Fischers Arbeitszeugnis für die Vereinsführung und ein Spitzenspiel, das fast untergeht

Am Sonntag (16 Uhr) spielt der FC Basel gegen die Young Boys, das einzige Team, das den Titelhalter in dieser Meisterschaft bezwungen hat. Trainer Urs Fischer spricht davon, wie er seine Spieler trotz 17 Punkten Vorsprung im Training bremsen muss – und warum das Arbeitsklima beim Schweizer Meister so gut ist.

Fehlte im Cup noch gesperrt, dürfte gegen YB wieder in der Startformation stehen: Taulant Xhaka im Duell mit Guillaume Hoarau, dem Topscorer der Liga.

(Bild: Keystone/TagesWoche)

Am Sonntag (16 Uhr) spielt der FC Basel gegen die Young Boys, das einzige Team, das den Titelhalter in dieser Meisterschaft bezwungen hat. Trainer Urs Fischer spricht davon, wie er seine Spieler trotz 17 Punkten Vorsprung im Training bremsen muss – und warum das Arbeitsklima beim Schweizer Meister so gut ist.

17 Punkte Differenz – und trotzdem Erster gegen Zweiten

Die St.-Jakobs-Strasse trennt zwei Zonen: auf der nördlichen Seite der St.-Jakob-Park, in den die grosse Masse der Sportaffinen pilgert und sich die Spiele des FC Basel anschaut; auf der südlichen Seite die Zone mit der St. Jakobshalle, in der sich abgesehen vom Tennisturnier Swiss Indoors die Randsportarten die Klinke in die Hand drücken.

In der St. Jakobshalle stellt Bernhard Burgener, der designierte neue Präsident des FC Basel, diesen Freitag ab 18.30 Uhr sein Konzept vor. Für einmal gilt deswegen das hauptsächliche Interesse den Geschehnissen auf der südlichen Seite der St.-Jakobs-Strasse – und das, obwohl am Sonntag (16 Uhr) im St.-Jakob-Park das Spitzenspiel ansteht, auf dem Papier das Beste, was der Schweizer Fussball aktuell zu bieten hat: FC Basel gegen die Young Boys, Erster gegen den Zweiten in der Super League.

«Jeder beim FCB, die in der Buchhaltung, die Presseabteilung, der Sportdirektor oder der Präsident, sie alle leben diese Mentalität vor.»
Urs Fischer, FCB-Trainer 

Zur Vereinspolitik will sich Urs Fischer im Vorfeld des YB-Spiels eigentlich nicht äussern. Der Trainer stellt den Young Boys ein gutes Zeugnis aus, basierend auf den Resultaten der letzten Spiele:

«YB spielt konstant. Vor allem auch, was den Punktestand anbelangt», sagt Fischer und fügt an: «Wenn man nach einem 0:2 gegen den FC Thun so zurückkommt (und 3:2 gewinnt, d. Red.), dann sieht man, dass in dieser Mannschaft viel Charakter steckt und sie nie aufgibt.»

Der FCB spielt am Sonntag zum dritten Mal gegen die Young Boys, gegen das Team, das als einziges in der Super League gegen den FC Basel gewonnen hat. «Für uns ist es nicht Erster gegen Zweiten», sagt Fischer, «es ist einfach YB. Und Spiele gegen YB sind spezielle Spiele. Ich vergleiche das mit Basel gegen Zürich oder Basel gegen die Grasshoppers.»

Wie Urs Fischer die Menschlichkeit im FCB wahrnimmt

Bevor es am Sonntag gegen den ersten Verfolger geht, wird eine Delegation der ersten Mannschaft an der ausserordentlichen Generalversammlung die Geschehnisse verfolgen. Die Geschehnisse, die auch das Arbeitsumfeld beim FC Basel beeinflussen werden. Denn mit dem Abgang von Präsident Bernhard Heusler und Sportdirektor Georg Heitz wird sich das Klima verändern, das Fischer so umschreibt:

«Jeder beim FCB, die in der Buchhaltung, die Presseabteilung, der Sportdirektor oder der Präsident, sie alle leben die Mentalität vor. Und die Spieler adaptieren diese Mentalität. Sonst wären sieben Meistertitel in Serie und all die anderen Erfolge nicht möglich gewesen. Das hat nicht nur mit der Kaderzusammenstellung zu tun. Denn das Geld alleine macht nicht den Unterschied, dafür gibt es genügend Beispiele auf der Welt. Paris Saint-Germain ist in Frankreich auch nicht Erster. Die Mentalität wird im FCB vorgelebt, um man nimmt sie auf.

Zudem geht es auch darum, wie man miteinander umgeht. Und das ist beim FC Basel einmalig. Da gibt es sehr viel Menschlichkeit, was sehr wichtig ist. Bei allem Druck, den wir haben, ist es eben auch menschlich.»

Fischers Worte klingen wenige Stunden vor der ausserordentlichen Generalversammlung wie ein Arbeitszeugnis für die abtretende Clubführung. Und diese wird sich mit Komplimenten an den Trainer wohl auch nicht zurückhalten, wenn er gegen die Young Boys drei Punkte holt.

Der Trainer muss die Spieler im Training bremsen

Der FCB hätte dann 20 Zähler Vorsprung, nach Abschluss der ersten drei Vierteln der Saison. Neun Partien stehen nach dem YB-Spiel noch an, und auch im Falle einer Niederlage wäre der Vorsprung von 14 Punkten beruhigend.

Zum Ferienbetrieb im Training führe der grosse Vorsprung übrigens nicht, sagt Fischer: «Wenn du bei 17 Punkten Vorsprung die Jungs im Training bremsen musst, um ihnen zu sagen, dass weniger manchmal mehr ist, dann ist das ein sehr gutes Zeichen.»

Die personelle Situation im Überblick

Verletzte und Kranke:

  • Kevin Bua (Aussenbandriss)
  • Eder Balanta (Rückenprobleme)
  • Omar Gaber (krank)

Gesperrt:

  • Renato Steffen (vierte gelbe Karte gegen den FC St. Gallen)

Die Young Boys – Rückstände in Siege verwandelt

Rang 4 war die schlechteste Platzierung der Young Boys in dieser Saison. Seit der 15. Runde stehen die Berner ununterbrochen auf dem zweiten Platz, weit hinter dem FC Basel, aber mit beruhigenden zehn Punkten Vorsprung auf den FC Sion und Rang 3.

Der Platz in der Champions-League-Qualifikation wird YB also kaum mehr zu nehmen sein. Es sei denn, Gelb-Schwarz schafft es in Zukunft nicht mehr, Rückstände in Siege zu verwandeln. So, wie ihnen das zuletzt zweimal gelang: Gegen den FC Vaduz machte YB in der Nachspielzeit aus einem 1:2-Rückstand einen 3:2-Sieg; gegen den FC Thun aus einem 0:2 ein 3:2.

Zweitbeste Offensive gegen beste Abwehr

Das Spiel gegen Thun verpasste Guillaume Hoarau wegen einer Gelbsperre, gegen Vaduz traf der Franzose. Zum fünften Mal in diesem Jahr, und mit 18 Treffern ist er mit grossem Abstand bester Torschütze der Liga, fünf Tore vor Chadrac Akolo (Sion) und sechs vor Seydou Doumbia.

Hoarau ist Teil der zweitbesten Offensive der Liga, mit der Trainer Adi Hütter die beste Abwehr der Liga, jene des FC Basel, knacken will.

Vorverkauf

Am Freitag waren 28’000 Tickets abgesetzt.

 

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