Genf stellt den Serientäter

In einem Tohuwabohu endete die Partie in Genf: Tausende Fans der Grenats rannten nach Schlusspfiff auf das Spielfeld, um ihre Mannschaft für den 2:1-Erfolg über den Doublegewinner zu feiern. Für den FC Basel dagegen platzte eine Serie nach 26 Spielen ohne Niederlage.

FC Servette supporters invade the pitch to celebrate their team's victory after their Swiss Super League soccer match against FC Basel in Geneva, May 20, 2012. REUTERS/Valentin Flauraud (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/VALENTIN FLAURAUD)

In einem Tohuwabohu endete die Partie in Genf: Tausende Fans der Grenats rannten nach Schlusspfiff auf das Spielfeld, um ihre Mannschaft für den 2:1-Erfolg über den Doublegewinner zu feiern. Für den FC Basel dagegen platzte eine Serie nach 26 Spielen ohne Niederlage.

Wenn Alex Frei mit schlechter Laune nach einem Spiel in den Kabinengang stapft, muss etwas vorgefallen sein. Wenn er unflätig flucht, etwas ganz Besonderes. Ein bisschen geschockt schienen die FCB-Spieler, weil mit dem Spielende eine Flut von Zuschauern auf das Spielfeld einsetzte.

Es kam zwar niemand zu Schaden, weil es ein Platzsturm der Freude über die Europacup-Qualifikation des vor wenigen Wochen noch totgesagten Servette FC war. Und dennoch waren die Sicherheitsvorkehrungen lax und musste Alex Frei die Bemerkung loswerden, welchen Aufschrei es wohl geben würde, passierte Vergleichbares im St.-Jakob-Stadion. Das war nicht der einzige Grund für die Wallung beim FCB-Torjäger. Dazu mehr in der Box unten.

Im zweitletzten FCB-Spiel der Meisterschaft setzte Trainer Heiko Vogel auf eine grosse Rotation: Im Vergleich zum Cup-Final fand man in der Basler Aufstellung gerade mal drei Konstanten: Torhüter Yann Sommer, Joo-Ho Park sowie Valentin Stocker. Der prominente Rest bemannte zunächst die Ersatzbank – oder war wie Abraham, Dragovic oder Huggel gleich ganz zuhause geblieben.

Der FCB spielt nicht gut

Die Rekordjagd, die Möglichkeit, im 27. Spiel in Folge ungeschlagen zu bleiben, länger als je ein anderes Team in der obersten Schweizer Fussballliga, schien den Meister und Cupsieger nur noch bedingt zu motivieren. Jedenfalls reichte es nicht, den Reservisten guten Fussball oder grösseren Kampfgeist zu entlocken. Die neue Zusammenstellung brachte kaum Offensivaktionen, geschweige denn Torchancen zustande.

Die Gastgeber ihrerseits waren nicht gut, aber doch besser. Entsprechend verdient gerieten die in Weiss spielenden Rotblauen in der 17. Spielminute in Rücklage. Der von Benfica ausgeliehene Ishmael Yartey schoss, Radoslav Kovac fälschte unglücklich ab und Yann Sommer war auf dem falschen Fuss chancenlos. Der weitere Verlauf des ersten Durchgangs gebar keine weiteren Höhepunkte.

Lief die erste Halbzeit in Genf schlecht für den FCB, begann die zweite noch schlechter  – mit einer Roten Karte für Genséric Kusunga. Danach rappelten sich die Basler auf, «wir waren zu zehnt fast besser als zu elft», befand Philipp Degen hinterher durchaus richtig. Dennoch fiel der Ausgleich aus dem Nichts. Jacques Zoua nickte nach einem Eckball von Andrist ein.

Der Stolz der Genfer

Die seit der frühen Führung sehr passiven Genfer drücken aber noch einmal aufs Tempo. In der 85.Minute sprang Eudis in eine Flanke von Yartey, und gegen diese Direktabnahme war Sommer machtlos. Das 2:1 im letzten Saisonspiel der Genfer vor der Saison-Rekordkulisse von 21‘821 Zuachauern bedeutet einen Platz in der Europa League – und das ist mehr, als sie sich bis vor kurzem vorstellen konnten. Erst vor wenigen Tagen wurde der Konkurs abgewendet. Deshalb war die Freude bei Hugh Quennec nachvollziehbar. Erst besorgte der Servette-Präsident seinem Sohn aus der Basler Kabine ein Trikot von Alex Frei, dann meinte er: «Ich bin stolz auf unsere Mannschaft.»

