Fragen, die Sie kaum zu stellen wagen

Elf Antworten vor dem Start des FC Basel in die entscheidende Phase der Meisterschaft.

(Bild: Nils Fisch)

Elf Antworten vor dem Start des FC Basel in die entscheidende Phase der Meisterschaft.

Fünf Wochen lang haben die Spieler trainiert, ehe es am Sonntag für den FCB im Titelrennen weitergeht. Und Sie? Beine hochgelagert, Ski gefahren, Pause genossen? Kein Problem, bei uns dürfen Sie all die Fragen stellen, die sonstwo als Beweis Ihrer mangelnden Vorbereitung missverstanden werden könnten.

1. Wird denn der FC Basel zum vierten Mal in Serie Meister?

Darauf können Sie wetten. Bringt ­allerdings eine eher mässige Quote. Beim Schweizer Wettanbieter Sporttip steht sie bei 1,40. Das heisst, es winken auf einen gesetzten Franken 40 Rappen Gewinn. Gut, im Vergleich dazu bekommen Sie für ­denselben Einsatz auf einem handelsüblichen Schweizer Sparkonto 0,2 Rappen im Jahr. Und der Tipp auf den FCB ist fast so sicher.

2. Das klingt nach einer sehr langweiligen Meisterschaft.

Muss nicht sein. Trainer Murat Yakin schüttelt sein Team heftig durch. Da kann es Zeit brauchen, bis sich die Spieler zur Einheit finden. Und einen derartigen Einbruch, wie ihn der FC Luzern vor einem Jahr vor­gemacht hat, dürften die führenden Grasshoppers nicht erleben.

3. Da Sie gerade davon sprechen: Ich bin eben erst volljährig geworden und weiss gar nicht so genau, wer oder was diese Grasshoppers sind.

Na hören Sie mal! Wie würde es der zurückgetretene Ricardo Cabanas formulieren? «Das isch Super League mit em Rekordmeischter! En Inschtitution, hey!»

Sie sind aber ­natürlich entschuldigt. Als GC den letzten seiner 27 Meistertitel gefeiert hat (2003), waren Sie einfach noch zu jung. Weitere Informationen zu GC finden Sie in unserem Artikel über die neue Lust der Hoppers auf den Titel.

4. Vorher will ich aber etwas anderes wissen: In letzter Zeit wird viel über eine Dreierkette in der Basler Abwehr gesprochen. Mit welcher Taktik wird der FCB nun eigentlich spielen?

Um Aleksandar Ristic zu zitieren: Gute Frage, nächste Frage.

5. So einfach kommen Sie mir nicht davon.

Also gut: Böse Zungen würden behaupten, beim FCB wüssten sie selbst noch nicht so genau, wie sie denn im ersten Spiel gegen Sion ­antreten. So einer bin ich natürlich nicht. Aber es scheint, als ob Yakin eine diebische Freude verspürt, wenn er alle mit seiner Aufstellung überraschen kann. Vor der Winterpause sagte er mehrfach, die Dreierkette fasziniere ihn, er lasse sie aber nur sehr ungern spielen. Der «Basler Zeitung» erklärte er, zwei Stürmer werde er nicht mehr laufen lassen (online leider nicht verfügbar). In den letzten Tests der Winterpause stellte er trotzdem eine Art 3-5-2 auf – mit mässigem Erfolg, was die ­defensive Stabilität betrifft. Und die Geheimniskrämerei geht weiter: Die Übungseinheiten von Mittwoch, Freitag und Samstag wurden von ­Yakin zu geschlossenen Trainings «ohne Medien» erklärt.

6. Könnte man sich nicht auch ein schlichtes 4-4-2 vorstellen? Zum Beispiel mit Steinhöfer, Schär, Dragovic, Park hinten, Salah und Stocker auf den Flügeln, Alex Frei mit Streller vorne und in der Mitte zwei aus Yapi, Serey Die, Cabral, Fabian Frei und Diaz. Oder ist das zu langweilig?

Möglich. So ähnlich ist der FCB zwar dreimal in Serie Meister geworden. Aber in Heiko Vogels Spätphase ­monierten Zuschauer, sie seien auf der Tribüne des Joggeli eingeschlafen, der gebotene Fussball sei derart langweilig geworden. Der Verkauf von Saisonkarten spricht dafür, dass die Anziehungskraft des FCB unabhängig von jeder Systemfrage gross ist. Es wurden bereits über 22’000 Jahreskarten abgesetzt.

7. Wenn zwei Stürmer spielen, heisst das doch, dass es unter Yakin doch noch Platz hat für Alex Frei in seinem letzten Halbjahr vor seinem Rücktritt?

Nein, heisst es nicht. In der Vorbereitung ist der Angreifer nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers ­hinausgekommen. Egal, ob ­4-1-4-1, 3-5-2 oder pures Chaos gespielt ­wurde wie in der zweiten Halbzeit der Hauptprobe gegen den FC Biel.

8. Da wird Alex Frei aber ziemlich sauer sein, wenn er nicht mehr Stammspieler ist.

Wenn sich seine Persönlichkeit nicht plötzlich wie ein umgedrehter Handschuh präsentiert, wird er keine Freuden­­­sprünge vollführen, ja. Aber Frei hat sich bislang in seiner Karriere immer so professionell verhalten, dass ihm nie illoyales Verhalten vorgeworfen werden konnte. Auch das wird sich nicht ändern.

9. Der FCB hat im Winter nochmals neue Spieler verpflichtet. Ist jetzt alles Geld weg, das auf der hohen Kante lag?

Nein. Aber der Cash-flow ist beeindruckend. Der FCB gibt Transfersummen zwar nie bekannt, was uns zu Schätzungen zwingt. Aber mit Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka wird der Club zwischen 20 und 25 Millionen Franken eingenommen haben, dazu kommt das Geld aus der Champions League. Im Gegenzug wurden von Sommer bis jetzt rund 15 Millionen in neue Spieler investiert, dazu der Trainer gewechselt und der Stadion-Caterer gekauft.

10. In der Europa League trifft der FCB auf ein ukrainisches Team mit unaussprechlichem Namen. Richtig wichtig sind diese Spiele nicht, oder?

Der Meistertitel hat sicher oberste Priorität, das stimmt. Aber min­des­tens ein Unentschieden sollte der FCB in den zwei Begegnungen mit Dnipro Dnipropetrowsk schon ­holen. Das würde die Schweiz in der Nationenwertung der Uefa auf Rang 13 bringen. Und damit hätte der Schweizer Meister der nächsten ­Saison die Chance, in der übernächsten Spielzeit direkt für die Gruppen­phase der Champions League qualifiziert zu sein.

11. Ich habe alles geduldig bis hierhin gelesen und komme zum Schluss, dass Sie echt keine Ahnung haben. Wie kann ich beweisen, wer von uns beiden sich wirklich mit Fussball auskennt?

Nichts einfacher als das! Unser Tippspiel «Schlag den Raz» geht in seine zweite Runde (siehe links).

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 08.02.13

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