Sowohl Roger Federer wie auch Stan Wawrinka bezwangen ihre Gegner in der dritten Runde der French Open ohne Mühe. Wenn es so weiterläuft, treffen die beiden im Viertelfinale aufeinander.
Am Ende einer entspannten Pariser Arbeitswoche präsentierte sich Roger Federer in heiterer Gemütsverfassung. Kaum hatte er auch seine dritte French Open-Aufgabe ohne Mühe und Satzverlust erledigt – beim 6:4, 6:3, 6:2 gegen den Bosnier Damir Dzumhur –, diktierte er dem Feldreporter und früheren Profikollegen Fabrice Santoro ins Mikrofon: «Mein Spiel ist gut, das Wetter ist schön, das Stadion ist voll. Was will man mehr», sagte Federer und strahlte selbst übers ganze Gesicht.
Selbst das offenkundige Desinteresse seiner beiden Zwillingsmädchen Charlene und Myla, die sich auf der Tribüne lieber mit Comicbüchern beschäftigten, nahm Federer mit väterlichem Sarkasmus: «Sie haben es lieber, wenn sie allein mit ihrem Papa zusammen sind. Tennisspiele sind nicht so spannend für sie.»
Auf dem Weg zur Direktbegegnung
Wie im Gleichschritt steuern Federer und sein Davis Cup-Mitstreiter Stan Wawrinka nicht nur durch das bisherige Turnier-Tableau – mit vergleichsweise mühelosen, wenig kraftraubenden Erfolgen –, sondern auch auf ein potenzielles Schweizer Viertelfinale zu.
Nach Wawrinkas ergebnisidentischem 6:4, 6:3, 6:2-Spaziergang gegen den Amerikaner Steve Johnson trennt die beiden eidgenössischen Spitzenkräfte nur noch jeweils ein Sieg von diesem Prestigevergleich, zuvor indes kommt es am Sonntag aber noch zu schweizerisch-französischen Festspielen unterm Eiffelturm, zu durchaus kniffligen und prickelnden Kämpfen gegen zwei der Tennis-Musketiere.
Federer tritt dann gegen Showmann Gael Monfils, den vom Publikum am Bois de Bologne geliebten Artisten und Zauberer an, während es Wawrinka mit dem eher unprätentiösen Ausdauerkünstler Gilles Simon zu tun bekommt. Acht der bisherigen zwölf Duelle gegen Monfils entschied Federer für sich, drei Mal auch schon in Roland Garros, 2008, 2009 und 2011. Zuletzt jedoch verlor er gegen «LeMonf« in Monte Carlo und beim Davis Cup-Finale.
Federer souverän …
Federer brauchte nur ein halbes Dutzend Spiele und 20 Minuten, um sich auf den unkonventionellen Dzumhur einzustellen – einen Mann, dem er noch nie in der weiten Welt des Wanderzirkus begegnet war. «Ich war in guter Form, in guter Verfassung. Topkonzentriert», sagte Federer später, «und das musste ich auch sein. Dzumhur hatte immerhin Leute wie Juschni und Baghdatis ziemlich mühelos aus dem Turnier eliminiert.»
So war es denn auch eher Federers Klasse als Dzumhur Schwäche zuzuschreiben, dass die nackten Matchzahlen so klar zugunsten des 17-maligen Grand Slam-Champions ausfielen. Er sei beeindruckt, wie couragiert und mutig Dzumhur aufgetreten sei, gab Federer zu Protokoll, «wenn er diese Haltung auch gegen andere Topleute bewahren kann, wenn er richtig dranbleibt, hat er eine wirklich gute Zukunft vor sich.»
Seinen eigenen Anspruch bei diesem Höhepunkt der Sandplatzsaison, nämlich mindestens das Halbfinale, bestenfalls aber das Endspiel zu erreichen, hielt Federer bisher in der Pose des Kämpfers und Kreativmannes souverän aufrecht. «Ich spüre, wie gut mir die vielen Turniere im Vorfeld getan haben. Da ist eine ganz andere Sicherheit im Spiel vorhanden», sagte der 33-Jährige.
… Wawrinka nicht minder
Nichts anderes galt freilich auch für Wawrinka, der geräuschlos und effektiv sein Hand-Werk erledigt, auch gegen Johnson geriet er nie in Bedrängnis, war der Regisseur und Taktgeber der Partie. Gegen Simon, seinen nächsten Opponenten, hatte er 2012 eine denkwürdige Fünf-Satz-Schlacht hier in Paris gewonnen, es war einer der ersten richtig grossen Erfolge Wawrinkas.
«Gilles ist einer der härtesten Gegner auf der Tour. Gegen ihn musst du jede Chance nutzen, die sich bietet», sagte Wawrinka, «es wird wahrscheinlich wieder ein langer, langer Tag.»