Der FCB dagegen verpasste eine historische Serie, zu der schon ein Unentschieden gereicht hätte. 27 Spielen ohne Niederlage in einer Saison hat noch kein Club in der Nationalliga A oder Super League geschafft. Somit halten den Rekord gemeinsam die Grasshoppers der Saison 1981/82 und seit Samstag vor acht Tagen der FCB mit je 26 Partien.

So «eher nebensächlich» (Heiko Vogel) die Basler Serie angesichts der fantastischen Saison mit dem Champions-League-Achtelfinal, dem Gewinn der Meisterschaft und des Cups auch war, so meinte Marco Streller dennoch etwas enttäuscht: «Jede Niederlage schmerzt. Wir kennen das Gefühl zu verlieren ja gar nicht mehr.» Für Heiko Vogel ist es als verantwortlicher Trainer des FC Basel sogar völlig neu: Er hatte bis anhin noch kein einziges Wettbewerbsspiel auf nationaler Ebene verloren, war darüber jedoch auch nur bedingt bestürzt: «Das Ende der Serie ist traurig und schade.» Mehr aber auch nicht.

Am Mittwoch schon wird wieder gefeiert beim FCB. Dann gibt es nach dem Saison-Kehrausspiel gegen die Young Boys (20.15 Uhr) im St.-Jakob-Park den Meisterkübel. Mit anschliessender Generalversammlung auf dem Barfüsserplatz.

 Alex Frei und Ueli Maurer

Die Wogen, die der Cupfinal aufgeworfen hat, waren am Sonntag im Stade de Genève noch zu spüren. Alex Frei geht die Berichterstattung über den Cupfinal gegen den Strich. Zum einen die Diskussionen um nicht gegebene Elfmeter für Luzern und andere strittige Szenen: «Es ist ja fast so, als ob wir uns für den Cupsieg entschuldigen müssten», sagte Frei.

Und dann ist da noch Aleksandar Dragovics Übersprungshandlung. Für den mehrfachen Klaps des Österreichers auf den Hinterkopf von Ueli Maurer während der Cup-Übergabe am Mittwoch in Bern haben sich die Basler beim Bundesrat entschuldigt. Und Maurer nimmt die Angelegenheit offenbar auch nicht allzu krumm.

Der bald 33-jährige Frei hat dem 21-jährigen Dragovic intern den Kopf gewaschen («Das geht absolut nicht, das habe ich ihm ganz klar gesagt, und ich hoffe, dass er daraus lernt»), er fordert aber von denen, die sich moralisch erheben, gleichzeitig, «dass man dann auch seine Arbeit moralisch und ethisch bewerten muss». Und mit «seine Arbeit» meinte Frei nichts anderes als die politische Arbeit des SVP-Bundesrates.

 

Super League, 35. Runde
Servette Genf–FC Basel 2:1 (1:0)

Stade de Genève. – 21‘821 Zuschauer. – SR Ouschan/Österreich.

Tore:
12. Yartey 1:0 (sein Schuss aus 14 Metern wird in halblinker Position vom Kovac unhaltbar abgefälscht)
62. Zoua 1:1 (Kopfball auf Corner Andrist)
85. Eudis 2:1 (Servettes einzige Sturmspitze lenkt eine Yartey-Flanke gegen den Lauf von Sommer ab)

Rote Karte: 51. Kusunga (Notbremse)

Verwarnungen: 22. Kusunga (Foul), 67. De Azevedo (Foul), 77. Degen (Foul), 78. Moubandje (Unsportlichkeit), 90. Streller (Foul), 92. Rüfli (Foul).

Servette FC: Gonzalez; Routis (66. Karanovic), Roderick, Schneider, Moubandje; Kouassi, Nater (69. Pizzinat); Rüfli, De Azevedo (77. Moutinho), Yartey; Eudis.
FC Basel: Sommer; Degen, Kovac, Kusunga, Park; Andrist (70. Shaqiri), Yapi, Cabral, Stocker (75. Streller); Fabian Frei (87. Alex Frei), Zoua.

Bemerkungen: Servette ohne Baumann, Diallo, Esteban, Carlos Saleiro (verletzt); FCB ohne Colomba, Chipperfield, Voser, Ajeto, Jevtic (verletzt), Abraham, Dragovic, Huggel (nicht im Aufgebot).

 

Die Tweets zum Spiel

(Unsere Sportkollegen gaben alles, um live zu twittern, kämpften aber teilweise mit technischen Problemen – das tut uns Leid)

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Artikelgeschichte

Im Vergleich zur ersten Version des Textes wurde in der Box («Alex Frei und Ulei Maurer») präzisiert, dass Alex Frei mit «seine Arbeit bewerten» die Arbeit von Bundesrat Ueli Maurer meint.

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