Rafael Nadals Absage ist Roger Federers Beförderung: Er bestreitet an Stelle des Spaniers den «Super Monday» mit Udo Jürgens und das erste Spiel gegen den Franzosen Adrian Mannrino. Für einen Schweizer Final gegen Stanislas Wawrinka braucht es derweil mehr als die Papierform.
Am Freitagabend traf Sergej Stachowski mit einem Begleiter, zwei Rollkoffern und einer prallgefüllten Tennistasche in der Eingangshalle des Bahnhofs Basel ein. Dort wartete ein Mitarbeiter der Swiss Indoors auf den Ukrainer – und fragte ihn, ob er denn auch wirklich der Tennisspieler Stachowski sei.
Noch gehören die Swiss Indoors den Spielern ohne grosse Namen; Spieler, die über die Qualifikation in das Haupttableau vorstossen wollen. Diejenigen unter ihnen, die einen Schweizer Pass besitzen, haben dieses Ziel bereits am ersten Qualifikationstag verfehlt.
Nur noch Weltnummer 7 – und trotzdem Favorit
Überstanden hat die erste Qualifikationsrunde Sergej Stawoski (ATP 98), der sich diese Saison mit dem Sieg über Roger Federer in der zweiten Runde beim Grand-Slam-Turnier von Wimbledon einen Namen gemacht hatte. Es war der Tiefpunkt in Federers Saison, die dem einstigen Branchenprimus bis dato nur einen Titel bescherte (Halle), ihn auf Platz 7 der Weltrangliste zurückwarf und in der er noch nicht für die ATP World Tour Finals qualifiziert ist.
Trotz des schwierigen Jahres, in dem er an den Swiss Indoors nur an dritter Position der Setzliste geführt wird, steht Federers Heimturnier seit Freitag wieder ganz im Zeichen des Ausnahmekönners.
Rafael Nadal war als Gesicht des Turniers vorgesehen. Doch der Spanier sagte am Freitag angeschlagen und aufgrund seines Mammutprogramms der letzten Monate wenig überraschend ab. Das Turnier von Direktor Roger Brennwald zahlt somit indirekt den Preis für Nadals Erfolg, der ihn wieder auf Platz 1 der Weltrangliste brachte.
Federer trifft auf Udo Jürgens
Die Absage des dreizehnfachen Grand-Slam-Siegers bedeutet nun, dass Federer am Montag sein erstes Spiel bestreitet – und somit Teil des «Super Mondays» ist, welcher zur Eröffnung des Turniers den Sport mit Udo Jürgens‘ musikalischer Darbietung koppelt.
Seinen ersten Auftritt wird Federer, mit fünf Titeln Rekordhalter bei den Swiss Indoors, gegen Adrian Mannarino (ATP 60) bestreiten (Montag, 18.30 Uhr, St.-Jakobs-Halle). Dem Franzosen gestand er in den bisherigen drei Duellen keinen einzigen Satz zu; bei der letzten Begegnung am US Open dieses Jahres gelangen dem 25-Jährigen gerade mal fünf Games. Es war Federers letzter Sieg an einem Grand-Slam-Turnier, bevor er eine Runde später gegen den Spanier Tommy Robredo in drei Sätzen ausschied.
Lässt der Münchensteiner in Basel Mannarino ein weiteres Mal hinter sich, träfe er entweder auf den Usbeken Denis Istomin (ATP 47) oder auf den Argentinier Horacio Zeballos (ATP 49). Läuft danach alles nach Papierform, wartete in der dritten Runde der Bulgare Grigor Dimitrov (ATP 28) und danach die Nummer 6 der Welt, der Tscheche Tomas Berdych. In einem allfälligen Final träfe Federer der Setzliste folgend auf Juan Martin Del Potro.
Schweizer Wildcards vor ihrem ersten und wohl letzten Spiel
Der argentinische Vorjahressieger wird in der ersten Runde von Henri Laaksonen herausgefordert. Die 21-jährige Schweizer Nachwuchshoffnung spielt dank einer Wildcard im Haupttableau und dürfte sich eine ehrenvolle Niederlage gegen den Weltranglistenfünften und US-Open-Champion von 2009 als Ziel gesetzt haben.
Eine andere Wildcard ging an den Basler Marco Chiudinelli (ATP 178), der es in der ersten Runde mit dem Finalisten von 2011, dem Japaner Kei Nishikori (ATP 18), zu tun bekommt (Dienstag, 16.00 Uhr). Wie 2009 wieder in die Halbfinals seines Heimturniers einzuziehen, ist unrealistisch. Dafür sind die Hürden, gerade diejenige in der ersten Runde, zu hoch.
Zweiter Trumpf: Stanislas Wawrinka
Anders stehen die Voraussetzungen für Stanislas Wawrinka (ATP 9), der am Dienstag (18.00 Uhr) gegen den Franzosen Edouard Roger-Vasselin in das Turnier eingreifen wird. Der Westschweizer darf sich in der Blüte seiner Karriere durchaus Hoffnungen machen, das Turnier in Basel und damit seinen fünften Karrieretitel zu gewinnen – auch wenn ihm die Auslosung die Tableauhälfte Del Potros bescherte.
Federers goldener Doppelpartner der Olympischen Spiele 2008 in Peking könnte sich zum ersten Mal in seiner Karriere für das Saisonfinale in London qualifizieren und hat dieses Jahr Andy Murray zweimal bezwungen – ein Gegner, der höher einzustufen ist als Del Potro.
Auch wenn Del Potro der Favorit seiner Tableauhälfte ist, ein Schweizer Final zwischen Wawrinka und Federer wäre keine Sensation und nach der Absage Nadals wohl das höchste der Gefühle für das Basler Tennisturnier und dessen Direktor Brennwald. Dafür muss allerdings in den ersten Runden alles nach Papierform laufen – was nicht immer der Fall ist, wie beispielsweise die bisherige Saison Federers zeigt.