Federer und Nadal sind kurz angebunden

Vielleicht ist die Champions League schuld daran: Sowohl Roger Federer als auch Rafael Nadal lassen ihren Gegnern keine Chance. Die beiden Grossen des Welttennis gewinnen in Rekordtempo – vielleicht, um früh genug für ihre Lieblingsteams im Fussball vor dem Bildschirm zu sein.

Multiple exposure of the serve of Switzerland's Roger Federer during his first round match against Luxembourg's Gilles Muller at the Swiss Indoors tennis tournament at the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Wednesday, October 22, 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Vielleicht ist die Champions League schuld daran: Sowohl Roger Federer als auch Rafael Nadal lassen ihren Gegnern keine Chance. Die beiden Grossen des Welttennis gewinnen in Rekordtempo – vielleicht, um früh genug für ihre Lieblingsteams im Fussball vor dem Bildschirm zu sein.

Federer kann auch schnell. Nicht nur auf dem Tennisplatz, auf dem er in 46 Minuten (sechsundvierzig!) seinem luxemburgischen Gegner Gilles Muller nicht den Hauch einer Chance liess – und ihn mit 6:2, 6:1 aus seinem Heimturnier warf. Er kann auch ganz schnell zu einer Pressekonferenz erscheinen, wenn der Schweizer Überspieler dafür müssig ist.

Geschätzt weniger als eine halbe Stunde verging zwischen dem Ende seiner Erstrundenpartie und seinem Erscheinen vor den Medien. Das hat möglicherweise auch damit zu tun, dass am Mittwochabend die Fussballmannschaft seines Herzens gegen Ludogorets Razgrad in der Champion League antritt und er diesen Match wohl verfolgen wird.

Dass er deswegen die Sache auf dem Feld derart schnell erledigt hat, ist nicht anzunehmen. Es steht immerhin noch ein Gegner auf der anderen Seite des Netzes. Und einen Rekord stellt Federer damit auch nicht auf, er gewann Partien auch schon in unter 40 Minuten.

Federer fühlt sich gut und hat keine Schmerzen

Mit der Zeit sei es für den fünfmaligen Basel-Sieger gegen die Weltnummer 51 «recht locker» geworden. Insbesondere bei eigenem Aufschlag: «Ich hatte das Gefühl, dass Muller praktisch nicht reagieren konnte auf meinen ersten Service, er lief immer in die falsche Ecke», sagt der 33-Jährige, der in der zweiten Runde auf Denis Istomin (ATP 55) trifft.

In einer Saison, in der für Federer mit den World Tour Finals und insbesondere mit dem Final im Davis Cup noch zwei Höhepunkte anstehen, war es wichtig, nicht zu viel Energie zu verlieren. Denn: «Ich habe noch viel Tennis zu spielen bis zum Ende des Jahres.»

Zuversichtlich vor dem Mammutprogramm stimmt Federer, dass er sich «körperlich gut» fühlt und «keine Schmerzen» hat. Voraussetzungen, die gerade für den grössten Rivalen seiner Karriere keine Selbstverständlichkeit sind.

Aber Rafael Nadal machte im Spiel vor Federer ebenfalls keine Anstalten, Schwächen zu zeigen. In 56 Minuten, und damit noch weniger als bei seinem Erstrundensieg, bezwang die Weltnummer 3 den französischen Qualifikanten Pierre-Hugues Herbert (ATP 120) mit 6:1, 6:1. Er ist damit bereits eine Runde weiter als Federer und trifft nun entweder auf den Kasachen Andrey Golubev oder den 17-jährigen Überraschungsmann Borna Coric (siehe Box).

Nadal: «Ich hätte auch in der ersten Runde ausscheiden können»

Dass er mit rund zwei Stunden bereits im Viertelfinal der Swiss Indoors 2014 steht, hätte Nadal selbst nicht gedacht. Angesichts seiner Blinddarmentzündung, die er nach der Saison operativ beheben lassen wird und vor dem Turnier in Basel mit Antibiotika behandelte, betrachtet der Spanier den Viertelfinaleinzug als phantastisches Resultat.

17-Jähriger schlägt Halbfinalisten der French Open
Der erst 17-jährige Borna Coric (ATP 124), der mit einer Wildcard im Hauptfeld steht, überrascht die Tenniswelt und gewinnt gegen den Letten Ernests Gulbis (ATP 13). Dieser stand an den French Open im Halbfinal und scheiterte dort an Novak Djokovic. Das nach Ernest Hemingway benannte Enfant terrible des Tennis blickt somit selbst auf eine ausgezeichnete Saison zurück. Gegen den Kroaten Coric gewinnt er in Basel allerdings keinen Satz und verliert mit 6:7, 3:6. Das Turnier hat seine erste grosse Überraschung.

«Ich hätte auch in der ersten Runde ausscheiden können», wäre ein durchaus realistisches Szenario gewesen für Nadal, der die Behandlung mit Antibiotika inzwischen abgeschlossen hat.

Medikamente nehme er keine mehr. Er fühle sich inzwischen zwar besser, aber «der ganze Prozess mit den Antibiotika fährt die körperliche Leistungsfähigkeit natürlich herunter», erläutert der 14-fache Grand-Slam-Sieger. Und er sagt auch, dass er froh sei, «dieses Turnier überhaupt bestreiten zu können».

Die Siege in Basel geben Nadal Selbstvertrauen, das tue jeder Erfolg auf der Tour. Allerdings ist ihm auch bewusst, dass das Spiel gegen Herbert nicht unbedingt ein Gradmesser für kommende Aufgaben ist.

Ab zum Fussball

«Wir haben nur wenige Ballwechsel gespielt, weil Herbert ausserordentlich aggressiv agierte.» Es ist für Nadal also schwierig, sein wirkliches Niveau einzuschätzen.

Nadal erschien im Weiteren fast ebenso schnell im Presseraum wie Federer nach seinem Sieg. Vielleicht hat es auch beim Spanier damit zu tun, dass sein Lieblingsteam, Real Madrid, später am Abend gegen den FC Liverpool in der Champions League spielt – und er sich noch ein schönes Plätzen für Sofasport suchen muss. 

Es sind reine Spekulationen. Aber durchaus mögliche Szenarien.

Swiss Indoors Basel 2014, Resultate (siehe auch Tableau)

1/16-Finals:
Ernests Gulbis LET (6)–Borna Coric CRO (WC) 6:7, 3:6
Jerzy Janowicz POL–Denis Istomin UZB 1:6, 1:6
Roger Federer SUI (1)–Gilles Muller LUX 6:2, 6:1
Alexander Zverev GER (WC)–Grigor Dimitrov BUL (5)6:2, 4:6, 2:6

1/8-Final:
Pierre-Hugues Herbert FRA (Q)–Rafael Nadal ESP (2) 1:6, 1:6
David Goffin BEL (7)–Ivan Dodig CRO 7:6, 6:4

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