Fussball im Matrix-Modus

In der St. Jakobshalle geht derzeit das «Sepak Takraw Swiss Open» über die Bühne. Die exotische Sportart begeistert immer mehr junge Baslerinnen und Basler.

(Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

In der St. Jakobshalle geht derzeit das «Sepak Takraw Swiss Open» über die Bühne. Die exotische Sportart begeistert immer mehr junge Baslerinnen und Basler.

In der St. Jakobshalle messen sich dieses Wochenende die besten europäischen Teams der spektakulären Fussballvariante Sepak Takraw. Jedes Spiel startet schon mit einem akrobatischen Überkopfkick, um den geflochtenen Ball wie im Volleyball möglichst hart und präzis über das Netz ins gegnerische Feld zu hämmern.

«Eine ausgefeilte Kicktechnik ist neben Ballgefühl eine gute Grundlage für Takraw», so Werner Rieflin. Er kam vor 15 Jahren über das Thai-Boxen auf dieses exotische Ballspiel: «Fussball spielte ich nur im Schulsport.» Der 41-jährige Basler ist nicht nur Turnierorganisator, sondern auch als Spieler und Trainer im Einsatz. Trotzdem wirkt er gelassen. Innere Ruhe im schnellen Spiel nennt Rieflin denn auch eine weitere wichtige Erfolgsgrundlage. «Wenn der Ball auf mich zufliegt, verlangsamt sich die Zeit, bis sie beim Kick kurz still steht.» Ein Matrix Momentum, passend zu den Bewegungen.

In Asien ein Volkssport

Sein Team Basel I beherrscht das asiatische Spiel bestens. Im letzten Qualifikationsspiel dominierten sie die Equipe aus Evry. Die Franzosen versuchten im zweiten Satz beim Stand vom 5:2 mit einem Time out den Lauf der Basler zu bremsen. Doch bis auf einen Eigenfehler, wo der «Tekung» genannte Anspieler den Ball ins Netz haut, gaben Rieflin und seine zwei Mitspieler keinen Punkt mehr ab. 15:3 lautete der Endstand. Die Basler steigen am Sonntag als Gruppensieger in die Finalrunde. Das zum Haare bändigen umfunktionierte Halstuch kann Rieflin nun abstreifen, ausgeschwitzt ist aber noch lange nicht. Nun beginnt das Turnier der Nationalteams.

Eine ausgefeilte Kicktechnik ist neben Ballgefühl eine gute Grundlage für Takraw. (Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Rieflin coachte die Schweizer Nati letztes Jahr in Bangkok zum sensationellen 3. Platz in der Second Division. «In der Zweiten Liga spielen wir eher gegen europäische Teams. Oben dominieren Thailand, Malaysia und neuerdings Südkorea.»

Asienreisende kennen dieses Spiel denn auch als Volksport, der an jeder Strassenecke gespielt wird. Stars wie Suebsak Phunsueb werden dort als Helden verehrt und präsentieren ihr Können auch in Actionfilmen. Herablassend gegenüber den Amateuren aus der Schweiz sind sie jedoch nicht. «Die Profis behandeln uns immer sehr respektvoll und geben gerne Tipps.» Auf der Strasse freuen sich die Menschen sowieso über Mitspieler aus Übersee. «Dort können wir auch meist mithalten, da sie weder beidfüssig noch mit Taktik spielen.»

Thailand ist mittlerweile Rieflins zweite Heimat. Regelmässig fliegt er zu Turnieren und Trainingslagern. Vor 13 Jahren lernte er in Bangkok bei einem Takraw Spiel auch seine Frau kennen. Gemeinsam haben sie eine Tochter. Die beschäftigt ihren Vater auch am Turnier, «ist aber noch zu jung zum spielen.» Frauen sind in der Fussballvariante ansonsten voll integriert, spielen in manchen Teams zusammen mit den Männern.

Eintritt frei

Asiaten sieht man beim 14. Sepak Takraw Swiss Open jedoch wenig, obwohl es gemäss den Veranstalten eines der etabliertesten europäischen Turniere ist. «Die Sportart begeistert immer mehr junge Baslerinnen und Basler, die unsere Nachwuchstrainings füllen», so Rieflin. Auch er selbst fand hier zum Takraw, obwohl sein bester Schulfreund und späterer WG-Partner Thailänder war und Rieflin ab 18 Jahren fliessend Thai sprach. «Als ich mit 23 das erste Mal das Land besuchte, fühlte ich mich wie daheim.» Doch kickte er dort noch ohne Ball.

 

Werner Rieflin mit seiner Tochter.

Werner Rieflin mit seiner Tochter. (Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Das Spiel lernte er vom Anspieler seines Teams Reto Loelinger. Früher schwitzen die beiden mehr an Parties als in Turnhallen. Bevor Loelinger Takraw ans Rheinknie brachte, sorgte er als Mitgründer der Future Bass Junkies für die legendären Techno-Partys im ehemaligen Stücki. Einige der Techno-Crew sind heute auch am Takraw-Tunier aktiv. DJ Abdomen sorgt etwa für den passenden Turniersound. Das Tempo ist jedoch deutlich gemütlicher, als das der Spiele auf den Feldern. Rieflin: «Früher organisierten wir nach den Spielen noch Parties. Aber heut schlaucht das Turnier selbst genug.»

Und am Sonntag wollen er und seine Mitspieler ja noch was leisten. 25 Teams aus Europa, davon fünf aus Basel und der Region streiten am Finaltag um den Turniersieg. Dazu geht es für die Nationalteams um die Qualifikation für Turniere in Asien. 
Rieflin: «Mit dem freien Eintritt hoffen wir natürlich auf viele neugierige Zuschauer.» Zu entdecken gibt es ein so spektakuläres wie exotisches Spiel, dessen Regeln so leicht sind, wie die Spieler durch die Lüfte fliegen.

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 14th Sepak Takraw Swiss Open, St. Jakobshalle (Halle 2), Sonntag ab 10 Uhr, Finalspiele ab 16 Uhr. Eintritt frei. Der Eingang der kleinen Halle ist wegen Bauarbeiten schwieriger zu finden. Einfach um die Halle Richtung Parkhaus und dann den Schildern folgen.

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