Feiertagslaune auf der Insel: Andy Murray soll den Ritterschlag erhalten

Vom Popeye ohne Spinat zum Supermann der Schotten und ganz Britanniens: Andy Murray führt sein Team in Gent zum Davis-Cup-Triumph über Belgien. Es ist der erste Sieg einer Tennis-Nationalmannschaft von der Insel seit 79 Jahren, den der Weltrangliste-Zweite Murray als den emotionalsten Erfolg seiner Karriere bezeichnet.

Tennis - Belgium v Great Britain - Davis Cup Final - Flanders Expo, Ghent, Belgium - 29/11/15 Men's Singles - Great Britain's Andy Murray celebrates with team mates after beating Belgium's David Goffin to win the Davis Cup Action Images via Reuters / Jason Cairnduff Livepic

(Bild: Reuters/Jason Cairnduff)

Vom Popeye ohne Spinat zum Supermann der Schotten und ganz Britanniens: Andy Murray führt sein Team in Gent zum Davis-Cup-Triumph über Belgien. Es ist der erste Sieg einer Tennis-Nationalmannschaft von der Insel seit 79 Jahren, den der Weltrangliste-Zweite Murray als den emotionalsten Erfolg seiner Karriere bezeichnet.

Am Montagmorgen verschickte Grossbritanniens Premier David Cameron via Twitter und via Video eine Grussbotschaft an seine schottischen Mitbürger: Das Land sei eine «ständige Quelle des Stolzes und der Leidenschaft» und helfe, so Cameron, «das Grosse in Grossbritannien» zu entwickeln. Zum Ende folgte der obligatorische Gruss des Staatsmannes zum Nationalfeiertag: «Happy St. Andrews Day».

Man könnte die Glückwünsche Camerons auch auf einen ganz speziellen Schotten und seine Familie münzen, in jeder Beziehung sogar. Denn der 30. November, der schottische Nationalfeiertag, ist in der Tat ein sehr aktueller Feier-Tag. Es ist der Tag nach dem britischen Davis-Cup-Sieg mit schottischer Prägung in Belgien, und es ist der Tag, an dem Andrew Barron Murray, kurz Andy genannt, weltweit als Supermann gefeiert wird, als entscheidende Kraft für einen historischen Erfolgsmoment: den ersten Sieg einer Tennis-Nationalmannschaft von der Insel seit 79 Jahren.

«Eine grossartige Performance», schreibt der «Guardian» und verbeugt sich vor Brave Heart Murray. Zweieinhalb Jahre nach seinem geschichtsträchtigen Wimbledon-Sieg erhob sich, nicht nur im Spass, in Britanniens Öffentlichkeit und veröffentlichter Meinung die Forderung, den Führungsspieler zum Ritter zu schlagen, zu «Sir Andrew» demnach. «Ganz egal, was noch passiert in seiner Karriere: Er hat sich schon unsterblich gemacht als Sportler», erklärt Fussball-Star Gary Lineker. «Ich hoffe, Andy kriegt jetzt endlich den Respekt, den er verdient.»

Die Last einer Nation auf Murrays Schultern

Um Respekt geht es, genau genommen, seit den ganz frühen Karrieretagen Murrays, um den Respekt für einen, der einst als «Weichei», «Versager», «Nervenbündel» oder gar als «Popeye ohne Spinat» in den notorisch erwartungshungrigen Londoner Gazetten abgekanzelt wurde.



Tennis - Belgium v Great Britain - Davis Cup Final - Flanders Expo, Ghent, Belgium - 29/11/15 Men's Singles - Great Britain's Daniel Evans, Dominic Inglot, Jamie Murray, James Ward, Kyle Edmund, Andy Murray and captain Leon Smith celebrate with the trophy as they take a selfie after winning the Davis Cup Action Images via Reuters / Jason Cairnduff Livepic

Der erste Sieg für ein Tennis-Team von der Insel seit 79 Jahren: Grossbritanniens Davis-Cup-Gewinner Daniel Evans, Dominic Inglot, Jamie Murray, James Ward, Kyle Edmund, Andy Murray und Captain Leon Smith. (Bild: Reuters/Jason Cairnduff)



