferreira sah seine zweite gelbe Karte, ein Verdikt, mit dem Thun-Trainer Urs Fischer nicht einverstanden war: «Ich habe damit meine Mühe.» Schon in der ersten Halbzeit war auf der anderen Seite David Degen mit unbeherrschtem Auftreten am Rande eines Platzverweises gewandelt – mit seiner (reichlich späten) Auswechslung bannte Yakin diese Gefahr.

Das ausbleibende Wunder

In Unterzahl hatte sich für Fischer abgezeichnet: «Es hätte uns nur noch ein Wunder helfen können.» Die Basler jedenfalls rissen sich zusammen, fanden in der Verlängerung zurück ins Spiel und zur Dominanz der Anfangsphase. Salah vergab in der 93. Minute eine erste Grosschance, als er nach perfekter Annahme eines weiten Zuspiels den Ball am Thuner Keeper, aber auch am Tor vorbeispitzelte.

Dann scheiterte Alex Frei innert fünf Sekunden mit drei wuchtigen Abschlüssen – zweimal am famos reagierenden Guillaume Faivre, dann an einem Thuner Verteidiger, der auf der Linie rettete (99.). Nochmal sieben Minuten später traf Fabian Frei nur die Unterkante der Querlatte.

Mit stolz geschwellter Brust

Bis zur 115. Minute der Verlängerung musste der FCB beissen, ehe Alex Frei auch noch der zweite, entscheidende Treffer gelang: Von Marcelo Diaz – nach einer Stunde und Fabian Freis Einwechslung zentraler und dort wirkungsvoller – schön eingeleitet und von Fabian Frei noch besser mit dem rechten Aussenrist weiterverarbeitet, traf Frei mit einer Direktabnahme aus fünf Metern.

Für Alex Frei war es wettbewerbsübergreifend das elfte Saisontor (das vierte im Cup), ein Tor, das für seine Mannschaft den Einzug in die Halbfinals bedeutet und in der Schlussphase seiner Laufbahn noch einmal den Wert unterstreicht, den er für seinen Club hat. Einmal mehr hat er seinen phänomenalen Instinkt im Strafraum demonstriert und er kann, nachdem er fast abgekanzelt schien und darunter litt, diesen kleinen persönlichen Triumph mit stolz geschwellter Brust geniessen. Und das zurecht.

Und Murat Yakin bleibt mit seiner Mannschaft beim Tanz auf drei Hochzeiten im Tritt – für ihn war dieser Cuperfolg der erste Sieg, den er als Trainer von Luzern und Basel an früherer Wirkungsstätte feiern konnte.

88. Schweizer Cup, Viertelfinal
FC Thun–FC Basel 1:2 n.V. (1:1, 0:1)
Arena Thun. – 3664 Zuschauer. – SR Bieri.

Tore:
12. Alex Frei 0:1 (Kopfball-Aufsetze sechs Meter vor dem Tor völlig freistehend auf Flanke Philipp Degen von rechts).
79. Schneuwly 1:1 (trifft aus kurzer Distanz auf Flanke des Sekunden zuvor eingewechselten Salamand).
115. Alex Frei 1:2 (lenkt bedrängt aus vier Metern einen Querpass von Fabian Frei ins Tor, nach dem Diaz schön eingeleitet hat).

Gelb-Rote Karte: 89. Ferreira (wiederholtes Foul).
Verwarnungen: 11. P. Degen (Unsportlichkeit), 42. Sauro (Foul), 55. Steffen (Unsportlichkeit), 55. Steinhöfer (Unsportlichkeit), 73. Ferreira (Foul), 78. Diaz (Unsportlichkeit).

Thun: Faivre; Lüthi (79. Salamand), Reinmann, Schindelholz, Schirinzi; Zuffi; Ferreira, Demiri (67. Sadik), Bättig, Steffen (64. Wittwer); Schneuwly. – Reserve: Moser (T), Krstic, Siegfried, Frey.
FCB: Sommer; P. Degen, Sauro, Dragovic, Steinhöfer; Yapi (62. F. Frei), Serey Die (106. Zoua), Elneny; D. Degen (62. Salah), A. Frei, Diaz. – Reserve: Vailati (T), Ajeti, Voser.

Bemerkungen: Thun ohne Horta, Hediger, Bigler, Ghezal, Matic (alle verletzt); FCB ohne Streller, Stocker, Cabral, Schär, Park (alle geschont), Bobadilla (gesperrt/verletzt), Jevtic, Adili (verletzt). – 106. Lattenschuss Fabian Frei.

Final, in Bern: Pfingstmontag, 20.5.
88. Schweizer Cup
Viertelfinals
27.2.2013 FC Wil (ChL) FC Zürich 2:4 n.V.
27.2.2013 Lausanne-Sport FC Sion 0:2
27.2.2013 FC Thun FC Basel 1:2 n.V.
27.2.2013 FC Aarau (ChL) Grasshoppers 1:4
Halbfinals
17.4.2013 FC Sion FC Basel
17.4.2013 FC Zürich Grasshoppers

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