In der Frage, wer denn nun Tabellenerster der Super League ist – nach Auffassung der TagesWoche der FC Basel – geht ein wenig unter, dass der FCB das beste Startviertel seit 2008 hingelegt hat.
Ein bisschen Verwirrung stiftet die Tabelle der Super League. Ist der FC Basel nun Spitzenreiter oder sind es die Grasshoppers? Die einen halten es so, der nächste anders im «virtuellen Streit um den Leaderthron». Die «Basler Zeitung» etwa führt den FCB als Tabellenzweiten hinter den punktgleichen Grasshoppers, die ein Spiel weniger ausgetragen haben. Online ist der FCB bei der «BaZ» im vom Zürcher «Newsnetz» gefütterten Auftritt allerdings Erster.
So halten es auch die «Neue Zürcher Zeitung», diverse Fussballportale und auch die «TagesWoche». Sie folgen der Auffassung, dass die Anzahl der absolvierten Spiele keine Rolle spielt. Der FCB und GC sind punktgleich, sie weisen sogar die selbe Tordifferenz (plus 8) aus, aber der FCB hat mehr Tore erzielt (16 gegenüber 13 der Grasshoppers).
Der «Blick» hat die Tabellenberechnung in seiner ihm eigenen Diktion («Tabellen-Wahnsinn») zum Thema gemacht und von der Swiss Football League (SFL) die Auskunft erhalten, dass die Anzahl der Spiele bedeutungslos ist.
«Da wurde etwas zum Problem, das eigentlich keines ist», sagt SFL-Sprecher Philipp Guggisberg zur TagesWoche. Entgegen der bisherigen Praxis in der Schweiz, wo virtuell die sogenannten «Minuspunkte» mit einbezogen wurden, hält es die SFL nun wie andere europäische Ligen und wertet nur die tatsächlich erzielten Punkte und Tore.
«Das haben wir nun so festgelegt», sagt Guggisberg und verweist darauf, dass sich die Spielbetriebsregularien lediglich auf den Stand am Saisonende beziehen. Die SFL führt die Basler online als Tabellenerster, wohingegen das Tabellenprogramm des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) in der Mobile-Version zu einem anderen Ergebnis kommt.
Das beste Startquartal seit Christian Gross
Wie auch immer: Der FC Basel hat ein gutes erste Saisonviertel hingelegt. Es ist sogar herausragend gemessen an den letzten vier Jahren: Letztmals 2008/09, der letzten Saison unter Christian Gross, stand der FCB zu diesem Zeitpunkt in der heimischen Meisterschaft so gut da. Allerdings verpasste er damals am Saisonende den Titel, wurde Dritter – und Gross musste gehen.
In den letzten vier Jahren holte der FCB zwar weniger Punkte, glich den Spätsommer-Blues aber jeweils durch zum Teil imposante Aufholjagden aus und wurde viermal in Serie Meister. «Wir wollen auch nicht immer das Messer am Hals haben», sagte Valentin Stocker am Mittwoch in Thun, wo das erste Quartal mit einem 2:0-Erfolg abgeschlossen wurde. Warum es dem FCB in dieser Saison besser läuft, dafür findet Stocker keine Erklärung: «Genauso wie man es nicht erklären kann, wenn es schlecht läuft.»
Spielerisches Steigerungspotenzial
Die guten Quartalszahlen nimmt Murat Yakin gelassen hin, die beste Zwischenbilanz seit Gross’ Zeiten auch: «Das nehmen wir gerne an.» Der Trainer pochte nach dem dünnen Auftritt in Thun auf eine weitere Steigerung seiner Mannschaft: «Wir sind spielerisch noch nicht da, wo wir sein wollen.» Und sein Sportdirektor Georg Heitz freut sich über Yakins Ehrgeiz: «Das Spiel in Thun war sicher nichts für das Auge eines Geniessers. Und ich finde es wunderbar, wenn der Trainer Ambitionen hat, die Mannschaft spielerisch zu verbessern.»
Viel Bedeutung will Heitz dem Zwischenrang 1 nicht beimessen: «Der Titel wird nicht nach fünf Spielen und auch nicht nach neun Spielen vergeben. Wir hatten die bekannten, immer wiederkehrenden Probleme in der ersten Phase, und angesichts dieser Umstände ist es eine ordentliche Bilanz.»
Murat Yakin hat eine neue Lehre aus den letzten Wochen und Monaten gezogen: «Ich weiss jetzt, was es bedeutet, im August Trainer des FC Basel zu sein.» Soll heissen: Umgehen damit, dass die Nationalspieler erst kurz vor dem ersten Saisonspiel wieder ins Training einsteigen. Umgehen damit, dass neue Spieler wie die Rückkehrer Behrang Safari und Matias Delgado ihre Anlaufzeit benötigen. Sich nicht aus der Ruhe bringen lassen durch den Wind, der durch das offene Transferfenster hereinweht, umgehen damit, dass Spieler weggekauft werden (Aleksandar Dragovic) oder ausgemustert werden (Raul Bobadilla) und neue Spieler hinzukommen.
«Wir haben alles gut gemeistert»
Deshalb findet Yakin: «Wir haben alles gut gemeistert.» Was man nach 16 Saisonspielen, einer einzigen Niederlage (1:2 daheim gegen den FCZ) und dem Erreichen der Champions League sowie dem Ausrufezeichen, dass die Mannschaft in London gesetzt hat ohen Widerspruch behaupten kann.
Ob er den FC Basel nun als Tabellenerster oder Zweiter sieht, ist Sportdirektor Heitz nach 9 von 36 Runden «eigentlich egal». Nur in einer Frage nicht, wie er augenzwinkernd zugibt: «Was die Prämienausschüttung anbelangt, fühlen wir uns natürlich nicht als Tabellenführer.»