Tennis - Belgium v Great Britain - Davis Cup Final - Flanders Expo, Ghent, Belgium - 29/11/15 Men's Singles - Great Britain's Daniel Evans, Dominic Inglot, Jamie Murray, James Ward, Kyle Edmund, Andy Murray and captain Leon Smith celebrate with the trophy after winning the Davis Cup Reuters / Francois Lenoir Livepic

(Bild: Reuters/Francois Lenoir)

Stets war der einsame Highlander der einzige, der alleinige Hoffnungsträger der Tennis-Traditionsnation, hatte die Ansprüche eines Millionenpublikums auf den Schultern zu tragen – und das alles in einer goldenen Epoche des Sports, mit Kollegen und Rivalen wie Roger Federer, Rafael Nadal oder zuletzt dem gleichaltrigen Generationskollegen Novak Djokovic.

«Keiner im Tennis», gab einmal der Amerikaner Andy Roddick zu Protokoll, «steht unter grösserem Druck als Andy. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.» Roddick musste wissen, wovon er sprach, schliesslich trat er ehedem das schwierige Erbe der US-Ausnahmekönner um Sampras und Agassi an.

Mit einer 11:0-Bilanz krönt Murray seinen Davis-Cup-Effort

Murray hat zwar nicht den Spuren seines Freundes Djokovic folgen können, der inzwischen als Dominator des Tennissports die Schlagzeilen beherrscht. Aber grossartig ist seine Bilanz der letzten Jahre dennoch – mit Olympia-Gold in London 2012. Mit dem Wimbledon-Coup ein Jahr später, der eine Titeldürre von 77 Jahren beendete. Und nun mit dem Davis-Cup-Sieg beinahe im Alleingang, gekrönt durch den Auswärtssieg im belgischen Gent an diesem letzten November-Wochenende.

«Es ist der emotionalste Sieg meiner Karriere», sagte der Weltranglisten-Zweite Murray. Auf der Höhe mit Meisterspielern vergangener Davis-Cup-Zeiten trat der 28-Jährige in den letzten Monaten in Erscheinung, lenkte das Team durch alle Herausforderungen und Prüfungen. Am Ende hatte Murray eine makellose 11:0-Bilanz aufnotiert, und zwar ausnahmslos in Matches, in denen immer alles auf dem Spiel stand.

Die Murrays – eine Familiensaga

Auch die finale Krönung stand im Zeichen Murrays. Oder besser gesagt: Der Murrays. Denn der Sieg der Briten war in Wahrheit auch und vor allem der vorläufige Höhepunkt für die schottische Dynastie namens Murray. Und zu der gehört neben Andy auch Bruder Jamie, ein Doppelspieler von Weltrang.



Tennis - Belgium v Great Britain - Davis Cup Final - Flanders Expo, Ghent, Belgium - 28/11/15 Men's Doubles - Great Britain's Andy Murray and Jamie Murray celebrate during their match against Belgium's Steve Darcis and David Goffin Action Images via Reuters / Jason Cairnduff Livepic

Familienangelegenheit: Andy Murray im Doppel mit seinem Bruder Jamie (rechts). Und (Mitte, kurze Haare): Mutter Judy Murray. (Bild: Reuters/Jason Cairnduff)



Tennis - Belgium v Great Britain - Davis Cup Final - Flanders Expo, Ghent, Belgium - 29/11/15 Men's Singles - Judy Murray, mother of Great Britain's Andy Murray watches during his match against Belgium's David Goffin Action Images via Reuters / Jason Cairnduff Livepic

(Bild: Reuters/Jason Cairnduff)

Gemeinsam holten sie am Samstag den vorentscheidenden Punkt, brachten Britannien damit 2:1 in Führung. Andy, der jüngere der beiden Brüder aus dem Städtchen Dunblane, vollendete dann das Werk mit dem Drei-Satz-Erfolg über Belgiens Nummer eins, David Goffin. Ein stolzer Moment für Mutter Judy Murray, die treibende Kraft hinter dieser aussergewöhnlichen Familien-Saga.

Die Mama, einst auch Trainerin der Söhne, kann derweil schon wieder selbst neue Erfolg vorweisen, als Chefin des aufstrebenden nationalen Frauentennis. «Wo Murray draufsteht, ist Gutes nicht weit», sagte am Sonntagabend Tennis-Legende Martina Navratilova.

Die Davis-Cup-Sieger seit 2000:

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