FCB–YB 1:0 – Die Basler Gegenwart triumphiert

Der FC Basel gewinnt sein Spiel gegen die Young Boys 1:0 (1:0) durch ein Tor von Marco Streller. Die Basler haben damit bereits neun Punkte Vorsprung auf den Mitfavoriten auf den Meistertitel. Für Christian Gross endete die Rückkehr an seinen alten Arbeitsplatz mit einer Ernüchterung.

Der Moment der Entscheidung. Marco Streller trifft mit dem Aussenrist zum 1:0 für den FCB. (Bild: Georgios Kefalas, Keystone)

Der FC Basel gewinnt sein Spiel gegen die Young Boys 1:0 (1:0) durch ein Tor von Marco Streller. Die Basler haben damit bereits neun Punkte Vorsprung auf den Mitfavoriten auf den Meistertitel. Für Christian Gross endete die Rückkehr an seinen alten Arbeitsplatz mit einer Ernüchterung.

Ein bisschen war es, als ob er gar nie weg gewesen sei. Er sass auf der Pressetribüne des St.-Jakobs-Parks und sprach von Dingen wie «Dominanz auf den letzten 25 Metern» oder «konkreter werden im Abschluss». All die Dinge halt, die Christian Gross schon in seinen zehn Jahren beim FC Basel immer und immer wieder gepredigt hatte. Nur sass er zum ersten Mal seit seinem unfreiwilligen Abgang vom FCB als gegnerischer Trainer an der Pressekonferenz. Diesmal musste Gross einen Basler 1:0-Sieg aus der Perspektive des Gastteams kommentieren.

Es hatte kein grosses Brimborium gegeben bei seiner erstmaligen Rückkehr. Keine Sprechchöre und kein besonderer Applaus für jenen Trainer, der die Rotblauen zehn Jahre lang von 1999 bis 2009 geprägt hatte. Gross betrat den Rasen wie jeder beliebige andere Trainer, der einen Gegner des FCB betreut. Und er verliess ihn nach 93 intensiven Minuten so, wie er das im Mai 2009 getan hatte: als Verlierer.

Und sonst? Natürlich gab es Anzeichen dafür, dass diese Partie nicht irgendein normales Spiel der Super League gewesen war. Der intensive Jubel Marco Strellers nach seinem Siegtor kurz vor Ablauf einer halben Stunde etwa. Oder der spontane Zusammenzug des Basler Triumvirats aus Trainer Heiko Vogel, designiertem Präsidenten Bernhard Heusler und Sportkoordinator Georg Heitz kurz nach Schlusspfiff in der Senftube vor der Muttenzerkurve. Aber andererseits? Hätte es das nicht auch nach einem anderen hart erkämpften Sieg gegen einen Konkurrenten im Titelrennen gegeben?

Wie beim Tennis

Immerhin das Spiel selbst hielt, was die Begegnung von rotblauer Gegenwart und Vergangenheit versprochen hatte. Vogel, bei ihm darf der Ausdruck Interimstrainer wohl getrost durch designierter Cheftrainer ersetzt werden, war zwar nicht ganz zufrieden nach der ersten Halbzeit. «Wie beim Tennis» sei er sich da vorgekommen, «weil es immer nur hin und her gegangen ist.» Aber für die Zuschauer waren es spektakuläre erste 45 Minuten gewesen.

Das lag in erster Linie an den Bernern. Die waren von Gross wie schon beim Hinspiel komplett auf Offensive eingestellt worden. Sie stürmten, als ob es kein Morgen, beziehungsweise keine zweite Halbzeit gäbe. Aber anders als beim 1:1 im Hinspiel in Bern liessen sich die Basler diesmal nicht komplett überrumpeln.

Ihre gewohnten Ballstafetten konnten sie zwar so gut wie nie aufziehen. Aber es gelang ihnen immer wieder, die erste Welle des Berner Pressings zu überwinden. Und wenn das geschah, öffneten sich dem FCB ungeahnte Räume für den Konter – die allerdings blieben meist ungenutzt. «Zu viele einfache Ballverluste» machte Vogel in dieser Phase aus. Für Bernhard Heusler war es schlicht «eine Herzinfarkt-Halbzeit».

Aus der aber ging der FCB mit einer 1:0-Führung in die Pause, weil er besass, worauf Christian Gross seine Mannschaften stets aufzubauen pflegt: Effizienz und individuelle Klasse. Auf Berner Seite vergaben Alexander Farnerud und Nassim Ben Khalifa ihre Chancen aus bester Position fast schon fahrlässig. Beim FCB dagegen reichte Marco Streller ein Energieanfall, um sich gegen Alain Nef und Dusan Veskovac durchzutanken und das 1:0 zu erzielen (27. Minute).

Es sollte das einzige Tor der Begegnung bleiben, weil Alex Frei für einmal nicht jede Chance verwertete. Und weil die Berner nach dem Seitenwechsel doch merklich nachliessen. Ideenlos wirkten sie da meist, ohne Durchschlagskraft vor dem Basler Tor. Und natürlich zollten sie auch dem horrenden Tempo Tribut, das sie vor der Pause gegangen waren.

Vogels bemerkenswerte Serie

Neun Punkte liegt der FCB jetzt vor dem selbsternannten Herausforderer aus Bern. Er ist in der Super League seit dem 20. August und der 1:3-Niederlage in Luzern in zehn Spielen ungeschlagen. Und Heiko Vogel blickt inzwischen auf eine höchst bemerkenswerte Serie zurück: Sämtliche fünf Ligaspiele unter seiner Regie wurden gewonnen.

Den Young Boys dagegen ist in den letzten fünf Begegnungen nur ein Sieg gelungen. Das lässt auf ungemütliche Zeiten im Stade de Suisse schliessen, wo die Investoren um die Gebrüder Rihs und Benno Oertig nicht den Ruf haben, magere Resultate gelassen hinzunehmen. Schon vor der Partie war in Bern von einem Machtkampf zwischen Gross und CEO Ilja Kaenzig die Rede. Die Stimmungslage dürfte sich nach dem 0:1 in Basel kaum entspannt haben.

Entsprechend zerknirscht wirkte Christian Gross nach dem Spiel. Sehr schwierig sei es, den Rückstand auf Basel aufzuholen. Er erinnerte daran, dass YB im Frühjahr noch zweimal auf den FCB treffen wird, sprach sogar von einem dritten Aufeinandertreffen, das im Schweizer Cup möglich ist, so als ob er die Gelegenheiten herbeisehnt, die Kräfte mit seinem Ex-Club zu messen. «Es gibt Möglichkeiten, aber wir müssen optimal vorbereitet sein», sagte er, holte Luft, und fügte an: «Nur dann ist es machbar.» Und er machte eine weitere Pause und schloss seinen Beitrag mit: «Eventuell.»

Der Abend seiner Rückkehr nach Basel endete mit einem kurzen Handshake mit Heiko Vogel, dem er viel Glück wünschte: «Auch für Dienstag.» Dann geht es für den souveränen Tabellenführer aus der Schweiz bereits in Bukarest in der Champions League weiter.

FC Basel–Young Boys 1:0 (1:0)

St.-Jakob-Park. – 32’006 Zuschauer. – SR Kever. – Tor: 27. Streller 1:0.

FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri (91. F. Frei), Huggel, G. Xhaka (69. Cabral), Zoua; A. Frei (85. Chipperfield), Streller.

YB: Wölfli; Sutter (67. Costanzo), Nef, Veskovac, Spycher; D. Degen, Silberbauer, Farnerud, Nuzzolo (46. Lecjaks); M. Schneuwly (55. Mayuka); Ben Khalifa.

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