Federer muss sich beugen

Roger Federer windet und verteidigt sich. Doch am Ende des Halbfinals der Australian Open muss er die Überlegenheit des Schotten Andy Murray anerkennen. Der trifft im Endspiel auf den Serben Novak Djokovic.

Roger Federer of Switzerland reacts during his men's singles semi-final match against Andy Murray of Britain at the Australian Open tennis tournament in Melbourne January 25, 2013. REUTERS/Tim Wimborne (AUSTRALIA - Tags: SPORT TENNIS) (Bild: Reuters/Tim Wimborne)

Roger Federer windet und verteidigt sich. Doch am Ende des Halbfinals der Australian Open muss er die Überlegenheit des Schotten Andy Murray anerkennen. Der trifft im Endspiel auf den Serben Novak Djokovic.

Einen Moment lang schien es, als ob ihm ein Entfesselungsakt à la Harry Houdini gelingen könnte. Roger Federer war im vierten Satz eigentlich schon besiegt. Andy Murray drängte den Baselbieter mit seinen Schlägen zurück, gab ihm keine Luft zum atmen, schnürte ihn richtiggehend ein.

Neun Punkte in Serie hatte der Schotte gewonnen, als er beim Stand von 6:4, 6:7, 6:3, 6:5 zum Matchgewinn aufschlagen konnte. Und doch kam Federer noch einmal zurück. Er wand sich aus der schottischen Umklammerung, er verschaffte sich Raum – und er profitierte schliesslich auch von einem der ganz seltenen Fehler Murrays beim Breakball zum 6:6.

Federer konnte das anschliessende Tie-Break gewinnen, er rettete sich in den fünften Satz. Aber damit war der 31-Jährige am Ende seiner Kunst angelangt, er musste die Überlegenheit des fünf Jahre jüngeren Murray anerkennen. Der hatte insgesamt 26 Punkte mehr gemacht als Federer. Dass die Partie trotz der deutlichen Überlegenheit Murrays über fünf Sätze ging, war ein halbes Wunder. Für einen Finaleinzug hätte Federer ein ganzes benötigt. Der fünfte Satz ging diskussionslos mit 6:2 an Murray.

In allen Statistiken lag Murray vorne

Es war für Federer die bereits elfte Niederlage in nun zwanzig Duellen mit Murray. Aber es war die erste an einem Grand-Slam-Turnier. Schlecht gespielt hatte Federer keineswegs. Und doch lag er in allen Statistiken hinten. Vor allem sein Aufschlag kam nicht wie gewohnt. 5 Asse bloss gelangen ihm, Murray dagegen 21. Murray schlug 62 Winner, Federer deren 43. Bei den unerzwungenen Fehlern standen am Ende 60 bei Federer und 43 bei Murray.

Mit seiner ersten Saisonniederlage verpasste Federer seinen sechsten Finaleinzug in Melbourne. 2004, 2006, 2007 und 2010 hatte er das Turnier gewonnen, 2009 verlor er im Final in fünf Sätzen gegen Rafael Nadal.

Für den Olympiasieger aus Dunblane ist es die dritte Finalteilnahme in Melbourne nach 2010 und 2011. Seinen ersten Final verlor er gegen Federer, im zweiten unterlag er Djokovic in drei Sätzen deutlich.

Im Final am Sonntag fordert Murray nun erneut den Weltranglisten-Ersten aus Serbien heraus, der in Melbourne seit zwanzig Spielen unbesiegt ist. Im neuerlichen Aufeinandertreffen mit Djokovic kommt es auch zur Neuauflage des US Open-Endspiels in New York, welches Murray in fünf Sätzen für sich entschieden hatte. Es war der erste Grand-Slam-Titel für den Schotten.


Harry Houdini und seine Entfesselungskünste.

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