Federer hatte gegen Kohlschreiber leichtes Spiel. Der 33-jährige Deutsche hielt phasenweise gut mit und zeigte auch einige schöne Schläge mit der Rückhand. Doch in regelmässigen Abständen schlichen sich Fehler ein, wovon Federer profitierte. Der Schweizer musste nicht ans Limit gehen. Es machte den Anschein, als hätte er im Bedarfsfall das Tempo noch erhöhen können.
Stimmung wollte für einmal im Arthur-Ashe-Stadium nicht aufkommen. Dafür waren die Kräfteverhältnisse zu klar. Eine Überraschung lag nie in der Luft. Dabei hatte Kohlschreiber in den ersten drei Runden beim US Open überzeugt und nur einmal seinen Service abgegeben.
Gegen Federer, der nun alle zwölf Begegnungen mit dem Deutschen gewonnen hat, musste Kohlschreiber vier Breaks hinnehmen. Besonders ärgerlich für den 37. der Weltrangliste war der Serviceverlust im ersten Satz, als er ein 40:0 verspielte und entscheidend mit 3:4 in Rückstand geriet.
Zwischendurch eine Füdli-Massage
Einen kurzen Moment der Spannung gab es, als der Schweizer nach dem zweiten Satz eilig den Platz verliess. Hinterher erklärte er, dass er eine Muskelverspannung verspürt hatte: «Es war eine Vorsichtsmassnahme, kein ernstes Problem.» Die Lacher auf seiner Seite hatte Federer, als er dem Interviewer auf dem Platz verriet: «Ich musste mir kurz den Hintern massieren lassen. Und das wollte ich lieber ausserhalb des Courts tun.»
Federer kann mit seiner Leistung zufrieden sein. Seit Beginn des Turniers konnte er in jedem Match sein Niveau steigern. Er hat nun die letzten acht Sätze beim US Open gewonnen. Von der Grundlinie spielt er mit mehr Tempo als noch in den ersten beiden Runden. Auf seinen Service kann er sich ohnehin verlassen. Gegen Kohlschreiber musste er keinen Breakball abwehren und gab mit dem ersten Service nur sechs Punkte ab.
Härtetest Del Potro
Zum grossen Härtetest vor dem allfälligen Halbfinal gegen Rafael Nadal dürfte der Viertelfinal gegen Del Potro (ATP 28) werden. Der Argentinier zeigte beim 1:6, 2:6, 6:1, 7:6 (7:1), 6:4 im Achtelfinal gegen Dominic Thiem (ATP 8) einen unglaublichen Match. Über eine Stunde lang brachte der 28-Jährige kaum ein Bein vor das andere. Geschwächt von einer Grippe kam er erst im dritten Satz nach der Einnahme von Medikamenten auf. Im vierten Umgang vergab Thiem zwei Matchbälle und im fünften beendete der Österreicher die Partie mit einem Doppelfehler.
Der Match wird Del Potro einige Kraft gekostet, aber auch viel Freude bereitet haben. Bis am Mittwoch hat er Zeit, sich von den Strapazen zu erholen. Dann steht das 22. Duell mit Federer an. Der 19-fache Grand-Slam-Sieger hat die letzten drei Partien gegen Del Potro gewonnen, insgesamt steht es 16:5 für Federer. Eine der Niederlagen bezog der Schweizer im US-Open-Final 2009.