Gegnerische Fans, plötzlich vereint

Die Gewalt- und Sicherheitsdebatte führt auch in der Schweiz zu ganz neuen Koalitionen: Die angekündigte Klage gegen die geplanten Kontrollen rund um Sportveranstaltungen bereiten Fans verschiedener Clubs gemeinsam vor.

Gemeinsame Marschrichtung: Zumindest im Kampf gegen eine weitere Verschärfung der Kontrollen sind die Fans der gegnerischen Mannschaften vereint. (Bild: Keystone)

Die Gewalt- und Sicherheitsdebatte führt auch in der Schweiz zu ganz neuen Koalitionen: Die angekündigte Klage gegen die geplanten Kontrollen rund um Sportveranstaltungen bereiten Fans verschiedener Clubs gemeinsam vor.

Keine Rufe, keine Gesänge, kein Jubel, nichts. Nur Stille, während exakt 12 Minuten und 12 Sekunden. Dann: ein Riesenkrach. Diese speziellen Szenen gab es in der Deutschen Bundesliga zuletzt immer wieder und in allen Stadien. Die Aktion war ein Protest gegen noch mehr Kontrollen und Repression. Die  Deutsche Fussball-Liga hat ihr um­­strittenes Sicherheitspapier vor Kurzem aber dennoch verabschiedet. Nun werden die Proteste weitergehen.

Gegnerische Fans vereint im Widerstand: Das gibt es nicht nur in Deutschland. In der Schweiz sind die Vertreter verschiedener Fangruppierungen aus Basel, Bern, Zürich, Luzern und St. Gallen am Verhandeln, wann genau sie das Bundesgericht im Kampf gegen die weitere Verschärfung der Sicherheitsmassnahmen einschalten werden. Der Entscheid soll in den nächsten Wochen fallen. Der Anwalt für die abstrakte Normenkontrolle ist bereits bestimmt, es ist ein Zürcher. Die Koordination übernimmt ein Basler – SP-Grossrat und FCB-Fan Tobit Schäfer.

Politischer Widerstand

Das Unbehagen der Fans richtet sich gegen die Verschärfung des Hooligan-Konkordats. Darin sind eine ganze Reihe umstrittener Massnahmen geplant. Rigide Eintrittskontrollen etwa oder der Zwang für Gästefans, ein bestimmtes Transportmittel zu nutzen.

Politisch stösst das Konkordat vor allem in Basel auf Widerstand, wo die Behörden und der Club schon seit Längerem auf einen Dialog mit den Fans setzen und nicht auf Repression. Im Grossen Rat sind linke wie rechte Politiker gegen das Konkordat.

Und sie sind klar in der Mehrheit. Wahrscheinlich wird es im Parlament aber nicht einmal zu einer Abstimmung kommen, weil der neue Sicherheitsdirektor Baschi Dürr (FDP) ebenfalls ein Gegner ist. Im Wahlkampf hat er gegenüber der TagesWoche angekündigt, das Geschäft seines Vorgängers nach der Amtsübernahme bald einmal zu den Akten zu legen.

In den anderen Kantonen ist das Konkordat dagegen weitgehend unbestritten. Höchstens in Bern verspricht die Debatte noch Spannung. Gut möglich aber, dass der Umsetzung enge Grenzen gesetzt werden – durch die abstrakte Normenkontrolle beim Bundesgericht. Bei diesem Konkordat sei die Verhältnismässigkeit ver­loren gegangen, stellte der Basler Staatsrechtsexperte Markus Schefer bereits vor einem Jahr fest.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 21.12.12

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